Home Region Sport Schweiz/Ausland Rubriken Agenda
Rapperswil-Jona
07.06.2023
07.06.2023 17:06 Uhr

Pünktliche Züge dank OST-Studenten

Ein OST-Studierendenteam bei der Präsentation eines möglichen Lösungsansatzes für verschmierte RhB-Schienen.
Ein OST-Studierendenteam bei der Präsentation eines möglichen Lösungsansatzes für verschmierte RhB-Schienen. Bild: OST – Ostschweizer Fachhochschule
Im Winter kann die Rhätische Bahn (RhB) im Vereinatunnel wegen glitschiger Schienen schlechter beschleunigen und wird unpünktlich. Dafür präsentierten OST-Studierende nun Lösungen.

Die Rhätische Bahn (RhB) befördert via Autoverlad jährlich rund 500'000 Fahrzeuge durch den Vereinatunnel. Im Winter wird die RhB bei Neuschnee Opfer ihres eigenen Erfolgs: Schmutz und Salz von den Strassenfahrzeugen verwandeln sich oft in einen schmierigen Film auf den Schienen. Dadurch geht viel Haftung verloren und die Lokomotiven können dann nicht mehr stark genug beschleunigen, was zu Verspätungen im Fahrplan und damit vor allem an Neuschneetagen zu Verzögerungen im Personen-, Güter- und Autoverlade-Verkehr führt.

RhB-CEO Renato Fasciati (3.v.l.) lässt sich die Funktionsweise der entwickelten Eisschleuder erklären. Bild: OST – Ostschweizer Fachhochschule

11 Studierendenteams der OST haben sich deshalb dieses Problems während zwei Semestern im grossen Entwicklungsprojekt des Studiengangs Maschinentechnik|Innovation angenommen. Ende Mai haben sie ihre Ergebnisse präsentiert. RhB-CEO Renato Fasciati zeigte sich danach «tief beeindruckt, vom Ideenreichtum genauso wie vom persönlichen Engagement der Studierenden». Die begeisterte Kreativität der Studierendenteams und die Erfahrung des RhB-Entwicklungsteams hätten sich optimal ergänzt. «Mich hat wirklich überrascht, welche Lösungsansätze uns heute präsentiert wurden», so Fasciati.

«Konzepte, die wir gar nicht auf dem Schirm hatten»

Tatsächlich haben die Studierenden bei der Entwicklung der Lösungen so tief in die technische Trickkiste gegriffen, dass auch Thomas Baumgartner, Projektleiter Rollmaterial bei der RhB sagte: «Wir haben Konzepte gesehen, die wir gar nicht auf dem Schirm hatten. Ein paar Favoriten werden wir nun intern analysieren und entscheiden, welchen Lösungsansatz wir weiterentwickeln werden.»

  • Ein Studierendenteam präsentierte Walnussschalengranulat, um den Schmierfilm auf den Schienen zu entfernen. Bild: OST – Ostschweizer Fachhochschule
    1 / 3
  • Eine Alternative dazu wäre Wolframstaub. Bild: OST – Ostschweizer Fachhochschule
    2 / 3
  • Reinigung des Schienen-Schmierfilms mittels Natron. Bild: OST – Ostschweizer Fachhochschule
    3 / 3

Die Spanne an Lösungsvorschlägen reicht von vermeintlich naheliegenden Ideen bis zu völlig ausgefallenen Konzepten, die nach Science Fiction klingen. Einige Studierendenteams entwickelten Prototypen, die die Schienen reinigen sollten. In der Testnacht im Mai und im Labor der OST schossen sie mit ihren Prototypen zerstossenes Eis, Walnussschalengranulat oder Maisschrot auf die Schienen, um den Schmierfilm zu entfernen – oder sie pressten einen selbst entwickelten Natronblock oder einen eigens konstruierten Reinigungs-Bremsblock darauf. Andere Teams konzentrierten sich auf die Metallräder der Lokomotive. Mit Lichtbögen wurden Profile in die sonst glatten Räder graviert oder mit Wolframstaub eingepresst. Wieder andere Teams entwickelten zusätzliche Antriebe, welche die Lok unterstützen. Kurz: Die Studierenden haben in einer regnerischen Testnacht auf dem RhB-Netz mit viel Kreativität und Engagement alles eingesetzt, was sie in den ersten vier Semestern an technischen Methoden und Konzepten gelernt haben.

  • Die Ansätze wurden während einer Testnacht bei der RhB unter Realbedingungen ausprobiert. Bild: OST – Ostschweizer Fachhochschule
    1 / 3
  • Die von OST-Studierenden entwickelte Eisschleuder während der Testnacht. Bild: OST – Ostschweizer Fachhochschule
    2 / 3
  • Nachkontrolle der gereinigten Schiene. Bild: OST – Ostschweizer Fachhochschule
    3 / 3

Viele Ideen für eine nachhaltige Lösung

Als Dank winkt den Studierenden neben den bestandenen Prüfungen eine Einladung der RhB zu einer Feier im September. «Ohne Ihren grossen Einsatz hätten wir heute nicht so viele Ideen für eine nachhaltige Lösung im Vereinatunnel», so RhB-Projektleiter Martin Moser. Auch der Studiengangleiter der OST, Hanspeter Keel, zieht ein positives Fazit: «Solche spannenden Aufgabenstellungen und einzigartige Einblicke in die Industrie machen das Studium zu etwas Besonderem. Es ist schön zu sehen, wenn sich die Studierenden nicht nur über Erfolge im Studium, sondern auch über die Anerkennung von Auftraggebern freuen können.»

Wie lange es nun dauern wird, die entwickelten Lösungsansätze in den regulären Betrieb einzuflechten, ist zwar noch offen. RhB-CEO Fasciati zeigt sich jedoch «zuversichtlich, dass die RhB daraus eine Lösung entwickeln können, um den Betrieb im Vereinatunnel in den nächsten Jahren stabiler sicherzustellen.»

OST – Ostschweizer Fachhochschule / Linth24