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Rapperswil-Jona
24.03.2019

RAPPERSWIL-JONA: MIT JEKAMIS IN DIE ZUKUNFT

Jekami heisst «Jeder kann mitmachen». Mit dieser Masche will sich der Rapperswil-Joner Stadtrat in die Zukunft retten. Ein Kommentar von Bruno Hug.

In einer Medienmitteilung hat der Stadtrat von Rapperswil-Jona dieser Tage seine künftige Führungsstrategie vorgelegt (Bericht zur Stadt-Mitteilung). Er will das Volk bald überall einbeziehen. Damit gibt er Verantwortung ab, für die er eigentlich gewählt wurde.

Angefangen hat das schon vor vielen Jahren, noch unter der alten Stadtführung. Ich trat damals mit den ON gegen den Blödsinn an, das Wahrzeichen der Stadt, das Schloss, für 25 Jahre an die Polen zu vermieten. Da der Stadtrat nicht kleinbeigeben wollte, hat er zuerst einmal einige Workshops, sprich «Mitwirkungsprozesse» organisiert. Menschen, die wenig von der Materie verstanden, sollten die (Schloss)Zukunft erfinden. Daraus entstand ein neuer Irrweg, was zur nächsten Petition führte. Erst danach kam die Sache langsam auf den Weg. Fazit: Die Schloss-Workshops waren für nichts.

Workshops zum Tunnel

Die nächste Volksmitwirkung gabs beim Tunnel. Nach der Ablehnung des Tunnel-Projektes im Jahr 2011 folgten im sogenannten «Mobilitätsforum» Workshops en Masse. Es entstanden 60 Ideen mit dem Schluss-Favoriten «Tunnel lang». Das war verkehrs- und umwelttechnischer Nonsense, also unrealisierbar. Fazit: Nach Jahren, in denen Amateure die Verkehrsprobleme der Stadt zu lösen versuchten und über 1 Million Franken an Kosten verpulvert waren, kam man faktisch wieder zur Lösung von 2011. Die Tunnel-Workshops waren für die Katz.

Workshops für die Altstadt

Dann musste auch die Altstadt durch mehrere «Mitwirkungsprozesse» hindurch. Rund 50 Teilnehmer sollten das Ladensterben in Rappis Gassen verhindern. Darin wurde unter anderem die Idee für einen «Leuchtturm» am Hafen geboren. Ein solcher hätte gemäss Stadtrat das UFO-ähnliche Visitor-Center werden sollen, das die Bürger dann zum Glück abschossen. Auch das Vorhaben eines «Altstadtförderers» entsprang diesen Workshops: Ein Teilzeitler, teils von der Stadt finanziert, sollte die Altstadt vor der Krise bewahren. Ihn würde dann wiederum eine Untergruppe mit allen an der Altstadt Interessierten sekundieren. Dieses Jekami nimmt momentan seinen Lauf.

 Künftige «Mitwirkungsprozesse» für fast alles

Nun folgt gemäss Stadtrat noch eine ganze Serie von «Mitwirkungsprozessen». So derjenige zur Ortsplanung ab 2020. Und alle, die nicht darauf warten mögen, können sich schon ab 2019 mit «Interessierten» an der Erschaffung des Leitbildes zu Jonas Stadtzentrum in Szene setzen. Ein weiterer «Mitwirkungsprozess» ist für die Quartierplanung vorgesehen. Dieser heisst «QuartieRJnsel». Dieses Unwort des Jahres ist, wie könnte es anders sein, ist innehrhalb einer städtisch organisierten «Steuerungsgruppe» entstanden. Künftig sollen nun die «gezielt einbezogenen Quartier-Akteure» mit dem «mobilen Container», den die St. Galler Kantonalbank der Stadt geschenkt hat, an die Arbeit. Scheinbar hatte niemand den Mut, den unansehnlichen Blechkasten zu entsorgen, weshalb er nun mit dem «spielerischen Logo von RJ» (auf Kosten der Steuerzahler) innerhalb der Stadt «auf die Reise geht», wie der Stadtrat mitteilt. Momentan steht das grauslige Ding auf dem Fischmarktplatz.

Keine Verantwortung übernehmen

Mir ist klar: «Mitwirkungsprozesse» sind dazu da, die Verantwortlichen von ihrer Verantwortung zu befreien. Dank diesem Trick müssen sie keine Führungskraft und keine Visionen entwickeln und können, wenn aus den Amateur-Sitzungen nichts entsteht, dem Volk die Schuld zuschieben.

Ach ja, und es gibt jetzt in RJ auch noch eine «Dachmarke» zu den Stadtentwicklungsprojekten. Das, um sie den Bürgern «erkenn- und sichtbar zu machen» und ihre «Einordnung in den grösseren Zusammenhang zu erleichtern», wie der Rat mitteilt.

Ich meine, ganz einfach gute Projekte vorzulegen würde genügen. Dazu braucht es keine Dachmarke, sondern Grips und Weitsicht. Alles andere ist faule Schminke.

Bruno Hug