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Rapperswil-Jona
11.11.2024
17.11.2024 08:40 Uhr

Schwanen und Polenmuseum: Verlust und Enttäuschung

Piotr Mojski, Präsident der polnischen Kulturstiftung Libertas: «Schwache Vereinbarung» mit Rapperswil-Jona
Piotr Mojski, Präsident der polnischen Kulturstiftung Libertas: «Schwache Vereinbarung» mit Rapperswil-Jona Bild: Markus Arnitz, Linth24
Die «Freunde des Polenmuseums» Rapperswil, sind enttäuscht – vom polnischen Staat und vom Stadtrat von Rapperswil-Jona. Im Hotel Schwanen wurden sie ausquartiert.

Heuer trafen sich die Mitglieder des Vereins der «Freunde des Polenmuseums» statt im Frühjahr erst am letzten Samstag. Und das nicht im Hotel Schwanen, das der Staat Polen fürs Polenmuseum gekauft hatte, sondern in der Hochschule OST.

Auszug aus dem Schloss

Die Verspätung und der fremde Versammlungsort war die Folge einer Odyssee, welche das Polenmuseum in seinen Grundfesten erschüttert. Im Mai 2022 erfolgte – nach 140 Jahren – der unfreiwillige Auszug des Museums aus dem Schloss Rapperswil. Doch als der Staat Polen danach im Sommer 2022 das Hotel Schwanen am Rapperswiler Seequai für ein neues Polenmuseums kaufte, war für sie die Welt wieder in Ordnung.

Schlechte Absicherung

Zur Absicherung des Museums wurde mit dem Stadtrat von Rapperswil-Jona zusätzlich noch eine «Vereinbarung» abgeschlossen. Darin verpflichteten sich die Polen, im Schwanen ein Hotel mit Restaurant und ein Polenmuseum zu realisieren und dafür bei der Stadt gleich nach dem Kauf ein Baugesuch einzureichen. Um das zu ermöglichen, löschte der Stadtrat auf dem Grundbuchamt die auf dem Schwanen lastende Pflicht, das Haus sei ausschliesslich als Hotel mit Restaurant zu führen.

«Verrat» und Stadtrat

Doch trotz dieser Vereinbarung passierte nichts. Für die neue polnische Regierung unter Donald Tusk ist der Schwanen kein Thema. Das polnische Kulturministerium teilte dementsprechend mit, es gebe darin kein Polenmuseum. 
Der Museums-Vorstand nannte dies an seiner Generalversammlung einen «Verrat».

Aber auch der Stadtrat kam schlecht weg. Piotr Mojski, Präsident der Kulturstiftung Libertas, sagte erbost und verärgert, der Stadtrat habe mit den Polen zum Schwanen eine schwache, jederzeit kündbare Vereinbarung abgeschlossen. Darum könne sich die Regierung jetzt über alle Abmachungen hinwegsetzen.

  • v.l.n.r. Marek Minarczuk, Geschäftsträger der polnischen Botschaft in Bern; Marek Wieruszewski, abtretender Vereinspräsident; Anna Buch mann, Direktorin Polenmuseum; Piotr Mojski, Präsident Stiftung Libertas; Piotr Kulikowski, neuer Vereinspräsident. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Generalversammlung Verein der Freunde des Polenmuseum im Hörsaal der OST Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • v.l.n.r. Anna Buchmann, Direktorin Polenmuseum; Piotr Mojski, Präsident Stiftung Libertas; Marek Wieruszewski, Präsident Verei8n der Freunde des Polenmuseum Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Aufmerksamer Zuhörer: Marek Minarczuk, Geschäftsträger der Botschaft Polens in Bern. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Anna Buchmann informierte die Mitglieder über die vielfältigen Aktivitäten des Polenmuseums. «Man kann nicht sagen, wir machen nichts.» Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Vereinspräsident Marek Wieruszewski meinte, die Situation mit dem Polenmuseum sei ein Debakel. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Piotr Mojski, Präsident der Stiftung Libertas, sprach Klartext zur politischen Situation rund um den Schwanen. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Marek Minarczuk, Geschäftsträger der polnischen Botschaft in Bern, informierte über einen möglichen Besuch der polnischen Kulturministerin. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Piotr Kulikowski wurde als neuer Vereinspräsident gewählt. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Finanzfachmann Piotr Kulikowski ist neuer Präsident des Vereins der Freunde des Polenmuseums. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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Reichhaltiges Programm

Im Jahresrückblick informierte Museums-Direktorin Ana Buchmann über die Vereins-Aktivitäten. Er betreibe ein reichhaltiges Programm an Veranstaltungen, Konzerten, Seminaren und Workshops an Schulen – und betreue auch noch die Bibliothek und das Polen-Archiv im Burghof am Hauptplatz.

Das Schwanen-Debakel

Vereinspräsident Marek Wieruszewski führte durch die Traktanden. Man verfüge dank der Stiftung Libertas über eine wirtschaftlich gesunde Basis. Jedoch fehlten mit dem Ausfall des Museums bedeutende Einnahmen.
Nachdem alle Anträge einstimmig angenommen wurden, verzichtete Wieruszewski dann aber auf eine Wiederwahl. Er sei «irreparabel enttäuscht». Das Debakel um den Schwanen sehe er als Niederlage. Auf ihn folgt als Präsident Finanzfachmann Piotr Kulikowski. 

Kein Interesse am Schwanen

Die Versammlung war ein hartes Ringen. Immer wieder wurde ausgeführt, dass die polnische Regierung aufgrund der geopolitischen Probleme und Unwetterkatastrophen kein Interesse mehr am Schwanen habe. Das führte nun auch zu einem Zwist zwischen dem Museums-Verein und dem Schweizer Pilecki-Institut, die den Schwanen für den Staat Polen gekauft hatte. Der Museums-Verein, so wurde an der GV kolportiert, wolle mit dem Institut, einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) im Besitz des Staates Polen,  nichts mehr zu tun haben.

Signal aus Bern

An der Versammlung war auch Marek Minarczuk, Geschäftsträger der polnischen Botschaft in Bern zugegen. Er sagte, die Entscheidung zum Museums-Verzicht sei rein finanzieller Natur. Die Kulturministerin habe ihm aber angedeutet, dass sie anfangs 2025 nach Rapperswil komme. Sie sei an einer Lösung interessiert. 
Beim Apéro nach der Versammlung wurde weiter intensiv über eine Lösung zur neuen Standortfrage des Polenmuseums diskutiert.

Markus Arnitz, Linth24