«Da hat sich bei Dir Herbert ja eine gehörige Portion Frust entladen. Unbestritten, die «Oper der missratenen städtischen Projekte» ist um zwei Akte reicher. Tröstlich: Wir alle haben es mittels Wahlen, Bürgerversammlungen und Initiativen in der Hand, Veränderungen herbei zu führen. Aber demokratische Prozesse brauchen Zeit – sind die Kunst des Machbaren. Das sollte niemand besser wissen als Du selber.
Bauchef sollte sich hinterfragen
Architekten schützen sich gegenseitig – logisch unter Gleichgesinnten. Du hast die Version des Zürcher Berufskollegen zum Drama Lido gehört. Das ist bekanntlicherweise nur die eine Hälfte der Wahrheit, wenn zwei sich uneinig sind.
Zum Herumhacken auf Stadtrat Furrer. Er wurde gewählt und trägt die Verantwortung für sein Departement, seine Leute, seine Projekte. Die Gesamtverantwortung trägt, letztlich unbestritten, der gesamte Stadtrat. Dieser prüft, entscheidet und muss sich dabei auf den Ratskollegen verlassen können. Wenn der amtierende Bauchef in der gefühlten öffentlichen Benotung eine 2-3 erhält, sollte er sich hinterfragen.
Recht viele engagierte Köpfe
Unangebracht ist die Vorverurteilung eines einheimischen Projektleiters und Baufachmanns, der sich aus Begeisterung für das Amt und zur Stadt als Parteiloser mutig einer Kampfwahl stellt. Hast Du überhaupt mit diesem Mann schon einmal gesprochen? Worauf stützt sich das «Vor»Urteil, er sei bestenfalls ein Chef-Werkhof? Und was heisst, die FDP gebe Furrer zum Abschuss frei? Keine Partei verfügt über diese Macht und masst sich solcherlei auch nicht an. Das Stimmvolk wird entscheiden.
Der nächste Rundumschlag betrifft das Stadtforum, welches als Jekami-Verein qualifiziert wird. Natürlich ist das kein gewähltes Gremium und heterogen besetzt. Als Teilnehmer desselben kann ich bestätigen, dass es darin recht viele engagierte Köpfe gibt, die sich konstruktiv betätigen und nicht nur medial «um sich beissen».
Über Rezepte lässt sich streiten
Dass die Stadt einer Verwaltungsreform bedarf, ist in politischen Kreisen mittlerweile weitgehend unbestritten. Eine überparteiliche Gruppe pro Parlament (initiiert von den Jungfreisinnigen) hat die Arbeit ja längst aufgenommen. Das «Hockt mal zusammen und denkt an das Wohl der Stadt» findet also statt. Dass zur derzeitigen Struktur der Stadtverwaltung nicht einfach ein Parlament gesetzt werden kann, liegt auf der Hand.
Zur Parteienschelte: Mir ist niemand bekannt – egal aus welcher politischen Ecke – der sich zum «Unwohl» der Stadt einsetzt. Allein über die geeigneten Rezepte und Wege zu Lösungen lässt sich füglich streiten – das ist schliesslich Politik. Bei Stadtbehörden geht es primär um K+K: Kluge Köpfe mit Kompetenz. Ob im Ressort- oder Kommissionssystem, Voll- oder Teilzeit ist zweitrangig. Zentral ist, dass die Organisationsstruktur passt und die menschlichen Ressourcen bestmöglich zum Wohl von Bevölkerung und Stadt eingesetzt werden können. Und das scheint, da bin ich mit Dir einig, derzeit nicht der Fall zu sein.»