Schweizweit gibt es eine Berufsgruppe, die seit Jahren für bessere Tarifbedingungen kämpft. Sie tut dies gesittet, aber mit Nachdruck. Es sind die Berufsfachleute Physiotherapeutinnen und -therapeuten. Obwohl sie viele sind «haben wir keine Lobby im Bundeshaus», fasst Mirjam Beijer eine wichtige Tatsache zusammen. «Dies führt dazu, dass unser Verband die gesamte Öffentlichkeits- und Lobbyingarbeit selber machen muss.»
Praxen in der Existenz gefährdet
Und das wird aktuell mit grossem Aufwand getan. Denn seit diesem Sommer liegt der Vorschlag auf, wie Physio-Unternehmen mithelfen sollen, die Gesundheitskosten-Explosion einzudämmen. Aus dem Departement Alain Berset wurden im Speziellen zwei Varianten erarbeitet. Nach Kenntnisnahme kam der Verband PhysioSwiss zum Schluss, dass «unter dem Strich noch weniger verrechnet werden kann als heute».
Der Aufschrei erfolgte auf allen Ebenen, auch bei der Allianz Swiss OdP, welche die arbeitgebenden Physiotherapiepraxen vertritt. Denn beide Varianten hätten Kürzungen der anrechenbaren Tax-Punkte zur Folge, was wirtschaftlich gesehen zur Überlebensfrage vieler Physiotherapiepraxen werden könnte. «Diese Vorschläge sind schlicht nicht umsetzbar», sagt auch das Physiotherapeutenpaar Beijer aus Altendorf.
60 Minuten für 96 Franken
Mirjam Beijer erklärt das komplexe Tarifsystem so einfach wie möglich. Es weist kantonale Unterschiede auf und spricht etwa von «allgemeiner» und «aufwändiger» Physio: «Im Kanton Schwyz können wir für 30 Minuten Physio rund 48 Franken verrechnen, für eine sogenannte Vollauslastung von 60 Minuten können wir 96 Franken in Rechnung stellen.» Der Taxwertpunkt im Kanton Schwyz liegt derzeit bei 99 Rappen, erklärt sie weiter. In Obwalden liegt er bei 95 Rappen, in Zug und Zürich bei 1,11 Franken.
Die Tarife wurden schweizweit seit bald 30 Jahren nicht mehr angepasst. Anpassungsversuche wurden von Krankenkassen weitgehend abgelehnt, schreibt PhysioSwiss. Währenddessen stiegen die Kosten in sämtlichen Wirtschaftsbereichen. Es gebe kaum einen anderen Fachhochschulabschluss, argumentiert PhysioSwiss, der mit einem durchschnittlichen Anfangslohn von etwas über 5'000 Franken bezahlt sei.