Der Chli Gäsitschachen ist heute ein überregional bekanntes Naturschutzgebiet und ein beliebtes Naherholungs- und Ausflugsziel.
Einheimische und auswärtige Besucher konnten seit der Umsetzung des Projekts «Linth 2000» hautnah miterleben, wie sich die 900 Meter lange Aufweitung des Escherkanals in eine völlig neue Flusslandschaft verwandelt hat. Geschiebeführende Hochwasser gestalteten in der Aufweitung die erwünschten Kies- und Sandinseln. Weiden und Pappeln bewachsen heute die Waldränder, Ufer und Kiesinseln.
Auch die Vielfalt der Tier- und Pflanzenarten hat enorm zugenommen. So wurden beispielsweise über 160 verschiedene Pflanzenarten festgestellt, die auf den neuen Flächen der Aufweitung blühen.
Grosses ökologisches Potenzial
Das ökologische Potenzial am Escherkanal wird als sehr gross eingestuft. Deshalb bietet sich die Aufweitung Kundertriet auch für die Umsetzung der gesetzlich vorgegebenen Revitalisierungsmassnahmen im Kanton Glarus an.
Gemäss revidiertem Gewässerschutzgesetz sind alle Kantone verpflichtet, die Revitalisierung von Gewässern langfristig zu planen und einen Zeitplan für deren Umsetzung zu erstellen. Der Schlussbericht im Kanton liegt seit 2014 vor, die Planung und Umsetzung erster Projekte sind im Gange.
Partizipative Planung und Beteiligung des Bundes
In einem nächsten Schritt wird das Aufweitungsprojekt auf Stufe Massnahmenkonzept ausgearbeitet. Die Resultate der Vernehmlassung der Machbarkeitsstudie fliessen in das Konzept ein. Die weitere Planung erfolgt partizipativ unter Mitwirkung eines Beirats, bestehend aus Vertretern der Gemeinde Glarus Nord, der Umweltverbände, der Meliorationsgenossenschaft, des Bauernverbands und der kantonalen Fachstellen. Federführend ist die Linthverwaltung.
Die Kosten sind beim aktuellen Projektstand noch nicht bekannt. Der Bund und der Kanton Glarus werden das Projekt bei Vorliegen der Baubewilligung voraussichtlich mit gegen 80 Prozent unterstützen, die verbleibenden Kosten übernimmt das Linthwerk.
Geschiebebewirtschaftung in Chli Gäsitschachen
Für die Hochwassersicherheit des Linthwerks entscheidend ist die Erhaltung der Abflusskapazität. Die Menge des Geschiebes spielt dabei eine entscheidende Rolle. Ein zu grosses Geschiebeaufkommen führt mit der Zeit zu einer erhöhten Sohlenlage und vermindert die Abflusskapazität. Deshalb besteht knapp zwei Kilometer flussabwärts bei der Flussaufweitung Chli Gäsitschachen aktueller Handlungsbedarf.
Seit dem Abschluss des Projekts Linth 2000 kontrolliert die Linthverwaltung im Rahmen eines flussbaulichen Monitorings die Entwicklung der Flussaufweitung Chli Gäsitschachen bezüglich Sohlenlage, Ufererosion und Vegetationsentwicklung.
Linthingenieur Markus Jud erklärt dazu: «Die aktuellen Profilaufnahmen zeigen, dass das Ausmass der Sohlenanhebung mächtiger ist als erwartet. Der Grund: Der Geschiebetrieb in der Linth schwankt von Jahr zu Jahr stark und ist von wetterbedingten Einzelereignissen abhängig. Dazu zählen die Unwetter der letzten Jahre in den Wildbacheinzugsgebieten mit einem überdurchschnittlichen Geschiebeeintrag in die Linth. Zudem führen langfristige Klimaveränderungen zu geringeren Abflüssen im Sommer.»
Diese Entwicklung führte in der Aufweitung zu einer höheren Sohlenlage als in der Planungsphase prognostiziert. Ausserdem war bereits im Auflageprojekt von «Linth 2000» darauf hingewiesen worden, dass in der Aufweitung Chli Gäsitschachen nach einiger Zeit eine Kiesentnahme nicht ausgeschlossen werden kann. Auch bei der geplanten Aufweitung Kundertriet ist eine Geschiebebewirtschaftung vorgesehen.
Um im Chli Gäsitschachen eine ausreichende Abflusskapazität sicherzustellen, müssen im oberen Bereich der Aufweitung lokale Geschiebeentnahmen getätigt werden. Gleichzeitig werden am rechten Ufer in der Mitte der Aufweitung, also im Bereich, wo die Strömung auf die Uferlinie trifft, Blocksteine gesetzt. Mit dieser einfachen Massnahme kann das Ufer lokal vor einer weiteren Erosion geschützt werden.
Die Entnahme soll im August und September 2021 erfolgen. Das Baubewilligungsverfahren wird derzeit vorbereitet.
Kies vom Escherkanal hilft Äschen im Linthkanal
Das Geschiebe, das aus dem Escherkanal entnommen wird, kann am Linthkanal für eine massgebliche Verbesserung des Lebensraums der Äschen eingesetzt werden und ist hochwillkommen. Deren Bestand ist stark eingebrochen, weshalb die Kantone verschiedene Massnahmen planen.
Für das Jahr 2021 ist vorgesehen, die Kiesschüttungen an drei verschiedenen Stellen am Linthkanal zwischen Biäsche in Weesen und Bilten vorzunehmen.