Maria-Rita Oddo, der Verlust Ihrer Sehkraft war ein schleichender Prozess. Wie gehen Sie heute damit um?
Mittlerweile ist dies mein Alltag, das gehört zu mir und ich lebe mit der Krankheit. Aber akzeptieren kann ich es nicht. Jeden Tag komme ich an Grenzen und mit diesen muss ich mich auch täglich beschäftigen.
Beschreiben Sie uns diese Grenzen.
Tagtäglich sind es ganz einfache Dinge, die mich herausfordern, wie zum Beispiel beim Einkaufen, wenn ich die Sachen nicht finde, oder wenn ich einen Weg suche, und es gibt keine Leitlinien. Ich habe zum Glück meinen Führhund Ivan, der mich leitet. Wir sind ein eingespieltes Team.
Wie sieht es mit Ihrem Arbeitsweg aus?
Vor drei Jahren sind wir mit unserem Geschäft umgezogen, in ein Industriegebiet in Pfäffikon SZ. Dort hatte es keine Markierung und mein Arbeitsweg führte an einer dicht befahrenen Kantonsstrasse entlang, ohne Leitlinien, Trottoir und Ampeln für die Überquerung. Sie können sich vorstellen, wie gefährlich das für mich war. Ich musste alles bei den Behörden beantragen, und das dauerte dann sehr lang, genau gesagt 15 Monate, bis die Infrastruktur einigermassen erstellt war.
Sie steigen jeweils am Bahnhof in Rapperswil vom Bus in den Zug um. Wie kommen Sie da zurecht?
Die Infrastruktur ist gut ausgebaut – obwohl, zuerst waren die Leitlinien falsch gelegt worden, man musste sie nochmals wegnehmen und neu legen (lacht). Die Leitlinien sind sehr gut ausgebaut, man findet sich gut zurecht. Ich fühle mich im Bahnhof sicher und wenn ich etwas nicht finde, hat es ja immer Leute, die man fragen kann.