Vor 6 Monaten nahm das Migrationsamt das Asylzentrum Linth in Uznach im ehemaligen Pflegeheim vorzeitig in Betrieb. Am Samstag war die Bevölkerung zu einem «Tag der offenen Tür» eingeladen. Das Interesse war auf beiden Seiten gross. Die Bewohner boten einen persönlichen Einblick in ihr Leben in der Schweiz. Die zahlreichen Besucher konnten sich bei den Führungen ein Bild machen, welches in keiner Weise dem oft zitierten Negativ-Image entspricht.
Tag der offenen Tür im Asylzentrum

Linth24: Herr Eberle, weshalb musste das Asylzentrum im Dezember 2022 ungeplant rasch eröffnet werden?
Jürg Eberle: «Es kamen unvorhergesehen viele Flüchtlinge in die Schweiz. Die Bundes-Asylzentren waren rasch am Limit. Wurden bisher ca. 15 Flüchtlinge pro Woche dem Kanton zugewiesen, waren es auf einmal 80. Die Reserven waren ausgeschöpft und wir mussten rasch eine längerfristige Lösung eröffnen. Geplant war der 1. Januar, aber es fehlte noch Personal. Man hatte zuerst 30-40 Flüchtlinge, konnte so Erfahrungen sammeln und das Konzept dann leicht anpassen.»
Welche Flüchtlinge kommen ins Asylzentrum?
«Es sind Flüchtlinge, die in einem erweiterten Asylverfahren sind. Der Bund teilt uns 16 Stunden vorher mit, wieviel Asylsuchende wir übernehmen müssen. Wer das genau ist: Herkunft, Gesundheitszustand, etc. sehen wir dann erst, wenn sie im Kanton ankommen. Es hat keine ukrainischen Schutzsuchenden; diese bekommen den Status "S" und werden direkt den Gemeinden zugewiesen.»
Wie sieht der Alltag im Asylzentrum aus?
«Vom ersten Tag an versuchen wir hier, Integration zu leisten. Im Zentrum haben wir Erwerbstätigkeits-Strukturen. Von Montag bis Freitag von 8-17 Uhr sind die Asylsuchenden eingebunden; entweder in der Beschulung, in der Beschäftigung oder im Hausdienst. Wir führen hier kein Hotel. Die Bewohner lernen, dass Leben und Erwerbstätigkeit in der Schweiz im Falle eines positiven Aufnahme-Entscheids bedeutet, dass von ihnen erwartet wird, sich den Lebensunterhalt selbst erwirtschaften zu können. Im Falle einer Ablehnung und Ausweisung können sie die erworbenen Fähigkeiten in ihren Heimatländern nutzen.»
Wie sieht die Akzeptanz dieses zu Beginn heftig kritisierten Asylzentrums mittlerweile in der Uzner Bevölkerung aus?
«Anwohner erzählen mir, dass das Asylzentrum eigentlich gar nicht spürbar ist. Die vorgängig geäusserten Vorbehalte haben sich als unbegründet herausgestellt. Es gibt keinerlei Friktionen, sei es strafrechtlicher oder sozialer Natur. Der Fakt, dass sich die Asylsuchenden an Strukturen, Regeln und Anorderungen halten müssen, lässt praktisch keinen Raum für unangebrachtes Verhalten. Die Finanzierung des Zentrums läuft ausschliesslich über den Kanton und entlastet die Gemeinde auch in der Hinsicht, dass sie dadurch selbst weniger Flüchtlinge aufnehmen und finanzieren muss.»
Linth24 traf beim Rundgang auch Gemeindepräsident Diego Forrer, welcher dies bestätigte. Die Gemeinde sei eng vernetzt mit der Kantonspolizei, welche sich in positiver Weise im Asylzentrum präsentiere. Das führe zur Deeskalation und zu besserem Verständnis betreffend Regeln und Konsequenzen im Falle von möglichen Unregelmässigkeiten. Auch gebe es keinerlei Probleme im Zusammenleben der verschiedenen ethnischen Gruppen. Dies sei der Strategie zuzuschreiben, dass bei der Zimmerbelegung bereits auf Integration Wert gelegt wird.
Brot und Spiele
Neben den stündlichen Führungen empfingen die Zentrumsleitung, freiwillige Helfer und die Bewohner die zahlreich erschienenen Besucher mit Kulinarischem aus verschiedenen Ländern, Selbstgebackenem und Getränken, Spielen und einem Posten, an welchem die Besucher einen kreativen Beitrag zum Zentrum leisten durften. Der Austausch mit Besuchern zeigte auch, dass die Sichtweise der Behörden auch der Realität entsprach. Oder wie es einer der direkt neben dem Asylzentrum wohnenden Nachbarn ausdrückte: «Ich habe bis jetzt noch gar nichts bemerkt und absolut keinerlei Probleme mit Bewohnern erfahren oder welche gehört.»
Wie es mit dem Asylzentrum weitergeht, ist eine andere Geschichte. Der Kauf der Liegenschaft durch die Gemeinde ist immer noch Gegenstand von Verhandlungen. Linth24 wird weiter darüber berichten.
Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes sind Namen und Gesichter der Asylsuchenden auf Wunsch des Migrationsamtes anonymisiert.