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12.05.2025

Lebensräume für Uferschwalbe

Uferschwalben sind die kleinste Schwalbenart Europas und haben es in der Schweiz nicht leicht beim Brüten..
Uferschwalben sind die kleinste Schwalbenart Europas und haben es in der Schweiz nicht leicht beim Brüten.. Bild: Marcel Burkhardt
Die Uferschwalbe findet in der Schweiz kaum noch naturnahe Flussufer und geeignete Brutwände. BirdLife Schweiz und Partner schaffen neue Lebensräume mit speziellen Sandschüttungen.

Die Uferschwalbe, die kleinste Schwalbenart Europas, kämpft in der Schweiz ums Überleben. Einst gruben diese wendigen Flieger ihre Brutröhren in natürlich entstandene Steilufer von  Flüssen. Doch durch Verbauungen und das Ausbleiben natürlicher Dynamik sind solche Brutplätze nahezu verschwunden. Selbst Sandlinsen in Kiesgruben, die lange Zeit als Ersatz dienten, stehen heute immer seltener zur Verfügung, da Abbauprozesse beschleunigt und rationalisiert wurden.

Wie BirdLife Schweiz mitteilt, möchte die Organisation mit Schutzmassnahmen der Uferschwalbe eine Zukunft sichern.

Sandschüttungen: Künstliche Steilwände als Lebensretter

Ohne geeignete Brutplätze haben Uferschwalben keine Chance. Der Erhalt bestehender Kolonien in Kiesgruben hat deshalb hohe Priorität. Wo dies nicht möglich ist, schaffen gezielte Sandschüttungen Abhilfe: künstliche Steilwände aus einer speziellen Sandmischung, die den Vögeln optimale Bedingungen zum Graben ihrer Brutröhren bietet.

Der Sand darf nicht zu locker sein, sonst stürzen die Röhren ein; ist er aber zu kompakt, können die Schwalben nicht graben. Die Brutwand wird jedes Jahr vor der Brutsaison mit einem Bagger möglichst senkrecht abgestochen, um eine natürliche Ufersteilwand zu simulieren – eine aufwendige, aber notwendige Massnahme.  

Die Idee dazu entstand nicht am Reissbrett, sondern aus Beobachtungen in der Praxis: Bereits vor Jahrzehnten suchten der Verein Hot Spots und BirdLife Schweiz nach Wegen zur Förderung der Uferschwalbe. Den entscheidenden Anstoss lieferte schliesslich der Aargauer Kiesunternehmer Ueli Müller (Müller Kies AG), der bemerkte, wie Schwalben versuchten, in ein vorbereitetes Sanddepot ihre Brutröhren zu graben.

Kurzerhand schichtete er in Eigeninitiative einen separaten Sandhaufen auf – und wurde belohnt: Schon bald liessen sich die ersten Uferschwalben nieder.

2'700 Brutpaare gezählt

Der Erfolg bestätigt diesen Ansatz: 2024 wurden bereits rund 2'700 Brutpaare in künstlichen Sandschüttungen gezählt – damit brütet rund ein Drittel der Vögel bereits in diesen für sie geschaffenen Wänden. Seit 2011 sind an rund 50 Standorten solche künstlichen Brutwände entstanden.

Im März 2025, rechtzeitig vor der Rückkehr der Uferschwalben aus dem Winterquartier, haben BirdLife Schweiz und Partner nun drei weitere Sandschüttungen erstellt. In zweien davon konnten dieser Tage bereits erste Grabversuche beobachtet werden – ein weiterer Beleg dafür, dass künstliche Sandschüttungen einen entscheidenden Beitrag zum Fortbestand der Art leisten.

Natürliche Flussufer als langfristiges Ziel

Keine einzige Uferschwalbenkolonie in der Schweiz brütet heute an einem natürlichen Prallhang, da naturnahe Fliessgewässer mit ihrer ursprünglichen Wasserdynamik praktisch nicht mehr existieren. Trotz der Erfolge mit künstlichen Sandschüttungen bleibt daher das übergeordnete Ziel bestehen: Uferschwalben sollen wieder in revitalisierten, naturnahen Flusslandschaften brüten können.

Das Gewässerschutzgesetz von 2011 bietet dafür eine wichtige Grundlage. Doch bislang gibt es nur wenige Projekte, die tatsächlich dynamische, natürliche Flussufer schaffen. Hier sind Bund und Kantone gefordert: Nur mit konsequenten Renaturierungen können wir der Uferschwalbe ihren ursprünglichen Lebensraum zurückgeben. Dies ist auch zentral für die Verbesserung ihrer Nahrungsgrundlage, die hauptsächlich aus Insekten besteht.

Eine künstliche Brutwand im Bau. Bild: Birdlife

Aufruf für neue Standorte

Die bestehenden Brutplätze in Kiesgruben zu erhalten, bleibt eine zentrale Aufgabe. BirdLife Schweiz ruft Kantone und Kiesgrubenbetreiber dazu auf, die Bedürfnisse der Uferschwalben frühzeitig in ihre Planungen einzubeziehen.

Es gibt bereits positive Beispiele, in denen stillgelegte Gruben gezielt als Brutstandorte erhalten wurden. Doch es braucht noch mehr Engagement: Neue Sandschüttungen sind dringend nötig, und BirdLife Schweiz sucht weiterhin nach geeigneten Standorten.

BirdLife Schweiz dankt allen Partnern, Kantonen, Kiesgrubenbetreibern und Förderern, die sich für den Schutz der Uferschwalbe einsetzen. Wer Interesse an einer Zusammenarbeit hat oder potenzielle Standorte kennt, kann sich direkt bei BirdLife Schweiz zu melden.

Zürioberland24/gg / Linth24