Kantonsratspräsidentin Claudia Martin eröffnete den zweiten Sitzungstag um 08.30 Uhr mit einer dringlichen Interpellation zum Krieg in der Ukraine. Die Fraktion der Grünen erkundigt sich nach weiteren Unterstützungsmassnahmen des Kantons zugunsten der Betroffenen des Ukraine-Kriegs. In der schriftlichen Antwort der Regierung wird auf bereits geleistet Beiträge verwiesen, an die Caritas, auch Soforthilfekredite durch den Lotteriefonds. Die Regierung ist der Ansicht, dass die Ausrichtung weiterer finanzieller Mittel angezeigt ist, aber Details und der genaue Mittelbedarf sich nicht abschliessend abschätzen lassen.
Gegen den Widerstand der Ratslinken wurde das Gesetz über die Psychiatrieverbunde angenommen (II Nachtrag). Es geht um den Zusammenschluss von zwei Standorten im Kanton SG).
Bei den parlamentarischen Vorstössen im Gesundheitsdepartement wurden Motionen einer Totalrevision vom Rat angenommen, ebenso ein Verbot der Konversionstherapien (Methoden in der Psychotherapie, welche zur Abnahme homosexueller Neigungen führen). Hingegen wurde ein Postulat zur schnelleren Umsetzung der angenommenen Pflegeinitiative abgelehnt.
Im Anschluss wurde das Planungs- und Baugesetz beraten (II Nachtrag). Wie bei den Finanzen gab es hier immer wieder ein ausgeprägtes Rechts-Links-Schema. Auch heute war teilweise ein Seilziehen - das Parlament bewilligt, wiederum Neubauten in Weilern zu erstellen. Umstritten war auch eine Pflicht zur Installation von Ladestationen für Elektroautos bei Mehrfamilienhäusern. Der Rat will keine Pflicht. Somit scheiterte die E-Monilitätsoffensive. Zahlreiche Voten und kontroverse Diskussionen gab es auch bezüglich der Grünflächenquoten. Es war kein guter Tag für die Umweltschützer. Der Kantonsrat stimmt sehr knapp, 60 gegen 59 Stimmen (Stichentscheid der Präsidentin) für die weitere Einschränkung der Grünflächenziffer im Baugesetz. Zum Schluss meinte die Präsidentin: «Ich hatte nie gehofft, in diese Situation zu kommen».
Anschliessend befasste sich das Parlament mit den baulichen Provisorien für die Polizei. Nach dem Entscheid für die provisorische Notrufzentrale vom Vortag geht es nun um ein Provisorium für die Sicherheitspolizei an der Mingerstrasse St. Gallen. Die Vorzeichen waren zwar ungünstig, hatte trotz teurem Provisorium eine Mehrheit im Rat.
Nach der Nachmittagspause wurden die Vorstösse in der Zuständigkeit des Bau- und Umweltdepartements. Eine Motion zur Verpflichtung zum Bau von Solaranlagen wurde abgelehnt. Ein weiteres Postulat in Bezug auf Umsetzung der Energiewende wurde zurückgezogen.
Bei einer letzten Motion handelte es sich um den Datenaustausch bei der internationalen Polizeiarbeit. Das Geschäft wurde gutgeheissen mit geändertem Wortlaut. Eine Anfrage bzw. Interpellation betraf noch die Kinderbeschneidungen.
Bei den Schlussabstimmungen wurden das Öffentlichkeitsgesetz und den Sonderkredit für die Arealentwicklung «Wil West» angenommen, ersteres einstimmig.
Ganz zum Schluss wurden noch zwei Rücktritte auf dem Kantonsrat bekannt gegeben, Thomas Scheitlin (FDP) und Guido Wick (Grüne).