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Kultur
28.10.2024

100-jähriges Mosaik restauriert

 Im Jahr 1917 wurde die Pfarrkirche um ein Joch verlängert (l.). Das Mosaikbild entstand mit der Erweiterung der Kirche (Mitte). Die Bilder rechts (oben vorher – Mitte nachher) zeigen den Erfolg der Restauration.
Im Jahr 1917 wurde die Pfarrkirche um ein Joch verlängert (l.). Das Mosaikbild entstand mit der Erweiterung der Kirche (Mitte). Die Bilder rechts (oben vorher – Mitte nachher) zeigen den Erfolg der Restauration. Bild: LinthSicht, Nr. 111/Oktober 2024
Nach dem Hagelschaden an einem Mosaik an der Pfarrkirche St. Peter und Paul, wurde dieses nun aufwändig restauriert. «Der gute Hirt» erstrahlt jetzt wieder in neuem Glanz.

Das hohe Gerüst an der Kirche wies viele Benknerinnen und Benkner darauf hin, dass zuoberst an der Westwand der Pfarrkirche ein Kunstobjekt angebracht ist. Der Hagel im Sommer 2021 setzte dem Glasmosaik an der Kirche St. Peter und Paul stark zu. Sichtbar wurde der Schaden nach dem Hagel mit den vielen Mosaikbruchteilen am Boden.

In den vergangenen Wochen restaurierten Spezialisten von der Firma Fontana & Fontana AG, Jona, fachmännisch das über hundertjährige Mosaikbild «Der gute Hirt».

Restauration von «Der gute Hirt»

Kirchen oder Klöster sind markante Gebäude. Sie prägen über Jahrhunderte unvergleichlich ein Dorfbild. Baustile, Stuckaturen, Gemälde, Statuen oder Mosaike sind Zeugen von früher oder heute.

Es gehört zu den Aufgaben der Trägerschaften, diese wertvollen Gebäude und deren Kunstobjekte für die Zukunft zu erhalten.

So hat auch der Kirchenverwaltungsrat seine Aufgabe wahrgenommen und eine Restaurierung des Mosaiks veranlasst. 

Offene Fugen und fehlende Glasteile machten das Mosaik angreifbar. Im Winter kann eindringende Feuchtigkeit gefrieren, und die Volumen-Vergrösserung sprengt die Mosaikteile. Um den Schaden nicht noch weiter auszudehnen, war eine Restaurierung notwendig.  

Spezialisten am Werk 

Bevor die Restauratoren in luftiger Höhe ans Werk gehen konnten, musste die Gerüstbaufirma Elmer, Benken, ein 26 Meter hohes Fassadengerüst erstellen.

Restaurierungsarbeiten sind für die Firma Fontana & Fontana AG, Jona, nichts  Besonderes. Nach einem heftigen Hagelschaden ein farblich schön gestaltetes Glasmosaik auf Augenhöhe vor sich zu haben, war aber für sie aussergewöhnlich. Es zeigt bildlich die Naturgewalt. Die Erhaltung dieses Kunstwerks an dieser exponierten Lage war selbst für sie eine Herausforderung.

Eine Puzzle-Arbeit

Zuerst musste das Mosaik gereinigt werden. Es war stark mit Algen befallen. Bei einem Mosaik wird das Regenwasser wie auch das Tauwasser durch die verschiedenen Oberflächenhöhen nicht abgeleitet. Der Algenbefall musste chemisch und soweit wie möglich auch mechanisch abgetötet und entfernt werden.

Lose Teile wurden abgenommen und zusammen mit den nach dem Hagelwetter eingesammelten Glasteilchen gereinigt. Anschliessend wurde auf den freien Flächen der Grundputz ausgebessert und der Haftputz aufgetragen. Alle noch vorhandenen Glasmosaikteile wurden am richtigen Ort in frischen Putz eingesetzt. Der Fugenbereich wurde säuberlich mit Fugenkitt vermörtelt. In Bereichen, wo das  Mosaikteilchen gänzlich fehlte, wurde der fehlende Teil aufgemalt. 

Diese Arbeiten wurden von langjährigen Restauratoren der Fontana & Fontana AG unter der Leitung von Sylvia Fontana, Restauratorin MA, ausgeführt.

Die Kirche war zu klein

Das Mosaikbild entstand mit der Erweiterung der Pfarrkirche im Jahre 1917. Wegen Platzmangels für die Gläubigen an Sonn- und Feiertagen und auf Bestreben von Pfarrer Jakob Graf sowie mit der Aufmunterung des bischöflichen Ordinariats beschlossen die Kirchgenossen am 14. Januar 1917 eine Erweiterung der Pfarrkirche um  7 ½ Meter nach Westen.

Nach den Plänen von Architekt A. Rimli, Frauenfeld, wurden diese Arbeiten von Handwerkern umgehend aus geführt.  

Mosaikbild eines bekannten Künstlers

Um die Bedeutung des Haupteinganges der Pfarrkirche zu unterstreichen und die hohe Wand aufzuwerten, erstellte Richard Arthur Nüscheler, 1877 – 1950, Boswil AG, das aussagekräftige Mosaikbild «Der gute Hirt» in der Grösse von 2.30 x 4.50 Metern.

Die Glasmosaikteile sind zwischen zwei bis vier Millimeter dick. Sie bestehen aus einem durchgefärbten Glas, teilweise aus zwei verschiedenen Glasfarben, welche übereinanderliegen. Auf dem Grundputz folgte ein Feinputz, in welchem die Mosaikteile platziert wurden. Die Fugen wurden hell verputzt.

Richard Arthur Nüscheler war zu jener Zeit ein renommierter Glasmaler, Heraldiker, Maler und Restaurator. Er restaurierte zum Beispiel den Glasgemäldezyklus aus dem Jahr 1340 im Chor der Klosterkirche Königsfelden AG und die Glasfenster von Notre-Dame de Valère in Sitten.

Überdies malte er zahlreiche Kirchenfenster sowie Wand- und Altarbilder. Bei der Innenrenovation unserer Pfarrkirche im Jahr 1911 gestaltete er die Chorfenster mit Bildern von St. Gallus und St. Otmar. Diese farbigen Chorfenster wurden im Jahre 1963 bei der Erneuerung der Heizung und der undichten Kirchenfenster entfernt.  

Gemäss seiner Werkliste malte er im Jahr 1911 in der Kirche Schänis zehn figürliche Wandbilder mit der Legende aus dem Leben von Laurentius und Sebastian sowie zwei Altarbilder, in den Jahren 1914/1915 die Kreuzwegbilder in der Kirche Reichenburg.

Kirchgemeinde Benken, LinthSicht, Nr. 111/Oktober 2024