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Rapperswil-Jona
08.09.2025
08.09.2025 23:52 Uhr

HEV-Podium: Phantomsteuer im Kreuzfeuer

HEV Linthgebiet Podium Eigenmietwert: v.l. Sven Bradke, Esther Friedli, Marcel Dobler, Susanne Helbling, Linda De Ventura.
HEV Linthgebiet Podium Eigenmietwert: v.l. Sven Bradke, Esther Friedli, Marcel Dobler, Susanne Helbling, Linda De Ventura. Bild: Markus Arnitz, Linth24
Im Kreuz Jona flogen die Argumente: Soll der Eigenmietwert bleiben oder fallen? HEV jubelt über Entlastung, die SP warnt vor Milliardenlöchern.

Podiumsgespräch des HEV Linthgebiet im Kreuz Jona. Der Saal gut gefüllt, die Stimmung gespannt. Es geht um nichts weniger als den Eigenmietwert – dieses eigentümliche Phantom der Schweizer Steuerpolitik.

Bühne frei fürs Phantom

Auf der Bühne: Ständerätin Esther Friedli und Nationalrat Marcel Dobler für die bürgerliche Seite, SP-Kantonsrätin Susanne Helbling und die Schaffhauser Nationalrätin Linda De Ventura auf der Gegenseite. Ein politisches Vierergespann, das die alte Frage neu verhandelt: Fiktives Einkommen besteuern – oder endlich Schluss mit der Geistersteuer?

Eigentümer schiessen scharf

Friedli und Dobler lassen keinen Zweifel: Der Eigenmietwert sei ein Anachronismus, ein Phantom, das längst auf den Friedhof der Steuerideen gehöre. Er bestrafe junge Familien, Rentnerinnen und Ersterwerber. Zudem blockiere er Investitionen und halte Eigentümer künstlich verschuldet. Der Systemwechsel, so Friedli, sei nicht nur gerecht, sondern auch steuerlich neutral – ein sauberer Schnitt ohne Schaden für den Staat. Das Publikum nickte zustimmend, einige klatschten spontan.

  • Ständerätin Esther Friedli am HEV Podium zum Thema Eigenmietwert Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Esther Friedli, Marcel Dobler plädieren für die Abschaffung des Eigenmietwerts. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Nationalrat Marcel Dobler am HEV Podium zum Thema Eigenmietwert Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • SG Kantonsrätin Susanne Helbling (l.); Nationalrätin Linda De Ventura; beide SP. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • HEV Linthgebiet Podium Eigenmietwert Bild: Markus Arnitz, Linth24
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Linke warnt vor Milliardenlöchern

Ganz anders die SP-Vertreterinnen. Helbling und De Ventura sprechen von einem „finanzpolitischen Blindflug“. Zwei Milliarden Franken weniger pro Jahr – wer soll das bezahlen? Gemeinden, Kantone, der Bund: Alle müssten kürzen. Leidtragende wären nicht die Eigenheimbesitzer, sondern die breite Bevölkerung. Die Mieterinnen und Mieter würden doppelt getroffen: durch steigende Kosten und höhere Steuern. Von Umverteilung nach oben ist die Rede, von drohender Schwarzarbeit und einer Reform, die am Ende nur den Vermögenden gefällt. 

Nahkampf-Politik

Während die Argumente hin- und herflogen, zeichnete sich das Grundmuster klar ab: Hier die Eigentümer, die Freiheit und Fairness beschwören. Dort die Sozialdemokratie, die das soziale Netz und die Staatskassen im Blick hat. Ein Duell, wie man es im Kanton St. Gallen gern führt: hart, aber mit gepflegtem Ton.

  • Daniel Hämmerli, Vorstand HEV Linthgebiet. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Dr. rer. publ. HSG Sven Bradke, Wirtschafts- und Kommunikationsberater. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Markus Meier, Direktor Hauseigentümerverband (HEV) Schweiz. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • HEV Linthgebiet Podium Eigenmietwert Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Roman Bosetti, Leiter OBT Treuhand Rapperswil-Jona. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • HEV Linthgebiet Podium Eigenmietwert Bild: Markus Arnitz, Linth24
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Selfie statt Argumente

Etwas passte nicht ganz zum ernsten Thema: Während Esther Friedli mit begründeten Argumenten Punkt um Punkt gegen den Eigenmietwert setzte, nahmen es die beiden SP-Frauen offenkundig lockerer. Sie fanden sogar Zeit für ein Selfie auf der Bühne. Politik, so scheint’s, ist manchmal auch nur ein Schnappschuss fürs Ego-Album.

Phantom bleibt präsent

Ob der Eigenmietwert tatsächlich fällt, entscheidet das Volk. Klar ist: Beide Seiten liefern plausible Gründe, die Frage reicht tief in Gerechtigkeit, Eigentum und Staatsfinanzen hinein. Und selbst wenn das Phantom dereinst verschwindet – die Erinnerung an Abende wie jenen im Kreuz Jona bleibt. Politik im Kleinformat: emotional, widersprüchlich, manchmal zum Kopfschütteln – aber eben ganz schweizerisch.

Markus Arnitz, Linth24