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Kanton
21.05.2025

Freiwilligkeit hilft Gesellschaft

Mitglieder der Kontrollstelle der Gemeinnützigen Gesellschaft des Kantons St.Gallen: Heinz Loretini, Rolf Huber, Karin Schweizer, Andrea Romer, Präsident Johannes Gunzenreiner.
Mitglieder der Kontrollstelle der Gemeinnützigen Gesellschaft des Kantons St.Gallen: Heinz Loretini, Rolf Huber, Karin Schweizer, Andrea Romer, Präsident Johannes Gunzenreiner. Bild: zVg
Letztes Jahr unterstützte die Gemeinnützige Gesellschaft des Kantons St.Gallen einige Projekte. Wegen der Weltlage fordert sie mehr politische Unterstützung für Freiwilligenarbeit.

Kriegerische Konflikte, allen voran der russische Angriffskrieg in der Ukraine und die Kämpfe im Nahen Osten belasten den Frieden in der Welt. Gleichzeitig erstarken autoritäre Kräfte, die demokratische Werte untergraben und gesellschaftliche Stabilität gefährden. «Die Sorge um den Erhalt der Demokratie als Fundament einer funktionierenden Gesellschaft wird zunehmend spürbar», sagte Johannes Gunzenreiner an der Jahresversammlung der Gemeinnützigen Gesellschaft des Kantons St.Gallen (ggk sg) vom Dienstag, 13. Mai 2025, im Restaurant Stadtblick der GHG Rosenberg.

Auch in der Schweiz stehe der gesellschaftliche Zusammenhalt vor grossen Herausforderungen. Um den Zusammenhalt in der Gesellschaft zu stärken, fordert der ggk-Präsident von der Politik mehr Anerkennung und Sichtbarkeit für gemeinnütziges und freiwilliges Engagement. Zudem brauche es bessere Rahmenbedingungen, gezielte finanzielle Förderung, mehr Integration in die Arbeitswelt und die konsequente Nutzung digitaler Möglichkeiten. «Freiwilligenarbeit ist ein zentraler Pfeiler des gesellschaftlichen Zusammenhalts.»

Wechsel in der Kontrollstelle

In seinem Jahresbericht blickte Johannes Gunzenreiner auf das vergangene Jahr zurück. Dabei erwähnte er die letztjährige Jahresversammlung, an der die Geschäftsführerin und Kampagnenleiterin von servicecitoyen.ch, Noémie Roten, über die Volksinitiative «Für eine engagierte Schweiz» sprach. «Die Initiative wird voraussichtlich im nächsten Jahr zur Abstimmung kommen», sagte der ggk-Präsident. Er erinnerte auch an das GGK-Forum zum Thema «Generation Z: Anders? Gut so!», das in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule St.Gallen (PHSG) organisiert wurde.

Projektleiter Nicolai Kozakiewicz erläutert das Projekt «Demokratiebus» Bild: zVg

Eine finanzielle Unterstützung durch die ggk sg bekamen im Jahr 2024 verschiedene gemeinnützige Projekte wie der Ausbau der frühen Förderung von fremdsprachigen Kindern von AIDA St.Gallen, der Freiwilligenmonitor der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (sgg) sowie die eigenen Projekte sozialgeschichte.ch und Demokratiebus.

Für letzteren hat die Fachstelle Demokratiebildung und Menschenrechte der PHSG die Projektleitung inne. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren wie die beiden Verantwortlichen Nicolai Kozakiewicz und Andreas Stadelmann an der ggk-Jahresversammlung sagten. Aktuell werden verschiedene Lernarrangements erarbeitet und an Schulen im Kanton erprobt. Im Schuljahr 2026/27 soll mit dem Demokratiebus gestartet werden.

Anna Voser, Mitglied des Projektteams von sozialgeschichte.ch, zeigte auf, mit welchen Themen sich die Studierenden derzeit befassen. Dazu gehören beispielsweise der Widerhall der Französischen Revolution in der Schweiz, der Landesstreik 1918, die Identität des Kantons St.Gallen und die Erinnerungskultur zu fürsorgerischen Zwangsmassnahmen im Kanton.

Neben dem Jahresbericht genehmigten die anwesenden Mitglieder auch die Jahresrechnung 2024. Als neues Mitglied der Kontrollstelle wurde Andrea Romer gewählt. Sie ersetzt Karin Schweizer, die nach 12 Jahren zurückgetreten war. Andrea Romer arbeitet seit 8 ½ Jahren bei der Acrevis Bank als Beraterin Anlagenkunden und ist gleichzeitig Mitglied des Führungskaders.

Dr. Anastas Odermatt von der Uni Luzern referiert zum Thema «Gesellschaftlicher Zusammenhalt in der Schweiz». Bild: zVg

Lokale Verankerung ist wichtig

Im Anschluss an den offiziellen Teil der Jahresversammlung sprach Anastas Odermatt zum Thema «Gesellschaftlicher Zusammenhalt in der Schweiz». Der gebürtige St.Galler hat Religions- und Umweltwissenschaften, Philosophie und Ethik in Luzern, Zürich und Wien studiert und arbeitet seit 2015 an der Universität Luzern als Forschungsmitarbeiter am Zentrum für Religion, Wirtschaft und Politik (ZRWP).

In seinem Vortrag gab er Einblick in die aktuelle Forschung. «Der Kenntnisstand der Gegenwart ist: Es gibt Brüche in der ‹Insel der Glückseligen› Schweiz und Lücken in der Forschung», sagte Anastas Odermatt. Ein zentrales Ergebnis einer Studie seines Teams aus dem vergangenen Jahr war: Der gesellschaftliche Zusammenhalt in der Schweiz «könnte besser sein». Eine frühere Untersuchung aus dem Jahr 2019 zeigte, dass sich die Mehrheit der Menschen zugehörig fühlt. «Menschen, denen der Nahbereich wie Familie, Freunde, Nachbarschaft, soziales Engagement wichtig ist, fühlen sich eher zugehörig, vor allem auch auf lokaler Ebene», erklärte der Referent. Hier liesse sich viel machen, denn lokale Verankerung scheine wichtig für den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu sein. «Diesen Zusammenhalt zu stärken ist eher eine Aufgabe der Optimierung als der Maximierung», betonte er. Denn Maximierung könne negative Auswirkungen haben – und diesen Mechanismus gelte es im Auge zu behalten.

Gemeinnützige Gesellschaft des Kantons St.Gallen (ggk sg) / Redaktion Linth24