Home Region Sport Schweiz/Ausland Rubriken Agenda
Rapperswil-Jona
21.02.2020
21.02.2020 13:22 Uhr

«Ich bin viel stabiler unterwegs»

Gestern ist Mario Geiger nach dreijähriger Absenz wieder auf der Wurstkranz-Bühne gestanden. Linth24 hat sich mit ihm über den Auftritt, aber auch über seine Krankheitsphase unterhalten.

Mario Geiger alias Sämi Bräuli ist Kult am Joner Wurstkranz. Vor drei Jahren musste er jedoch krankheitsbedingt seinen Rücktritt bekannt geben. Er hat sich aber wieder zurückgekämpft - gestern nun, nach einer langen und schwierigen Phase mit Klinikaufenthalt stand er wieder vor grossem Publikum und erhielt minutenlang Standing Ovation.

Im Gespräch mit Linth24 schaut er nicht nur auf die Aufführung zurück sondern auch auf den schweren Weg, den er in den letzten drei Jahren gehen musste.

Mario Geiger, was für ein Comeback. Am Schluss gab es Standing Ovation, minutenlang tobender Applaus…

Das schlägt in der Tat alles, das war einfach der «Hammer». Danke vielmals an alle.

Du kommst aus einer mehrjährigen Krankheitsphase und warst im letzten Jahr noch drei Monate in der Psychiatrischen Klink Pfäfers. Wie geht es Dir heute?

Ich bin, was meine Depressionen anbetrifft, schon sehr viel stabiler unterwegs. Begleitend besuche ich aber immer noch wöchentlich drei Therapien und in meinem Fall geht es nicht ohne Medikamente.

Drei Monate Klink in Pfäfers, in wie weit hat Dir das geholfen?

Ich wurde in der Klinik sehr gut betreut und auch «beschützt».

Du gehst sehr offen mit deiner Krankheit um, was kannst Du dazu sagen?

Ich habe das grosse Glück, dass ich mich für meine Depressionen nicht schäme. Glaub mir, ich habe sehr viele Patienten kennen gelernt, die riesige Lügengebilde aufgebaut haben, nur um einen Klinik-Aufenthalt schön zu reden.

Rückblickend, was hat Dir bei Deiner Genesung am meisten geholfen?

Ich habe ein sehr gutes Umfeld, eine tolle Familie und auch gute Freunde. Auch meine Wurstbrüder waren da mit einem offenen Ohr, einem Blumenstrauss oder einem guten Wort. Ich erlebe den Wurstchranz Jona als echte Bruderschaft: tapfer, tüchtig und treu.

Kommen wir zurück auf den heutigen Auftritt. Du hast scharf geschossen, als Westernheld aber auch als Kabarettist. Was ist Dein Erfolgsrezept?

Vieles sieht so leicht aus. Aber der Fleiss ist eine echte Tugend, die Pflege der Details, das Abwägen, das Ausprobieren. Für mich sind Auftritte auch so etwas wie Geburten: man ist schwanger vom Thema, von der Rolle, und das Ganze wächst in einem.

Wo findest Du all diese Pointen, mit denen Du heute überzeugt hast?

Die begegnen mir in Gesprächen, am Hauptbahnhof oder im Fitness-Training. Viele Pointen schreiben sich auch selber, Toni Brunner im Uber-Taxi oder die erotische Stimme von Beni Würth…

Was dürfen wir von Sämi Bräuli in der Zukunft erwarten?

Der Titel meiner Nummer war ja «Sämi Bräuli is back in town». Nun versuche ich mit Arbeit im kulturellen, aber auch im schulischen Bereich wieder Fuss zu fassen. Ich bin offen für vieles, darf aber nur dosiert voran gehen….

Rolf Lutz, Linth24