Wandel und Weitsicht, aber auch das Warten können, das Aushalten und das Loslassen sind Themen, welche die spannende Werkschau aufgreift.
Sie zieht den Betrachter in ihren Bann, die von Annette Jud geschaffene Frauenbüste. Die Kontraste von Stärke und Verletzlichkeit, Ruhe und Bewegung faszinieren. Das Gesicht – im natürlichen Lauf des Zedernholzes gearbeitet – zeigt Brüche und strahlt gleichzeitig Klarheit aus, ihr Blick sucht die Weite und scheint doch fokussiert auf ein Ziel. Die Krone macht sie zur Königin, das Kleid zur Braut, die schlichte Haartracht zur Heiligen, die Haltung zur starken Frau von Heute.
Die Arbeiten von Annette Jud sind von augenfälliger Ästhetik und doch ist das Schaffen der Künstlerin nicht auf das Endprodukt ausgerichtet, sondern auf den Prozess. In diesen webt sie mit Kraft und Feingefühl ihre Lebenserfahrung(en) ein und schenkt den Skulpturen eine Geschichte.
Materialien fordern heraus
Der Querschnitt des rund 10-jährigen künstlerischen Schaffens zeigt Annette Juds besonderes Gespür für das lebendige Material. Schon von Kindsbeinen an, war sie gerne in der Natur unterwegs. Auch heute noch sind es immer wieder Fundstücke aus diesem unerschöpflichen Schatz, welche sie in der Kunstschule in Wetzikon in ihrer eigenen Handschrift bearbeitet und gestaltet.
«Es tut mir gut, mit den Händen zu arbeiten. Ich kann mich dabei ganz vergessen, lebe dann im Hier und Jetzt», betont die Künstlerin. Die Materialien fordern sie immer wieder erfrischend heraus. Sie setzen Grenzen, geben die Richtung vor, verlangen nach Lösungen. Die Ausstellungsbesucherinnen und -besucher sind eingeladen, dieser Symbiose zwischen Material und Macherin nachzuspüren –eigene innere Bilder dazu entstehen zu lassen und Fragen zu stellen. Wo öffnen sich für mich neue Räume? An welchen Ecken und Kanten stosse ich mich? Trage ich schwer an meiner Krone oder gibt sie mir Halt?
An der Vernissage mit Laudatio von Till Fiegenbaum bleibt sicher Zeit für den inspirierenden Austausch mit Annette Jud.