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18.06.2020
19.06.2020 06:07 Uhr

Weiterhin Schlange stehen bei Dubler-Mohrenkopf

Vor der Dubler Fabrik in Waltenschwil AG warten Kunden aus der halben Schweiz. Keiner der von Arnitz befragten Kunden bringt den Mohrenkopf mit rassistischem oder kolonialistischem Gedankengut in Verbindung.
Vor der Dubler Fabrik in Waltenschwil AG warten Kunden aus der halben Schweiz. Keiner der von Arnitz befragten Kunden bringt den Mohrenkopf mit rassistischem oder kolonialistischem Gedankengut in Verbindung. Bild: Linth24 / Markus Arnitz
Die Solidarität mit dem Mohrenkopf der Firma Dubler ist ungebrochen. Linth24-Mitarbeiter Markus Arnitz ist in seine alte Heimat gereist und hat sich vor Ort überzeugen lassen.

Gestern war ich aus familiären Gründen wieder in meiner alten Heimat, dem Kanton Aargau, unterwegs. Dabei mache ich, wie in meiner Jugend, einen Abstecher zum Fabrikladen der Firma Dubler, die den besten Mohrenkopf der Welt herstellt.

Diese Leckerei betrachten wir als Teil des kulinarischen Erbes des Kantons Aargau, welchen wir nur zu gern mit dem Rest der Schweiz teilen. Die ganze Diskussion um den Namen dieser süssen Verführung ist aus dem Ruder geraten. In meinem ganzen grossen Netzwerk wird der Name «Mohrenkopf» spontan und unmittelbar mit dieser Süssigkeit assoziiert. Mit nichts anderem.

Ich lebe selber in einer binationalen, interkulturellen Ehe. Meine Frau kommt aus einem Land, welches während 350 Jahren von einer Kolonialmacht besetzt war. In Gauteng, Südafrika, habe ich nach der Apartheid am College studiert. Beim Thema Rassismus bin ich besonders sensibel.

Der Autor Markus Arnitz mit seiner süssen «Beute». Bild: Linth24 / Markus Arnitz

Nach der Streichung aus dem Migros Sortiment war die Reaktion der Bevölkerung, direkt bei der Firma einzukaufen, vorhersehbar. Aus meiner Sicht dachte ich, dass dies 1 bis 2 Tage dauern würde um anschliessend wieder in den Normalzustand der Vergessenheit überzugehen. Weit gefehlt. Zu meiner Überraschung musste ich am Dorfrand parkieren. Die Warteschlange bot Gelegenheit, sich zu unterhalten.

Die Entscheidung vieler Grossverteiler, den Mohrenkopf aus dem Sortiment zu nehmen, wird wohl auch in Zukunft zum Direkteinkauf animieren. Egal welche Altersgruppe, niemandem kam es auch nur ansatzweise in den Sinn, den Begriff Mohrenkopf mit einer Etikette zu versehen, die einen Bezug zu Rassismus oder kolonialistischem Gedankengut herstellt. Eine friedliche Stimmung, fern jeglicher Polemik, rassistischem oder nationalistischem Dünkel.

Dutzende Konsumenten wollten ihre Verbundenheit und ihre Solidarität mit einem alteingesessenen Familienbetrieb und seinem Produkt bezeugen, welches seit den Kriegsjahren Gegenstand unzähliger Kindheits- und Jugenderinnerungen und -erlebnisse war. Die Meinung der Anwesenden war einhellig: Die Unterstellung rassistischer Motive in Verbindung mit der Süssigkeit Mohrenkopf entlarvt die ideologische, negativ besetzte Gedankenwelt der Kritiker.

Meine Meinung dazu: Rassismus isch blöd, Mohrechöpf nöd. En Guete.

Markus Arnitz, Linth24