Einst sang Marlene Dietrich das Lied «Sag mir wo die Blumen sind». Ersetzt man in einer der Strophen ein einziges Wort, dann passt es genau auf die Stimmung, die man in Rapperswil und an anderen Orten antrifft.
«Sag mir, wo die Menschen sind, wo sind sie geblieben? Sag mir, wo die Menschen sind, was ist geschehen?» Es fällt auf, dass vielerorts Städte und Strassen im Linthgebiet menschenleer sind. Nach den offiziellen Szenarien müsste man sich fühlen wie Will Smith, der im Film «I am legend» durch leergefegte Strassen einer von Mutanten bedrohten Stadt umherzieht.
Was den protestantischen Zürchern vor 365 Jahren mit der Belagerung des katholischen Rapperswil im Februar 1656 nicht gelang, nämlich die Stadt leerzufegen, schafft ein Virus in 365 Tagen. Damals ein religiöser Glaubenskrieg, heute ein (in Frage gestellter) Pandemie-Krieg.
Angst gepaart mit Massnahmen
Es sind aber nicht Sportveranstaltungen im TV oder Wetterkapriolen, welche die Leute an ihr Zuhause fesseln. Es ist kollektive Angst und Panik, gepaart mit Entscheidungen und Massnahmen, die Mensch und Wirtschaft in eine apokalyptische Starre zwingt.
Ab und zu sieht oder trifft man noch Menschen in Geschäften. Nicht um Kunden zu bedienen – das ist ja verboten – sondern um in der Sinnlosigkeit, der Tragödie des momentanen Lockdowns noch der Würde irgendeiner Beschäftigung nachzugehen. In Kleidergeschäften wird die unverkaufte Winterkollektion durch Frühlingsmode ersetzt, in leeren Restaurants wird der angesetzte Staub gewischt, Juweliere reparieren Geschmeide oder man trifft Geschäftsinhaber, welche die Leere des Wartens lieber im Laden ertragen als zuhause. In vielen Schaufenstern sieht man Appelle an die Politik oder Hilferufe für Unterstützung. Linth24 hat zwei Ladeninhaber getroffen, die den Widrigkeiten trotzen.