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Kultur
28.03.2025
28.03.2025 06:29 Uhr

Höllenfahrt der Psychopathen

Im Kino Leuzinger läuft der sehenswerte Dokumentarfilm zum Niedergang der Credit Suisse
Im Kino Leuzinger läuft der sehenswerte Dokumentarfilm zum Niedergang der Credit Suisse Bild: zVfg
«Game Over» heisst die Doku über den Niedergang der Credit Suisse. Der Film läuft im Kino Leuzinger und ist ein Lehrstück über Arroganz, Inkompetenz und dissoziales Verhalten.

Bequem ist nur der Sessel in der ersten Vorstellung am Donnerstagabend im Kino Leuzinger. Was auf der Leinwand in den ganzen 104 Minuten auf den Kinobesucher wartet, ist lehrreich und klatscht dem Zuschauer die sprachlos machende Skrupellosigkeit ins Gesicht, mit welcher sich die obersten Kader der damaligen Bank über alle Regeln hinwegsetzten.

Düsternis der Schweizer Bankenwelt

Zwei Jahre nach dem dramatischen Kollaps der Credit Suisse bringt der Dokumentarfilm «Game Over – Der Fall der Credit Suisse» die erschütternde Geschichte einer der einst mächtigsten Banken der Schweiz auf die Leinwand. Basierend auf den Recherchen des Investigativ-Journalisten Arthur Rutishauser und unter der Regie von Simon Helbling, deckt der Film die Mechanismen von Gier, Grössenwahn und Verantwortungslosigkeit auf, die zum Untergang der Traditionsbank führten.

Von Chiasso bis zum finalen Sturz

Der Film startet mit dem Chiasso-Skandal, bei dem die damalige Schweizerische Kreditanstalt (SKA) durch dubiose Geschäfte beinahe in den Abgrund gerissen wurde. Dieses Desaster legte den Grundstein für eine Unternehmenskultur, die von Hochrisikobereitschaft und Profitgier geprägt war. Der Film zeichnet die Entwicklung der Bank nach, von den riskanten Expansionen unter Rainer E. Gut bis hin zu den jüngsten Skandalen um Greensill und Archegos, die schliesslich das Ende der Credit Suisse besiegelten.

Keiner der Banker, welche den Tod der CS verursachten, wurde bis heute zur Rechenschaft gezogen. Die Justiz schaut weg, wie der ehemalige Tessiner Staatsanwalt Paolo Bernasconi kritisiert.

Banken-Schach: Könige und Bauern

«Game Over» gibt nicht nur ehemaligen Managern wie Oswald Grübel und Joe Ackermann eine Plattform, sondern lässt auch Opfer der Bankpraktiken zu Wort kommen. Besonders eindrücklich sind die Schilderungen eines Schweizer Privatbankers, der aufgrund der Offshore-Geschäfte der Bank seit Jahren mit internationalen Haftbefehlen konfrontiert ist und die Schweiz nicht mehr verlassen kann. Auch die verheerenden Auswirkungen der sogenannten Tuna-Bonds in Mosambik werden beleuchtet, die ein ohnehin armes Land in eine noch tiefere Krise stürzten. 

Sehenswert!

Für alle, die sich für die Hintergründe eines der grössten Finanzskandale der Schweiz interessieren und verstehen möchten, wie eine Institution von solchem Kaliber durch den Irrsinn ihrer Kader zu Fall gebracht werden konnte, bietet «Game Over» einen schonungslosen und aufschlussreichen Einblick. 

 

Markus Arnitz, Linth24