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Kolumne
24.02.2024
24.02.2024 06:51 Uhr

Nestlé-Abschluss stört Börse

Die Unternehmensabschlüsse verstärken laut Christopher Chandiramani die Volatilität bzw. die Schwankungen an der Börse in beide Richtungen.
Die Unternehmensabschlüsse verstärken laut Christopher Chandiramani die Volatilität bzw. die Schwankungen an der Börse in beide Richtungen. Bild: Linth24
Unter den Jahresabschlüssen 2023 der Woche gefielen die Zahlen von Versicherungen; Nestlé-Aktien brachen ein. Zudem verunsicherte eine Aussage der US-Notenbank. SMI: 11'497 Punkte.

Widersprüchliche Signale: Monatelang spekulierte man über erste Zinssenkung in den USA, mittlerweile scheint eine Erhöhung der Zinsen wegen der hartnäckigen Inflation durchaus möglich. An den Aktienmärkten wäre das nicht eingepreist. An den Märkten rechnete man für 2024 aber damit, dass die US-Notenbank die Zinswende einleiten würde. Über deren genauen Zeitpunkt sowie den Umfang der Zinssenkung wird derweil gerätselt. Ex-Fed-Chef Robert Kaplan rechnet mit drastischeren Zinssenkungen als erwartet. In Europa zeigt sich die EZB zuversichtlich, dass ein Sinken der Inflation in Richtung des Zielwerts von 2 Prozent in Reichweite ist, um bald eine Zinssenkungsphase einzuläuten.

Die Stromspar-Appelle des Bundesrats im Jahre 2022 waren zu früh, ohne genügende Rechtsgrundlagen, und die Bewilligung für ein Notkraftwerk war illegal. Die Landesregierung hätte das Gaskraftwerk Birr nicht zulassen dürfen. Dies hat das Bundesverwaltungsgericht kürzlich so entschieden.

Die Sichtguthaben bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) sind in der vergangenen Woche gesunken. Die Einlagen von Bund und Banken lagen bei CHF 477 Mrd. nach 482 Mrd. in der Woche davor, das ist speziell ein Indiz dafür, dass die Notenbank wieder am Devisenmarkt intervenierte, um den Kurs des CHF zu stabilisieren.

Im Jahr 2023 nahm die Zuwanderung in die ständige ausländische Wohnbevölkerung gegenüber dem Vorjahr um 19'118 Personen (+11.8 Prozent) zu. Insgesamt wanderten 181'553 Personen in die Schweiz ein, wovon 72 Prozent aus EU- oder EFTA-Staaten.

Unternehmensnachrichten

Goldgräberstimmung dank künstlicher Intelligenz: Davon profitiert vor allem der amerikanische Chiphersteller Nvidia. Die Aktien haben seit Anfang Jahr etwa 50 Prozent zugelegt und erst kürzlich wieder etwas konsolidiert.

Georg Fischer verzichtet auf eine Kapitalerhöhung. Die Industriegruppe hatte ursprünglich vor, das Aktienkapital unter Nutzung des bestehenden Kapitalbands im Rahmen eines Bieter-Verfahrens zu erhöhen.

Die Schweizer Telekomfirma Sunrise soll nach der Übernahme durch Liberty Global vor vier Jahren wieder eigenständig werden und die Aktien an der Börse kotieren. Die Swisscom hat Sunrise wegen eines Mobilfunk-Mitbenutzungsvertrags auf einen Schadenersatz von CHF 90 Mio. verklagt.

Der Industriekonzern ABB erhält einen neuen CEO. Der bisherige Leiter des Geschäftsbereichs Elektrifizierung, Morten Wierod, wird per 1. August 2024 den Chefposten von Björn Rosengren übernehmen.

Der Nahrungsmittelkonzern Nestlé hatte im vergangenen Jahr einen Umsatz von CHF 93 Mrd,, das sind 1.5 Prozent weniger als im Vorjahr. Der negative Währungseffekt betrug 7.8 Prozent. Dank Preiserhöhungen resultierte ein organisches Wachstum von über 7 Prozent. Nestlé ist 2023 leicht profitabler geworden. Der operative Gewinn auf Stufe Ebit schrumpfte zwar etwas um 0.3 Prozent auf CHF 16 Mrd. Fr., die Marge stieg jedoch auf 17.3 Prozent. Der Reingewinn erhöhte sich um  21 Prozent auf CHF 11.2 Mrd. nach Wertberichtigungen von CHF 2.7 Mrd. Die Dividende wird von CHF 2.95 marginal auf 3 erhöht. Alle Werte lagen unter den Erwartungen, waren kompliziert, so dass der Aktienkurse zeitweise über 5 Prozent fiel.

Der Versicherungskonzern Zurich Insurance Group hat vor allem dank höheren Tarifen und einem besseren Anlageresultat sich deutlich verbessert. Der Ebit nahm 21 Prozent auf USD 7.4 Mrd. zu, der Reingewinn um 10 Prozent auf USD 4.35 Mrd. Vorgeschlagen wird eine Dividende von CHF 26 Fr., 2 Fr. mehr als im Vorjahr. Zudem werden Aktien im Umfang von über CHF 1 Mrd. Fr. zurückgekauft (zwecks Gewinnverdichtung).

Der Rückversicherer Swiss Re verdient Milliarden, übertrifft mit USD 3.2 Mrd. Reingewinn die Erwartungen. Die hohen zukünftigen Finanzziele bleiben Intakt. Der Verwaltungsrat schlägt der Generalversammlung die Zahlung eine um 6 Prozent auf USD 6,80 erhöhten Dividende vor. Die Basis dazu liefert die weiterhin äusserst robuste Kapitalausstattung.

Der Industriekonzern Sulzer hat den letztjährigen Umsatz um 13.2 Prozent auf CHF 3.3 Mrd. gesteigert. Das Betriebsergebnis stieg um ein Viertel auf CHF 366 Mio. Fr. Der Reingewinn versiebenfachte sich auf CHF 231 Mio.; im Vorjahr hatten Abschreiber in Russland und Polen belastet. Die Dividende wird um 0.25 auf 3.75 Fr. erhöht.

Aussichten

Alles wartet gespannt auf erste Zinssenkungen. Die Teuerung dürfte in Europa nicht mehr ansteigen. Deutschland schrammt an einer Rezession vorbei, braucht für die Wirtschaft neue Impulse. Die Unternehmensabschlüsse verstärken die Volatilität bzw. die Schwankungen in beide Richtungen. Zurzeit suchen die Investoren nach Dividendenperlen. Die Finanzwerte haben zurzeit die höchsten Ausschüttungen, Helvetia und Baloise je 5 Prozent Dividendenrendite, Zürich und Swiss Re, die Privatbanken Bär und Vontobel sogar fast 6 Prozent, Roche und Holcim 4 Prozent, Swiss Property, Partners Group, Nestlé und Novartis je 3 Prozent. Wer Corona-Darlehen erhalten hatte, darf trotz Gewinn vorerst keine Dividende ausschütten, z.B. die Titlisbahnen.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Linth24