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Rapperswil-Jona
29.07.2021
29.07.2021 10:03 Uhr

Nach 603'000 Kilometer war Schluss

Nach 603'000 Kilometer auf dem Tacho und manchen Fahrten durch Schneegestöber war der Abschied vom Mercedes schwer.
Nach 603'000 Kilometer auf dem Tacho und manchen Fahrten durch Schneegestöber war der Abschied vom Mercedes schwer. Bild: zv
Er fuhr, und fuhr und fuhr: Über 600'000 Kilometer stand der Mercedes Kombi bei der Firma Hallo Taxi aus Jona im Einsatz. Der Abschied vom treuen Gefährt tat weh.

Er war ihnen treu, hat sie nie im Stich gelassen, und sie haben viel miteinander erlebt: Das Transportunternehmen Hallo Taxi aus Jona hat sich nach 15 Jahren und 603'000 Kilometer auf dem Tacho von ihrem Mercedes Kombi getrennt.

Vor 15 Jahren schafften sich Trudi und Kurt Webers den Mercedes Kombi 320 an. Nach einer Besichtigung des damals einjährigen Fahrzeugs war ihnen klar: Es ist zwar eine beachtliche Investition, aber nach Rücksprache im nahen Umfeld zeigte sich auch, dass es zugleich ein Schnäppchen war.

Trudi und Kurt Weber von Hallo Taxi, Bild: zv

Trudi Weber erinnert sich: "Wir waren gerade mal ein Jahr selbständig unterwegs, und es war für uns eine grosse Anschaffung, aber wir waren überzeugt, dass es sich dabei um ein sehr gutes Geschäft handelt».

Und in der Tat: 15 Jahre und über 600'000 Kilometer stand der Kombi in Betrieb. Was anfänglich als verrückte Investition galt, wurde je länger je mehr zu einer Herzenssache. Um es vorwegzunehmen: Am Schluss wollte Trudi und Kurt Weber das Fahrzeug nicht mehr hergeben, «wir hatten das Fahrzeug wirklich ins Herz geschlossen, wir wussten immer, was wir an ihm hatten.»

Schneegestöber in St.Moritz

Bei 603'000 Kilometer erlebt man sicher einiges. «Oh ja,» kommt es wie aus der Pistole geschossen. Doch so wild, wie man es sich vorstellt, war es dann doch nicht. Schwere Fahrten durch die dicksten Schneegestöber nach Venedig war eine eindrückliche Fahrt, «so viel Regen und so viel Schnee habe ich selten erlebt, deshalb blieb diese Fahrt unvergesslich,» erinnert sich Kurt Weber, wie wenn es gestern war.

Auch eine Schneefahrt von Kloten nach St.Moritz - ein Sturm, bei dem die Strasse fast nicht mehr befahren werden konnte, war auch deshalb so eindrücklich, weil die Kunden danach so dankbar waren, «dass sie uns gleich eine Woche später für eine Fahrt nach München buchten.»

Er wurde gehegt und gepflegt und sah auch am Schluss auch von ganz nahe noch aus wie neu. Bild: zv

Angenehme und unangenehme Situationen

Natürlich waren nicht alle Fahrgäste so angenehm wie man sich das wünscht. Webers wissen von Fahrgästen zu berichten, die ihre Fahrt am Schluss nur durch gutes Zureden und unter Androhung der Polizei schlussendlich bezahlt haben. Die Freude an ihrem Mercedes trübte dies aber in keiner Weise.

Speziell blieben vor allem Trudi Weber die unentgeltlichen Fahrten am Schluss in Erinnerung: Während des Lockdowns fuhr das Taxiunternehmen innerhalb Rapperswil-Jona Medikamente aus und war von der Dankbarkeit der Kunden überwältigt.

Doch irgendwann ist immer Schluss. Beim Mercedes war dies vor ein paar Wochen.«Der Entscheid fiel uns schwer, aber am Schluss mussten wir einfach die Rechnung machen». Im letzten halben Jahr summierten sich die Reparaturen schon beachtlich. Nach der letzten Vorführung waren bereits grössere Investitionen nötig – kaum waren diese getätigt, kam bereits wieder eine Reparatur.

«Das Loslassen war sehr, sehr schwer. Als der Entscheid aber gefällt war, da waren wir trotz allem erleichtert». Der Eintrag von Trudi Weber auf den den Social Medien verdeutlichte am besten, welchen Stellenwert das Fahrzeug hatte: «Ein treuer Begleiter sagt tschüss….»

Rolf Lutz, Linth24