Was bedeutet wild? Diese Frage, die sich manche beim Besuch der IG Halle-Ausstellung stellen mögen, ist Ausgangspunkt der Diskussion am 22. Januar.
Schatzmann
Wer könnte besser darüber sprechen als der Winterthurer Künstler Erwin Schatzmann? Bekannt für seine bemalten Holzfiguren, hat Erwin Schatzmann ausserhalb Winterthurs seinen eigenen Arbeits- und Lebensraum gebaut, der selbst zur Skulptur geworden ist.
Der durch und durch gestaltete Offspace zieht unter dem Namen «Morgenland» Besuchergruppen an, die sich durch das Schatzmann’sche Universum führen lassen. Der Künstler, der so wild lebt, wie heutzutage wohl kaum jemand im Land, ist auch der Initiator des Projekts «Ein See für Winterthur». So verrückt die Idee klingt, kam sie 1999 zur Abstimmung. Heute verkörpert Erwin Schatzmann sein Gesamtkunstwerk, das Skulpturen, Texte, Zeichnungen, aber auch Lebensraum und Lebensweise umfasst.
Wenger
Der zweite «Wilde» im Gespräch ist Georges Wenger, auch er hatte sein Atelier viele Jahre lang in Winterthur, ist aber ebenso viel unterwegs auf der ganzen Welt. Ausgedehnte Reisen, Atelieraufenthalte und die Zusammenarbeit mit Künstlern in verschiedenen Kulturen erweitern immer wieder sein technisches sowie künstlerisches Repertoire.
Als Typograf ausgebildet, suchte er den Austausch mit Meistern der druckgrafischen Disziplinen, auch mit berühmten: In Kalifornien klopfte er unangemeldet bei Sam Francis an die Tür – mit Erfolg. In Japan arbeitete er als Fotomodel, nicht ohne die Sprache zu lernen. Denn Schrift, Zeichen oder auch Muster bilden einen roten Faden durch sein Werk, der ihn auch in Länder des Nahen Ostens führte.
Seine neuesten Werke, in der Ausstellung zu sehen, sind wilde Naturstücke, fotorealistisch in Linol geschnitten. In minutiöser Arbeit lässt sich Georges Wenger auf die Waldstücke, das verschlungene Geäst oder die vom Wind aufgewühlten Ährenfeldern ein und weckt dabei das Gefühl vibrierenden Lebens.