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Sport
11.08.2021

Olympia-Tagebuch: «Ruhetag» à la Stöckli

Tagebucheintrag Nr. 3: Wie sieht ein Ruhetag bei Sandra Stöckli aus?
Tagebucheintrag Nr. 3: Wie sieht ein Ruhetag bei Sandra Stöckli aus? Bild: Sandra Stöckli
In ihrem Tagebuch auf Linth24 berichtet die Rapperswiler Athletin Sandra Stöckli regelmässig von ihren Erlebnissen und Erfahrungen rund um die Paralympics 2020 in Tokio.
  • Tagebucheintrag von Sandra Stöckli

«Im heutigen Eintrag geht es um meinen Ruhetag, den Ruhetag à la Stöckli sozusagen – wenn man es dann wirklich als Ruhetag ansehen kann. An diesem Tag bin ich zwar nicht am Trainieren, aber ich habe diverse andere Pendenzen.

Erholung nach der Hitzekammer

Am Morgen konnte ich endlich mal ein wenig ausgeschlafen, ohne Wecker, um meinem Körper so viel Erholung zu geben, wie er braucht. Nach dieser intensiven Zeit in der Hitzekammer ist es wirklich wichtig, dass ich ein wenig relaxen und meine Batterien wieder aufladen kann – vor allem auch die Batterien im Kopf für den Motorenblock, der schon bald folgt.

Viele verschiedene Formulare

Auf der Terrasse füllte ich am Laptop eine ganze Menge Formulare für die Paralympischen Spiele aus, so zum Beispiel «Vereinbarungen zur Teilnahme in Tokio» oder mehrere Formulare zur ganzen Corona Situation. Es war wirklich noch anspruchsvoll, so viel auf Englisch zu lesen, vor allem weil auch das Hauptthema immer Corona war und rund um dieses Thema der Wortschatz sehr fachlich und speziell ist.

Ich musste auch noch zwei Apps downloaden und mich dort anmelden mit all meinen Daten (bis zum Ende der Spiele kann ich meine Passnummer dann auswendig). Das eine App ist das japanische Contact-Tracing und das andere ist ein App, auf welchem ich täglich meine Daten angeben muss. Zum Beispiel muss ich jeden Tag Fiebermessen und meine Temperatur dann auf dem App angeben.

  • Sandra Stöckli musste sich durch einen regelrechten Formular-Urwald durchkämpfen. Bild: Sandra Stöckli
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  • Bild: Sandra Stöckli
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Erholung im NormaTec

Natürlich durfte die «Recovery» an diesem Tag auch nicht fehlen. Dabei stecke ich (wie auf dem untenstehenden Bild ersichtlich) mit dem Oberkörper in einem sogenannten NormaTec – eine Art Lymphomat – welcher die Regeneration ankurbelt. Es sieht ein wenig komisch aus, aber ist wirklich gut für die Erholung und der Muskeltonus (Grundspannungszustand) senkt sich dadurch auch. 

Der NormaTec – eine Art Lymphomat – hilft Sandra Stöckli bei der Erholung und Regeneration. Bild: Sandra Stöckli

Speziell angefertigter Sitz

Am Nachmittag ging es für mich nach Dietikon zur Orthopädie NUMO, wo in den letzten zwei Jahren mit Laurent Hoffmann an meinem Sitz und dessen Position gearbeitet haben. Dies war ein immenser Aufwand, und es brauchte viel Engagement, Geduld und Professionalität: Nur schon die Stunden, in welchen ich vor Ort mit Laurent Hoffmann zusammen am Sitz gearbeitet habe, summierten sich auf 40 Stunden – ich selbst habe auch noch privat viele weitere Stunden daran gearbeitet. Schlussendlich hat sich die ganze Arbeit aber gelohnt, ich habe die perfekte Sitzposition mit der perfekten Kraftübertragung.

Dies war nun noch der letzte Check vor Tokio und mit dem «Gütesiegel» von Laurent Hoffmann kann ich den Sitz nun mit gutem gewissen an die Paralympischen Spiele mitnehmen.

  • Zusammen mit Laurent Hoffmann von NUMO Systems AG fertigte Sandra Stöckli den perfekten Sitz für ihr Handbike an. Bild: Sandra Stöckli
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  • Bild: Sandra Stöckli
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Physio und Massage

Für den nächsten Termin fuhr ich wieder zurück nach Rapperswil-Jona, wo meine Physiotherapeutin und mein Masseur bei mir zuhause auf mich warteten. Die Physiotherapie und die Massage tragen ebenfalls zur Erholung meines Körpers bei. Diese beiden Personen und auch die restlichen Leute in meinem Team begleiten mich schon seit vielen Jahren und dafür bin ich ihnen sehr, sehr dankbar.

Das Leben als Spitzensportlerin

Wie man in diesem Tagebucheintrag sieht, gibt es keinen wirklichen Ruhetag – höchstens einen trainingsfreien Tag. Der Beruf Spitzensportler kennt keine Wochentage, keine Ferien- und Feiertage. Ich habe auch kein 9-5, Monday to Friday Job und kenne auch kein Wochenende. Ich liebe aber das, was ich mache und bin mit voller Leidenschaft dabei, deswegen macht es mir auch nichts aus, zwei Wochen ohne Ruhetag oder an einem Sonntag zu trainieren. Ich fühle mich sehr privilegiert, den Beruf Spitzensportlerin ausleben zu dürfen.»

Im nächsten Tagebucheintrag erfahren Sie, was man unter einem «Motorenblock» versteht und wie das bei Sandra Stöckli aussieht.

Linda Barberi, Linth24