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Rapperswil-Jona
28.02.2025
01.03.2025 08:37 Uhr

Nachruf auf den Künstler Ursus A. Winiger

Ursus A. Winiger (1942 bis 2025) inmitten seiner Kunst.
Ursus A. Winiger (1942 bis 2025) inmitten seiner Kunst. Bild: zVg
Am 5. Februar 2025 ist der Rapperswiler Kunstschaffende Ursus A. Winiger im Alter von 83 Jahren verstorben. Stefan Knobel, ein Schüler des Künstlers, hat einen Nachruf geschrieben.

«Kennengelernt habe ich Ursus A Winiger 1975 an der Klosterschule in Näfels. Ursus hat in seiner Jugend, wie viele rund um den Obersee, bei den Kapuzinern in Näfels die Sekundarschule besucht.
Ursus A. Winiger hat als damals 33-jähriger Zeichenlehrer nicht nur den Altersdurchschnitt der Lehrerschaft massiv gesenkt. Er hat es auch verstanden, uns Jugendlichen das Interesse für die Kunst zu wecken. Zur damaligen Zeit war Winiger als Pop-Art-Künstler tätig und hatte die Gelegenheit, viele öffentliche Gebäude durch Kunst am Bau mitzugestalten.

Eigene Maltechnik

Später hat Ursus eine eigene Maltechnik entwickelt, in welcher sich die Inspiration durch die Zürcher Schule der Konkreten, gegründet durch Johannes Itten und Sophie Teuber-Arp, zeigte. Mittels Parallelen konstruierte er unterschiedliche Liniengefüge, welche sich zu einem malerischen Netzwerk zusammenfügten. Das Überlagern von verschiedenen Schichten, der Wechsel der Farben und die unterschiedlichen Breiten der Linien führen zu Bilderlebnissen der Tiefe, der Bewegung und zu einer faszinierenden Ausstrahlung.

Freude machen

Winiger sagte in einem Gespräch, das ich mit ihm Jim Jahr 2019 in Solothurn führen durfte: ‹Ich möchte mit meiner Kunst in erster Linie Freude machen. Die Menschen aus dem Alltag herausreissen. (…) Wenn ich es mir überlege, hat meine Kunst auch provoziert. Aber ich habe nicht Kunst gemacht mit dem Ziel, zu provozieren. Provoziert hat eher die Tatsache, dass ich konsequent meinem Weg gefolgt bin. Dass ich mich nicht durch die Gesellschaft in eine bestimmte Form drängen liess.› (Das ganze Gespräch findet sich hier.)

‹Um den Sinn der Sinne›

Ursus war einer, der immer sagte, was er dachte. So setzte er sich für den Kulturförderungsartikel ein, welcher im Jahr 1994 zur Abstimmung kam – und am Ständemehr scheiterte. Er eröffnete den Abstimmungskampf mit folgenden Worten:  «… wir leben in einem durch und durch pragmatischen Land, das Intellektuelle und Künstler nicht ernst nimmt: Entweder sind sie tückisch oder dann sind sie Schöngeister. Wir sind in einem Land, das den Verzicht auf Visionen und Utopien zur Tugend erhoben hat und nun unter seiner Kurzsichtigkeit leidet. Das Kulturelle, das Intellektuelle rangiert unter ‹ferner liefen›. In einer Zeit der Umbrüche, der Verunsicherungen und der hilflosen Neuorientierung bräuchte man uns. Ratlose Politiker, Manager und Unternehmer sind mit der Wirtschaftskrise voll beschäftigt. Arbeit an neuen Ideen tut not. Aber woher sollen diese neuen Ideen kommen, wenn nicht von denen, die als Künstler, als Literaten, als Schöpfer um den Sinn und um die Sinne ringen?»

Jetzt – 30 Jahre nach dieser Ansprache ist die Stimme von Ursus verstummt. Seine Aussage hat aber nichts an Aktualität verloren. Danke Ursus – dass Du das ganze Leben um den Sinn und die Sinne gerungen hast.»

Stefan Knobel, Schübelbach