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Rapperswil-Jona
26.11.2025
26.11.2025 14:14 Uhr

«Kultur ist der neue Schnee»

Tourismusdirektor Tobias Treichler (l.) im Talk mit André Batt.
Tourismusdirektor Tobias Treichler (l.) im Talk mit André Batt. Bild: Markus Arnitz, Linth24
Am Kulturstamm diskutierten Tourismusdirektor Tobias Treichler und Moderator André Batt über den Tourismus der Zukunft. Kultur wird zum Zugpferd des Qualitätstourismus.

Das Kulturnetz lud zum November-Stamm mit Tobias Treichler ins Visitor Center. Laura Verbeke, Leitung der Fachstelle Kultur RJ und Gaudenz Lügstenmann begrüssten die Mitglieder zum interessanten Talk über Kultur und Tourismus. Gleich zu Beginn machte der Tourismusdirektor klar: «Ohne Bevölkerung kein sinnvoller Tourismus.» Klinge simpel, sei aber das Fundament.  Rapperswil-Jona wolle kein Marketing, das nur Gäste zähle. Diese sollen kommen, aber nicht bloss zum Foto Spot, sondern als Interessierte an echter Begegnung.

Interview im Herzschlag der Stadt

Das Gespräch führte André Batt. Im Stuhl daneben: Tobias Treichler, Direktor von Rapperswil Zürichsee Tourismus. Front sei dort «wo am Ende des Tages die Menschen stehen», meinte Treichler. Die Digitalisierung verändert Reisen radikal. Treichler ist selbst gern digital unterwegs, doch solange Gäste mit Stadtplan durch die Gassen pilgern, druckt man weiter.
Die zunehmenden klimatischen Veränderungen würden den Tourismus in der Schweiz hart fordern. Am Beispiel der schwindenden Schneesicherheit müsse man sich umorientieren. Treichler: «Kultur ist der neue Schnee.»

Kopenhagen, Gondeln & gute Ideen

Auf die Frage, was ihn als Touristiker am meisten beeindruckt habe, meinte Tobias Treichler «Kopenhagen». Wie dort das Nordische gefeiert wird, kombiniert mit Nachhaltigkeit, sei nachahmenswert. Dieses Zelebrieren des Eigenen – davon könne man sich etwas abbeissen. 
Apropos abbeissen: Als Batt fragte, was Treichler mit unlimitiertem Budget anfangen würde, blühte dieser auf. Eine Gondelbahn, vom Enea Baummuseum über den Bächlihof hinauf zum Etzel – oder gar bis Einsiedeln. Erheiterung bei den Anwesenden. Mut beginnt bei Ideen, die absurd klingen, aber Herzen öffnen.

  • Tobias Treichler, Touristiker mit Herz, Hirn und Humor. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Der Kulturstamm stösst immer auf grosses Interesse. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Laura Verbeke, Leitung der Fachstelle Kultur RJ . Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Gaudenz Lügstenmann, Präsident Kulturnetz Rapperswil-Jona Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Laura Verbeke, Gaudenz Lügstenmann begrüssten die zahlreichen Mitglieder des Kulturnetz Rapperswil-Jona. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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Qualitätstourismus

Rapperswil Zürichsee Tourismus fährt eine nachhaltige Strategie. Beispiele: mit der SOB, Eventpartnerschaften wie Green City Days, der Zusammenarbeit mit dem Kinderzoo und Verbindungen zum öffentlichen Verkehr.

In 10 Jahren: kein Tourismus, aber mehr Reisen

Wo Rapperswil Zürichsee Tourismus in 10 Jahren stehe, war eine der Abschlussfragen. Treichler:  «viel weiter digital, vielleicht mit einem KI-Chat ohne Personal.» Ob das Wort «Tourismus» dann noch existiere? Treichler meinte Nein. Er spüre es auch. Man müsse sich neu erfinden. Reisen werde zunehmen, aber die Art, wie man diese begleite, ändere Gesicht und Wortschatz. Menschen würde immer gebraucht. Und Geschichten. Qualität statt Lärm.

Einheimische Juwelen?

Treichlers Lokal-Tipps waren ehrlich: Das Enea Baummuseum würde zu wenig bespielt.  Es habe zu wenig Aufmerksamkeit; dort stecke Erzählstoff, der kaum genutzt sei. Den Abschluss bildete ein Bonmot: «Wir sind Stadt und trotzdem ein Dorf.» Genau dieses Gefühl mache uns aus. «Rappi geht immer.»
In Zukunft gilt etwas mehr: Rappi gehört erzählt, nicht nur gezeigt.

Tobias Treichler

Bevor Tobias Treichler seine heutige Stelle in Rapperswil antrat, war er Vizedirektor und Leiter Marketing & Customer Experience bei St. Gallen-Bodensee Tourismus. Dort verantwortete er Guest Services, Front Office, die Entwicklung und Umsetzung der Destinationsstrategie, sowie die Vermarktung der Region Inland und Ausland. Zudem arbeitete er für eine Zeit bei Weisse Arena Gruppe (in Laax), als Teamleiter für Direct Marketing und Werbung — zuständig für Bergbahn, Hotellerie, Vermietung und Services der Gruppe; dort plante und realisierte er jeweils die Winter- und Sommervermarktung. 

Markus Arnitz, Linth24
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