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Eishockey
26.09.2019
26.09.2019 20:10 Uhr

SCRJ: Die Auferstehung

Foto: Thomas Oswald, http://www.hockeypics.ch
Foto: Thomas Oswald, http://www.hockeypics.ch
Manch ein Hockey-Freund reibt sich die Augen, angesichts der wundersamen Wende bei den Rapperswil Jona Lakers. Viel weisst darauf hin, dass es mehr als ein Strohfeuer ist.

In einem Punkt waren sich praktisch alle Hockeyexperten bei ihren Saisonprognosen einig: Die Lakers sind auch diese Saison für den Rest der Liga nur «Kanonenfutter». Alles andere als der letzte Tabellenplatz käme einer Überraschung gleich.

Nun gut, es sind erst fünf Runden in der neuen Saison absolviert, doch den einen oder anderen Experten dürfte der Saisonstart der Lakers verblüffen. Steht man doch mit 9 Punkten auf dem 4. Platz der aktuellen Tabelle.

Noch erstaunlicher ist die Tatsache, dass man die bisherigen Punkte neben Ambri auch gegen Spitzenteams wie Biel, die Lions und den EVZ einfahren konnte.

Ist der gute Start in die Saison nur ein Strohfeuer oder hat die Mannschaft sogar Potential für die Playoffs? Folgende Einschätzung meinerseits hierzu:

Die Lakers wurden schlechter gemacht, als Sie es waren

Keine Frage, die letzte Saison war schlecht! Das Team von Jeff Tomlinson wurde Tabellenletzter und hatte schlussendlich noch Glück, nicht gegen Langenthal die Ligaquali bestreiten zu müssen.

Der Grundstein für das letztjährige Debakel wurde damals zu Saisonbeginn gelegt. Das Team startete mit nur zwei Swiss League-tauglichen Ausländern und stand nach fünf Spielen immer noch punktelos da. Dieses Manko war nicht mehr wettzumachen. Die vielen Niederlagen setzten sich zudem in den Köpfen der Spieler fest und ein «Loser-Gen» entwickelte sich.

Und trotzdem behaupte ich, die Qualität im letztjährigen Team war besser als es das Endresultat zeigte. Viele Spiele verliefen eng und mit ein wenig Glück wären mehr Punkte möglich gewesen.

Kevin Clark im Spiel gegen den EV Zug. (Foto: Thomas Oswald)

Der Verein zog die richtigen Schlüsse aus der letzten Saison

Die Lakers haben für dieses Jahr mit Niklas Gällstedt den richtigen Assistenztrainer für die Stabilisierung der Lakers Defensive verpflichtet. Dem Team wurde ein Konzept eingeimpft, welches bisher hervorragend umgesetzt wird. Zweikampfverhalten und Stellungsspiel in der eigenen Zone sowie die Angriffsauslösung sind nicht mehr zu vergleichen mit dem letzten Jahr.

Mit Jannick Steinmann hat man einen jungen, hungrigen Sportchef verpflichtet, der akribisch und gewinnbringend das Zepter übernommen hat.

Und zum Schluss startet man mit fünf Importspieler in die Saison. Wie wichtig dies ist, weiss man seit letzter Saison. Die bisherigen Resultate bestätigen das.

Die Importspieler treffen, die Defensive hält dicht

Während letzte Saison mit Casey Wellman der erste Spieler der Lakers auf Rang 48 der Scorerliste figurierte, findet man aktuell deren drei in den ersten zehn.

Die Tore welche letzte Saison einfach nicht fallen wollten, erzielt man plötzlich aus allen Lagen. Allen voran die Importspieler kennen keine Ladehemmungen: von bisher 14 erzielten Toren steuerten sie deren elf bei. Dies ist ein ungemein wichtiges Puzzleteil für den erfolgreichen Saisonstart der Rapperswiler.

Auf der anderen Seite hält auch die Defensive der Lakers dicht: in fünf Spielen erhielt man lediglich elf Gegentore. Das ist Ligaweit der dritte Platz.

Zu verdanken hat man dies einerseits einem deutlich verbesserten Verhalten in der eigenen Zone, und zum anderen Melvin Nyffeler. Der sichere Rückhalt der Lakers hat bereits zwei Shoutouts auf seinem Konto und auch die Abwehrquote von 92.3% lässt sich sehen. Wann endlich flattert Nyffi ein Aufgebot der Nationalmannschaft ins Haus?

Melvin Nyffeler pariert einen Puck des EV Zug (Foto: Thomas Oswald)

Überlegte Transferpolitik und ein Hauch von Weltklasse

Der Verein hat sich während der Sommerpause geschickt verstärkt. Ohne Stars, dafür aber mit Spielern, die Schwachpunkte reduzieren und in die Spiel-Philosophie passen.

Mit Vukovic hat man Helbling zu mehr als 1:1 in der Defensive ersetzt. Dominik Egli verstärkt das Team mit seiner unglaublichen Übersicht. Zudem macht er als Blueliner das Powerplay unberechenbarer.

Andre Rowe ist bereits der Leader im Team und zudem ein Center der scort.

Nico Dünner ist ein unauffälliger Wühler, der unzählige Pucks ausgräbt und mit seinem Einsatzwillen gefällt.

Zu guter Letzt haben die Rapperswiler mit der Verpflichtung von Roman Cervenka einen veritablen Top-Transfer getätigt. Was der Tscheche derzeit aufs Eis zaubert, lässt jedes Eishockeyherz höher schlagen - Ein Hauch von Weltklasse in Rapperswil.

Was in dieser Saison möglich ist

Die einzelnen Zahnräder greifen derzeit hervorragend ineinander.
Selbstvertrauen und Teamspirit sind intakt.
Jeder im Team weiss im Detail was er zu tun hat und tut dies vorzüglich.

Doch Vorsicht ist geboten! Viele Teams spielen derzeit noch unter ihren Möglichkeiten. Zweifelsohne werden dies die Rapperswiler noch zu spüren bekommen. Es wird auch wieder Niederlagen geben. Auch bezüglich Tabelle bezweifle ich, dass man die jetzige Position halten kann

Doch ebenso wage ich die Prognose, dass man am Ende dieser Saison nicht am Tabellenende stehen wird.

Das Team beweist derzeit zu was es fähig ist. Jeder Punkt, den man jetzt einfährt kann nicht mehr genommen werden.

Bleiben die Lakers von der Verletzungshexe verschont, dann werden sie diese Saison keinen Playoutfinal bestreiten.

Scoren die Importspieler derart konstant weiter und hext Melvin Nyffeler weiterhin auf diesem Niveau, ja dann wird manch ein Hockeyexperte die Rapperswil Jona Lakers Ende Saison vergeblich in der Zwischenrunde suchen.

Dani «Shorthand» Altorfer, Linth24