…das klingt ziemlich kompliziert. Wie schwer ist Schach wirklich zu erlernen?
Thomas Hofstetter: Am Anfang kann es kompliziert erscheinen, aber wenn man in das Spiel reinkommt, erscheint es wieder einfach. Spielt man irgendwann auf einem hohen Niveau, dann ist es für viele wieder sehr kompliziert. Es hat also alle Facetten und ist für jede Stufe geeignet - und das macht u.a. den Anreiz des Spieles.
Während des Lockdowns sind die Zugriffe auf Online-Platformen regelrecht explodiert. Ist das nun ein Fluch oder Segen für den Schachclub Rapperswil?
Markus Rhyner: Es stimmt, es war ein totaler Boom, jeder wollte online spielen. Man hat dort jederzeit sofort einen Gegner zur Verfügung. Wir konnten jedoch feststellen, dass das Interesse am Online-Spielen schon wieder rückläufig ist. Es wurde meiner Meinung nach zu schnell zu viel angeboten. Wir merken in der Zwischenzeit, dass der soziale Aspekt fehlt und dass die Menschen wieder lieber gegen Menschen als gegen den Computer spielen.
Können Sie ein Beispiel machen?
Markus Rhyner: Wir führen jedes Jahr unser «Rosen-Open» durch, ein Turnier für Jedermann im Kirchgemeindehaus, welches dieses Wochenende stattfindet. Dieses Jahr wurden wir regelrecht überrollt von Anmeldungen. Man sieht also, dass die Leute wieder raus wollen, um gegen echte Gegner zu spielen.
Haben Sie dies auch durch Neueintritte in Ihren Verein gespürt?
Markus Rhyner: Nein, im Erwachsenenbereich leider nicht. Im Juniorenbereich hatten wir jedoch Anfragen. Wir merken, dass die jungen Menschen vermehrt Plausch am Schachsport finden und sich auch schneller getrauen, unverbindlich im Schachclub reinzuschauen.
Der Star der Serie «The Queens Gambit» ist eine Frau. Wie viele Frauen spielen im Schachclub Rapperswil?
Markus Rhyner: Keine einzige. Leider. Im Rosen-Open melden sich jeweils Frauen an, aber im Club sind wir momentan eine reine Männerdomäne. Ich hoffe, dass sich das ändern wird.
Wenn ich jetzt richtig begeistert bin vom Schachspiel, kann ich da einfach dem Schachclub beitreten, auch wenn ich noch ein völliger Anfänger bin?
Thomas Hofstetter: Klar. Ganz einfach: Man kommt an einen Trainingsabend vorbei und dann schauen wir an, wie das Niveau ist und passen dann das Training an. Bei uns muss niemand Schwellenangst haben, sondern im Vordergrund steht, dass alle Freude am Schachspiel haben und sich bei uns wohl fühlen.
Markus Rhyner: Es kommen ab und zu Gäste ins Training, die haben Angst vor einem Ernstkampf. Aber nur dieser und die anschliessende Analyse bringen den Spieler weiter. Man darf da keine Angst haben - dann verliert man halt die erste fünfzig Partien (lacht). Aber der Fortschritt, den man dabei macht, der ist für jeden frappant.
Erzählen Sie zum Schluss noch etwas über den Schachclub Rapperswil.
Markus Rhyner: Wir sind rund 30 Mitglieder, wovon 15 bis 20 wirklich aktiv spielen. Wir treffen uns einmal in der Woche, am Mittwochabend, im Clublokal. Daneben führen wir jedes Jahr zwei bis drei Turniere durch. Zum Beispiel während den Sommermonaten das «Schüür-Turnier», dann das grosse Rosen-Open mit über 70 Anmeldungen dieses Jahr. Im Winter machen wir einmal im Monat ein Online Turnier und dann gibt es die Stadtmeisterschaft. Wir sind an Neumitgliedern, auch an Schach-Einsteigern, sehr interessiert und heissen diese bei uns herzlich willkommen.