Mit «Elias» chuf Mendelssohn ein hochdramatisches Oratorium. Er war von der Person des Propheten Elias fasziniert und wünschte sich für die eigene Zeit einen derartigen Propheten, „stark, eifrig, auch wohl bös und zornig und finster“. Frank Mehlfeld liess diese Faszination auf die Aufführenden und die Zuhörer überspringen. Die Interpretation war hinreissend, begeisternd, was zum Schluss im Applaus zum Ausdruck kam.
Gegensätze im Wirken des Elias
Elias sah sich Gegensätzen gegenüber: Den König Achab sollte er als gleichsam offizieller Ratgeber – Aufgabe eines Propheten ‒ auf den einzigen Gott Jahwe verpflichten. Dessen Gattin Jezabel hing als fremde Kananäerin dem Gott Baal an. Das Volk war wankelmütig. Einmal rief es den phönizischen Baal an, dann wechselte es zu Jahwe, dem Gott der Juden und gelobte ihm Treue, nachdem Elias durch sein Wunder dem Land zu Regen verholfen hatte. Elias liess die Baal-Propheten hinmetzeln, aber kurz darauf hielt Jezabel ihren Gatten an, Elias zu töten. Schliesslich gab Elias verzweifelt auf. Er mochte dem treulosen Volk nicht weiter den Gott Jahwe verkünden und machte sich auf zum Gottesberg Horeb. Dort begegnete ihm dieser Gott nicht im Erdbeben, nicht im Sturm, nicht im Feuer, sondern im säuselnden Wind. In der Kraft seines Gottes nahm Elias sein Prophetenamt wieder auf. Doch der Herr holte Elias in einem feurigen Wagen mit feurigen Rossen in den Himmel.
Voluminöse Chöre
Diese Gegensätze hielt der Komponist fest, etwa in den voluminösen Chören des wankelmütigen Volkes, in den Spottrufen des Elias gegenüber den Baal-Priestern, im stimmungsvollen Solistenquartett «Wirf dein Anliegen auf den Herrn», in der Darstellung des vorübergehenden Herrn oder in der Klage des verzweifelten Elias «Es ist genug!». Mehlfeld gab mit seiner musikalischen Ausdeutung dieser Gegensätze der Aufführung das Gepräge.
Gemeinschaftsprojekt
Die Aufführung in Rapperswil war ein Gemeinschaftsprojekt des Coro piccolo Castello, des Symphonischen Chors Hamburg und der Camerata Castello. In Rapperswil sang das Solistenquartett Sybille Diethelm, Freya Apffelstaedt, Zacharie Fogal und Thomas Hughes. Eine Woche zuvor hatten Chor und Orchester unter Beizug lokaler Kräfte das Werk in Hamburg, Flensburg und Sønderburg/Dänemark erfolgreich zur Aufführung gebracht.
Um die hundert Mitwirkende ‒ Solistenquartett, Sängerinnen und Sänger und Orchestermitglieder ‒ unter der Leitung von Frank Mehlfeld musizieren das Oratorium «Elias» von Felix Mendelssohn.