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Kolumne
26.10.2024
26.10.2024 06:18 Uhr

Börse im Schatten vor US-Wahlen

Christopher Chandiramani zu den Aussichten: «Bei fallenden Zinsen werden Aktien wieder interessanter im Gegensatz zu Anleihen und Bankkonten.»
Christopher Chandiramani zu den Aussichten: «Bei fallenden Zinsen werden Aktien wieder interessanter im Gegensatz zu Anleihen und Bankkonten.» Bild: Linth24
Bei den US-Wahlen wird ein knapper Ausgang erwartet. Unsicherheit nimmt zu. Nordkorea-Truppen in Russland machten nervös, US-Zins irritierte. SMI minus 1.3 Prozent: 12'184 Punkte.

Der Schweizer Stellenmarkt stabilisiert sich. So ist im dritten Quartal die Zahl der freien Stellen gemäss dem Stellenvermittler Adecco gegenüber dem Vorjahr deutlich geschrumpft, gegenüber dem Vorquartal hat sie hingegen zugenommen. Dies zeigt auch der «Swiss Job Market Index». Gemäss der Auswertung ist die Anzahl offener Jobs im dritten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 12 Prozent zurückgegangen. Gegenüber dem zweiten Quartal resultierte jedoch ein Plus von 2 Prozent.

Die schweizerische Bankier-Vereinigung beurteilt die Massnahmen für systemrelevante Banken als kritisch. Nach dem CS-Untergang gibt es viele neue Regulierungsvorschläge, die Bankenbranche teilt jedoch nicht alle. Sie warnt vor möglichen Wettbewerbsnachteilen. Besonders die Eigenmittelverschärfungen stehen im Fokus, welche gewinnschmälernd wären.

Die Preise für Wohneigentum steigen ungebremst. Gründe sind nicht nur höhere Mieten und tiefere Finanzierungskosten, sondern auch die anhaltende Bevölkerungszunahme. In den zurückliegenden vier Quartalen betrug das Preiswachstum bei Eigentumswohnungen 4.8 Prozent, bei Einfamilienhäusern 3.5 Prozent. Speziell bei Eigentumswohnungen hat sich die Preisentwicklung beschleunigt: Die Zunahme um 4,8 Prozent liegt über dem Zehnjahresdurchschnitt von 2.7 Prozent. Leicht unter dem Trend des vergangenen Jahrzehnts sind die Preise für Einfamilienhäuser geklettert.

Unternehmensnachrichten

Der Hersteller von Computerzubehör Logitech ist optimistisch. Im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2024/25 hebt der Computerzubehörhersteller den erst im ersten Jahresviertel erhöhten Ausblick erneut an. Der Umsatz in den Monaten Juli bis September stieg um 6 Prozent auf USD 1.12 Mrd. Der um die Kosten im Zusammenhang mit Übernahmen und Restrukturierungen bereinigte operative Gewinn erhöhte sich 5 Prozent auf USD 192.8 Mio.

Der Umsatz des Pharmakonzerns Roche stieg in den ersten neun Monaten 2024 um 2 Prozent von CHF 44.8 Mrd. auf 45 Mrd. Zu konstanten Wechselkursen sind die Verkäufe um 6 Prozent gestiegen. Die Pharmasparte lieferte einen Umsatz von CHF 34.3 Mrd. – ein Plus von 3 Prozent. Diagnostika setzte CHF 10.7 Mrd. um, etwa gleich viel wie im Zeitraum des Vorjahres.

Der Logistikkonzern Kühne+Nagel erhöhte im dritten Quartal den Nettoumsatz um 19 Prozent auf CHF 6.49 Mrd. Der um die volatilen Frachtraten bereinigte Rohertrag stieg um 5 Prozent auf CHF 2.19 Mrd. Der operative Gewinn (Ebit) nahm um 2 Prozent auf CHF 455 Mio. zu, der Reingewinn erhöhte sich um 6 Prozent auf CHF 339 Mio.

Abschwächung in der Autoindustrie: Der Umsatz des Zulieferers und Kunststoffspezialisten Ems-Chemie sank von Januar bis September um 6.3 Prozent auf CHF 1.59 Mrd. Bereinigt um Währungseffekte verminderten sich die Verkäufe um CHF 2.4 Prozent. Für das Gesamtjahr wird ein Betriebsergebnis (Ebit) etwas über Vorjahr erwartet, bei einem Umsatz leicht unter Vorjahr.

Der Apothekenkonzern Galenica ist in den ersten neun Monaten des Jahres weiter gewachsen, und der positive Ausblick wurde bestätigt. Der Umsatz der Gruppe stieg auf CHF 2.9 Mrd. (+4.1 Prozent). Für das dritte Quartal ergibt das einen Umsatz von rund CHF 964 Mio. Das Unternehmen profitierte auch vom Beginn der Grippesaison.

Der Zementkonzern Holcim hat im dritten Quartal trotz weniger Umsatz mehr verdient. Der Ebit stieg um 4.6 Prozent auf CHF 1.67 Mrd. Die Ebit-Marge kletterte auf eine neue Bestmarke von 23.5 Prozent. Dagegen schrumpfte der Umsatz um 3 Prozent auf CHF 7.2 Mrd. wegen der Frankenstärke. Für das Gesamtjahr hält sie an den Zielen fest. Der Umsatz soll im niedrigen einstelligen Bereich in lokaler Währung wachsen. Die Kotierung des Nordamerikageschäfts von Holcim soll im ersten Halbjahr 2025 stattfinden.

Der Bauchemie- und Klebstoffhersteller Sika hat mit seinen Neunmonatszahlen die Erwartungen nicht ganz erfüllt. Der Umsatz stieg nur 5.5 Prozent auf rund CHF 8.92 Mrd. (erwartet 8.94 Mrd.). Ohne die Währungseffekte betrug das Umsatzplus rund 9 Prozent. Dank Synergieeffekten durch die Übernahme von MBCC und dank Effizienzsteigerungen konnte Sika das operative Ergebnis (Ebitda) um über 13 Prozent auf CHF 1.7 Mrd. Fr. erhöhen. Die Ebitda-Marge verbesserte sich auf 19.1 Prozent. Unterm Strich verdiente das Baarer Unternehmen aus CHF 922.6 Mio. – einen Viertel mehr als im Vorjahreszeitraum. 

Aussichten

Am 5. November finden die US-Präsidentschaftswahlen statt, ein Kampf zwischen den Demokraten und Republikanern. Das Rennen ist noch offen. Beobachter rechnen mit einem sehr knappen Ergebnis. Die erwarteten Zinsreduktionen haben Einfluss auf die Währungen, USD stärker, EUR schwächer. Man geht davon aus, dass die Zinsen in Europa demnächst tiefer sein werden als in den USA. Die Wirtschaftsdynamik in Deutschland und Frankreich nimmt stark ab, was eine europäische Lockerung der Geldpolitik beschleunigt. Unsere Schweizer Nationalbank hat ebenfalls weitere Leitzinserhöhungen noch in diesem Jahr angekündigt. Bei fallenden Zinsen werden Aktien wieder interessanter im Gegensatz zu Anleihen und Bankkonten. Schweizer Aktien bieten derzeit gute Chancen. Von niedrigen oder negativen Realzinsen profitieren vor allem Aktien mit hoher Dividendenrendite. Zu diesen gehören bekannte SMI-Unternehmen wie Swisscom, Roche, Novartis, Nestlé, Zurich Insurance, Swiss Re und Swiss Life.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Linth24