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Kultur
09.12.2024
09.12.2024 17:10 Uhr

Matthias Ackeret schreibt Roman über René Benko

Matthias Ackeret, Verleger des jahrelang in Rapperswil beheimateten «Persönlich», hat ein neues Buch geschrieben.
Matthias Ackeret, Verleger des jahrelang in Rapperswil beheimateten «Persönlich», hat ein neues Buch geschrieben. Bild: zVg
Matthias Ackeret ist Ex-Rapperswiler, Buchautor und Verleger von persoenlich.com. Sein neuer Roman dreht sich um den Immobilien-Gaukler René Benko. Linth24 gab er dazu ein Interview.

Herr Ackeret, Ihr neuester Roman, der bereits in den Schlagzeilen ist, handelt vom gescheiterten Investor René Benko. Wie kamen Sie auf dieses Thema?
Benko, der in meinem Buch Remo Blanko heisst, drängt sich als Romanfigur förmlich auf. Ein Investor, der das Chrysler-Building in New York, das Hotel Bauer Palazzo in Venedig, das Kaufhaus des Westens in Berlin oder den Globus in Zürich besitzt, könnte man gar nicht erfinden, ohne dass man nicht sagen würde: «Alles überzeichnet, alles Klischee.» Doch der reelle Benko war genau so.

Das hat Sie gereizt?
Ja, für mich war klar, ich wollte den ersten Benko/Blanko-Roman schreiben. Dieses Vorhaben setzte mich enorm unter Druck. Doch gefallene Engel sind besser greifbar als fliegende. Zudem hat Benko mehr Bankdirektoren gestürzt als alle Linken zusammen.

«Die mit Benko Geld verloren, wollten es mit ihm vermehren.»
Matthias Ackeret

Benko hat ins Unglück getrieben…
Die Leute, die bei ihm Geld verloren, wollten dies mit Benkos Hilfe vermehren. Es war wie in einem Perpetuum mobile, die Gier war der Motor des ganzen Konstrukts. Benko war auch ein Getriebener von all den Erwartungen, die die Welt in ihn als «Wunderwuzzi», so sein Übername, setzte. Trotzdem sollte man nicht hochnäsig oder schadenfreudig sein. Wir alle sind nicht-Benko-resistent.

Was gab den Ausschlag, einen Benko-Roman zu schreiben?
Ich habe im Kino das Epos Napoleon gesehen. Ich überlegte mir, was einem wie Benko, der soeben sein Weltreich verloren hat, durch den Kopf geht, sobald er diesen Film sieht. Das war der Ausgangspunkt.

Mein Benko/Blanko hält sich unerkannt im Zürcher Grand Hotel The Dolder Grand auf und hadert mit seinem Schicksal. Nur seine private Yogalehrerin Sandra vermittelt ihm den Kontakt zur Aussenwelt. Als er am Sechseläuten enttarnt wird, flüchtet er nach Hiva Oa, den entferntesten Ort der Erde, inmitten des Pazifik. Dort kommt es zum Showdown.

«Das grosse Finale findet auf jenem Friedhof statt.»
Matthias Ackeret

Mit wem?
Mit dem Käsekönig, einem seiner Gläubiger und dem Fotografen Augusto Venzini, den er für den Untergang seines Imperiums verantwortlich macht. Jeder verfolgt jeden. Das grosse Finale findet in der prallen Sonne der Südsee statt, auf jenem Friedhof, wo Jacques Brel und Paul Gauguin begraben liegen.

Trotzdem hat Ihr Roman sehr viel Zürich-Bezug.
Sehr viel. Blanko und seine Yogalehrerin gehen auch noch in die Kronenhalle und ins Kaufleuten und laufen an seinem ehemaligen Firmensitz an der Bärengasse vorbei, wo – und das ist die Realität – nachts immer noch Lichter brennen.

Hatten Sie Kontakt zu René Benko?
Ich habe ihm einen Brief und das Buch nach Italien geschickt und ihn zu unserer Erstlesung ins Kaufleuten eingeladen. 400 Leute kamen, nur Benko nicht. Aber vielleicht kommt noch eine Antwort, die Hoffnung stirbt – um dieses ausgelutschte Bonmot zu verwenden – zuletzt.

«Mein Herz schlägt immer noch für Rapperswil.»
Matthias Ackeret

Wie fest konnten Sie sich in Benko hineindenken?
Ich glaube, stark. Höchstwahrscheinlich sieht er sich auch nicht als Hochstapler oder Betrüger, sondern als Opfer der Gier seiner Gläubiger. Da es sich um einen Roman handelt, will ich auch nicht moralisch werten. Ein guter Roman soll primär unterhalten. Es gab bereits viele positive Reaktionen und Kritiken. Am meisten hat mir diejenige meines alten Freundes Jean Ziegler gefallen: «Der Roman ist absolut brillant.» Das schmeichelt.

Sie haben viele Jahre als Chefredaktor von «persönlich» in Rapperswil gearbeitet. Welche Erinnerungen haben Sie?
Nur die besten, das war eine grossartige Zeit am Hauptplatz 5. Mein Herz schlägt immer noch für Rapperswil und wenn man hier eine Lesung veranstalten würde, wäre ich sofort zu haben.

Bruno Hug