SP zur aktuellen Spitalvorlage: «Absolut intransparent»
Die SP kritisiert das Vorgehen der Regierung mit der vorgelegten Botschaft «Kantonsratsbeschluss über die Erhöhung des Eigenkapitals der Spitalverbunde und Darlehensgewährung an die Spitalregion Rheintal Werdenberg Sarganserland» als absolut intransparent. Anstatt eine klare Unterscheidung zu treffen zwischen covidbedingten Ertragsausfällen und den Folgen der Spitalstrategie, wird in der Botschaft alles vermischt. Für die SP ist unverständlich, warum der Verwaltungsrat der Spitalverbunde dies zulässt und warum keine klaren Forderungen hinsichtlich der Entschädigungen für Ertragsausfälle der Covid-Pandemie gestellt wurden und werden.
Unzureichende Entschädigungen und Erhebungen
Die Regierung hält in ihrer Botschaft fest, dass die Spitäler im Jahr 2020 aufgrund der eingeschränkten Behandlungsmöglichkeit während Corona deutliche Einbussen erlitten haben. Diese wurden durch den Kanton nur für den Zeitraum 17. März bis 26. April 2020 und damit völlig unzureichend entschädigt.
Noch im Rahmen der Beratung der Botschaft «Ausgleich von Ertragsausfällen der Spitäler und Kliniken aufgrund der COVID-19-Pandemie» in der Februarsession 2021 hat der zuständige Regierungsrat ausgeführt, dass es eine weitere Botschaft geben werde, wenn die Zahlen 2020 definitiv vorliegen würden. Wahrscheinlich werde diese in der Septembersession 2021 beraten. Diese Botschaft wurde dem Kantonsrat unverständlicherweise nie vorgelegt.
Für die SP stellt sich in diesem Zusammenhang auch die Frage, warum der Spitalverwaltungsrat nicht mit einer Forderung an den Kanton herangetreten ist. Mittlerweile liegen bereits die Ergebnisse des Jahres 2021 vor. Auch in diesem Jahr hatten die Spitäler covidbedingte Behandlungseinschränkungen. Wie die Regierung in der Botschaft ausführt, werden die dadurch verursachten Ausfälle aber gar nicht erhoben.
Für die SP ist absolut unverständlich, warum dies durch den Spitalverwaltungsrat nicht geschieht. Es muss doch in seinem ureigenen Interesse liegen, diese Zahlen zu erheben. Schliesslich zeigt sich nur damit, wie die Situation in einem «normalen» Jahr ausgesehen hätte. Die SP fordert: Es sind die covidbedingten Ausfälle zu erheben und es sind diese durch den Kanton zu entschädigen.
Folgen der verfehlten Spitalstrategie aufgezeigt
Weiter zeigt die Botschaft die Folgen der verfehlten Spitalstrategie auf. Für die SP ist klar, dass der Kanton diese Folgen zu tragen hat: Vom Verlust von 102,3 Mio. Franken für alle vier Spitalverbunde im Jahr 2021 entfallen rund 56,7 Mio. Franken auf Wertberichtigungen im Zusammenhang mit der Veräusserung der Spitalliegenschaft Flawil an die Solviva AG (4,9 Mio. Franken) und der Veräusserung der Spitalliegenschaft Wattwil an die Gemeinde Wattwil (51,8 Mio. Franken). Dieser Effekt wäre auch eingetreten, wenn die Liegenschaft – wie von der Regierung ursprünglich vorgesehen – an die Solviva AG veräussert worden wäre. Im Rahmen der Spitalstrategie werden Liegenschaften absolut unter Wert verkauft, die Spitalverbunde müssen dadurch bedingt riesige Abschreiber stemmen, gleichzeitig müssen sie an den bestehenden Standorten wiederum investieren und neue Bettenkapazitäten schaffen: in St.Gallen, in Wil und vor allem auch in Grabs.
SP will nochmals diskutieren
Dario Sulzer, SP-Kantonsrat aus Wil sagt: «Die Botschaft enthält denn auch einen Beschluss über eine Darlehensgewährung über 100 Mio. Franken für die Erweiterung des Spitals Grabs. Einerseits müssen aufgrund der baldigen Schliessung des Spitals Altstätten die Bettenkapazitäten erweitert werden, anderseits muss auch die Spitalregion Rheintal-Werdenberg-Sarganserland einen Abschreiber aufgrund der Veräusserung des Spitals Walenstadt deutlich unter Wert verkraften. Die SP will diesen Kantonsratsbeschluss separat diskutieren.»
Bettina Surber, SP-Fraktionspräsidentin sagt: «Es muss nochmals die Frage gestellt werden, ob die Strategie mit der Schliessung des Spitals Altstätten wirklich die richtige ist. Die Regierung führt in der Botschaft zwar aus, dass die schlechtere finanzielle Lage der Spitalverbunde die Notwendigkeit der Spitalstrategie verdeutliche. Wir meinen aber, dass die aktuellen schlechten Zahlen gerade Folge dieser Strategie sind, da hohe Abschreiber und hohe Investitionen die Rechnungen belasten.»
Der Verkauf des Spitals Walenstadt an das Kantonsspital Graubünden macht zudem deutlich, dass andere Träger offensichtlich der Meinung sind, dass auch ein kleines Spital mit reduziertem Angebot wirtschaftlich betrieben werden kann.
SP-Fraktion Kantonsrat St.Gallen