Wie soll man investieren? Kann man an der Aktienbörse reich werden? Die Antworten auf diese Fragen sind umfangreich und wären abendfüllend, aber sie betreffen eher eine Minderheit der Bevölkerung. Viele Leute leben knapp von ihrem Lohn und im Alter von AHV und Pensionskassenrente, haben wenig Gelegenheit zur Ersparnisbildung. Trotzdem gibt es Chancen, beispielsweise durch Erbschaft, Abfindungen, Vorbezug einer Freizügigkeitsleistung oder 3. Säule zu neuem Vermögen zu kommen. Hier seien einige Ideen zum Anlegen präsentiert:
Erwerb von Wohneigentum
Der Kauf eines Hauses oder eine Eigentumswohnung ist in der Regel das beste Geschäft des Lebens, falls dies solide finanziert ist und die Tragbarkeitsregeln für Hypothekarkredite erfüllt sind. Die Banken verlangen etwa einen Drittel Eigenkapital und rechnen mit einem kalkulatorischen Zins von fünf Prozent. Dieser ist eigentlich zu hoch, aber gesetzlich so vorgeschrieben. Die Wohnkosten sollten dreissig Prozent des Einkommens nicht übersteigen. Aufgrund der tiefen Zinssätze zahlen zurzeit Hauseigentümer nur einen Bruchteil der Wohnkosten im Vergleich zu einen Wohnungsmiete, und die Immobilienbesitzer können sich durch Festhypotheken ihren tiefen Zins (zurzeit etwa 1 Prozent) für einige Jahre absichern.
Anleihen und Bankkonto
Früher gab es bis zu fünf Prozent Zins auf einem Sparkonto oder für Obligationsanleihen diverser Schuldner. Diese Zeiten sind längst vorbei. Die Zinsen sind meist negativ und die Spesen für die Kontoführung bei den Banken haben weiter steigende Tendenz. Hier lohnen sich Verhandlungen mit der Hausbank oder die Frage nach einem Aktionärskonto mit Vorzugskonditionen. Anleihen haben ihren schon lange ihren Glanz verloren.
Anlagefonds
Das erste was die Kundenberater einer Bank verkaufen wollen sind die Anlagefonds des eigenen Hauses. Verschiedene versteckte Gebühren im Vergleich zu Direktanlagen (teilweise bis zu 5 Prozent oder mehr pro Jahr) lassen aber die Renditen auf dem Portfolio schrumpfen. Vor einem Einstieg ist ein Vergleich wichtig.
Aktien
2019 konnte man an der Schweizer Börse durchschnittlich über 27 Prozent verdienen. 2019 war aber ein Ausnahmejahr bezüglich Wertentwicklung, alles auch im Zusammenhang mit den tiefen Zinsen der Notenbanken. In Zukunft dürfte der Verlauf eher wieder verstärkt schwanken.
Wer aber qualitativ gute Aktien lange halten kann und das Geld nicht benötigt, kann langfristig mit Kursgewinnen rechnen. Hinzu kommen noch die jährlich wiederkehrenden Dividenden, bis zu drei Prozent oder höher. Aktien mit üppigen Ausschüttungen (SMI-Titel, z.B. Schweizer Versicherungen, Pharma, Immobilienaktien usw.) sind sehr beliebt. Man muss auch die Bilanzqualität beachten. Die Verrechnungssteuer erhält man bei Schweizer Aktien vollständig zurück, bei ausländischen Papieren je nach Doppelbesteuerungsabkommen mit dem Drittland nur teilweise. Die schlechteste Kursentwicklung in den letzten Jahren hatten leider die Grossbanken. Ausländische Papiere unterliegen zusätzlich den Währungsschwankungen.
Kunst, Edelmetalle, Optionen, Derivate, Kryptowährungen, Zertifikate, Termingeschäfte usw.
Eigentlich sind diese speziellen Anlageformen nur für Spezialisten geeignet, die mit diesen Produkten arbeiten und ohne Zeitverzug zu den nötigen Informationen kommen. Für den Normalanleger sind diese Geschäfte zu spekulativ. Es gibt zu viele Stolperfallen. Einzig Edelmetalle in kleinen Mengen kommen als Depotbeimischung in Frage. Diese haben aber keinen Ertrag, ebenso Schwankungen und zumeist höhere Transaktionskosten als Aktien. Nicht vergessen sollte man, dass alternative Anlagen keine Wertpapiere sondern lediglich «Verträge» sind - mit zusätzlichem Risiko des Emittenten.
Fazit
Nicht zu teuer gekaufte Immobilien an guter Lage und Aktien mit hoher Dividende und gesunder Bilanz (Eigenkapitalquote) sind momentan die Favoriten. Bargeld sollte man so viel halten, dass Auslagen und Steuern für einige Monate gedeckt sind. Auch etwas Reserven für Ferien und Unvorhergesehenes sind empfehlenswert. Aber grundsätzlich soll sich jede Bankkundin, jeder Bankkunde mit seinem Vermögen wohl fühlen, die Anlagen verstehen und in der Finanzpresse mitverfolgen können.