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Kultur
01.01.2025
01.01.2025 07:58 Uhr

Wie Sabor die Welt eroberte

Sabor – der Maschinenmensch aus Teufen.
Sabor – der Maschinenmensch aus Teufen. Bild: Zeughaus Teufen
1923 entwickelte der damals 12-jährige August Huber in Teufen den Maschinenmenschen Sabor.

Der funkgesteuerte Roboter wurde später zu einer Sensation und reiste um die halbe Welt. Nun ist Sabor zurück in Teufen – seine faszinierende Geschichte kann noch bis zum 23. Februar 2025 im Zeughaus nachverfolgt werden.

Es klingt fast wie ein Märchen: Mit beeindruckendem Erfindergeist, handwerklichem Talent und technischem Wissen schuf der 12-jährige August Huber aus Teufen 1923 die erste Version eines Maschinenmenschen. Sabor I war eine Holzkonstruktion und wurde später weiterentwickelt, enthielt aber bereits das Innenleben, mit dem er später so berühmt wurde.

August Huber

August Huber wurde 1911 geboren. Sein Vater besass eine Weberei in Gossau und erwarb die Villa Roth auf dem Büel in Niederteufen. Dort baute der junge August Huber seine Roboter. 
Mit seiner eigenen Familie wohnte er später zuerst in Gossau, bevor er 1954 wieder nach Teufen zurückkehrte. Nach dem Tod seines Vaters August Huber-Kappeler verkaufte August Huber 1955 die Weberei und wandelte die Villa Roth in das Bestrahlungsinstitut «Bühl» um. August Huber starb 1970 im Alter von 59 Jahren.

In der Ausstellung im Zeughaus Teufen haben Kinder ihre eigene Vision eines Roboters gemalt. Bild: herisau24.ch / Claudia Vamvas

Der grosse Menschheitstraum 

Mit den neuen Möglichkeiten der Elektro- und Radiotechnik rückte der alte Menschheitstraum, ein Ebenbild seiner selbst zu schaffen, näher. Auch in der Popkultur des 20. Jahrhunderts erlebte die Vision eine Renaissance. Das Wort «Roboter» tauchte 1921 in einem Theaterstück des tschechischen Schriftstellers Karel Čapek zum ersten Mal auf. 1927 kam Fritz Langs Spielfilm «Metropolis» mit einer Maschinenfrau ins Kino. Oder man denke an die Geschichte vom Zauberer von Oz, in der ein Blechmann ohne Herz vorkommt.

Der Maschinenmensch wird perfektioniert

Sabor durchlief mehrere Entwicklungsstufen, wobei Mechanik, Optik und Materialien stetig verbessert wurden. 1930 entstand Sabor II, der bereits sitzen oder Feuer geben konnte. August Huber verkaufte ihn nach Deutschland; über seinen Verbleib ist nichts bekannt. Nach einer ähnlichen dritten Version wurde 1938 Sabor IV vollendet. Mit Unterstützung von Peter Steuer, ETH-Ingenieur, entstand aus Sabor IV der weltberühmte Sabor V, der Ende 1951 in Steuers Besitz überging. 

 

Überall, wo Sabor auftrat, war er ein Star. Menschenmassen strömten herbei und viele warteten stundenlang, um ihn sehen zu können. Bild: Ausstellungskatalog «Sabor», Zeughaus Teufen

Sabor reist um die halbe Welt

1939 wurde Sabor an der Landesausstellung in Zürich gezeigt – damit nahm seine Berühmtheit ihren Anfang. Es folgten Reisen nach London und Dänemark, er hatte Auftritte an Messen und in Kaufhäusern und überreichte sogar der niederländischen Königin Blumen. 1955 reiste er nach Israel und er war Teil der Weltausstellung Expo 58 in Brüssel. 1961 trat er eine Reise in die USA an, wo er unter anderem in der bekannten «Ed Sullivan Show» auftrat.

Ein riesiger Roboter, der Feuer gibt

Doch was war es eigentlich, das die Menschen an diesem Maschinenmenschen so faszinierte? Sabor konnte gehen, es schien, als würde er sich von selbst fortbewegen, er drehte den Kopf, nickte, bewegte die Lippen und konnte Feuer geben und rauchen – damals ein Symbol von Freiheit und Unabhängigkeit. Und seine Grösse von 2,37 Metern war natürlich imposant. Er wog 270 Kilogramm und in seinem Bauch versteckten sich 500 Meter Kabel. Neben der Begeisterung gab es allerdings auch Skepsis: So wurde immer wieder vermutet, dass ein echter Mensch in Sabor versteckt war.

Sabor, zurück in Teufen. Den Astronauten-Look bekam er 1969. Bild: herisau24.ch / Claudia Vamvas

Das Ende einer unglaublichen Karriere

Mitte der 1970er-Jahre geriet Sabor langsam in Vergessenheit. Seit Steuers Tod steht Sabor im EBM-Museum in Münchenstein, das heute «Primeo Energie Kosmos» heisst. Nun kehrte er für die Ausstellung im Zeughaus Teufen noch einmal in seine Heimat zurück, wo der 12-jährige August Huber einst die Grundlagen für seine Berühmtheit geschaffen hatte.

Die Ausstellung zeigt die faszinierende Geschichte dieses Maschinenmenschen aus Teufen. Und sie passt sehr gut in unsere Zeit, in der viele von uns mit einer ähnlichen Mischung aus Begeisterung und Angst auf eine andere Entwicklung – die sich rasant optimierende Künstliche Intelligenz – blicken.

Claudia Vamvas, Herisau24