Home Region Sport Schweiz/Ausland Rubriken Agenda
Kanton
08.12.2024
09.12.2024 06:25 Uhr

Links-Grün zur Spital-Krise

Kritik an Stefan Kuhn: Multi-Verwaltungsrat und VR-Präsident des Spitalverbunds St.Gallen.
Kritik an Stefan Kuhn: Multi-Verwaltungsrat und VR-Präsident des Spitalverbunds St.Gallen. Bild: zvg/Linth24
Nach Spitzenärzten, christlichen Parteien und der SVP melden sich nun auch SP und Grüne zur Entlassung des St.Galler Spitaldirektors Stefan Lichtensteiger.

Kantonsräte der SP des Kantons St.Gallen veröffentlichten folgende «einfache Anfrage» an die Regierung:

«Krise im Spitalverbund: Jetzt muss die Regierung Verantwortung übernehmen

Am 4. Dezember 2024 hat der Verwaltungsrat der St.Galler Spitalverbunde mit einer knappen Medienmitteilung informiert, dass Stefan Lichtensteiger als CEO des Kantonsspitals St.Gallen nicht weiter im Amt bleiben wird. Erst vor drei Monaten wurde Stefan Lichtensteiger als designierter CEO des neuen Gesamtunternehmens der St.Galler Spitalverbunde vorgestellt.

Die Massenentlassungen Ende 2023, wie auch die Kündigung der Pflegedienstleitung Ende Mai 2024 führten bereits zu grossen Unruhen im Kantonsspital St.Gallen. Schon damals ist der Verwaltungsrat durch eine schlechte Kommunikation in der Öffentlichkeit aufgefallen. In der Folge haben etliche Mitarbeitende das Spital verlassen, was die Qualität der Versorgung nicht verbessert hat. 

Die Freistellung des CEO einen Monat vor der formellen Fusion der vier St.Galler Spitalverbunde zu einem Unternehmen löst eine veritable Krise aus. Die SP ist tief besorgt über die Vorgänge. Die Freistellung so kurz vor der Fusion, aber auch die absolut unzureichende Kommunikation seitens VR lösen grosse Verunsicherung aus. 

Es entsteht der Eindruck, dass der Verwaltungsrat mit seiner Führungsstrategie dem KSSG schadet. 

Für das Unternehmen und die Mitarbeitenden ist diese anhaltende Krise untragbar. Es ist zu befürchten, dass weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Unternehmen verlassen werden. Die Regierung kann sich nicht länger mit einer Statistenrolle begnügen. Jetzt muss Regierungsrat Bruno Damann endlich Verantwortung übernehmen.

Wir bitten die Regierung um die Beantwortung folgender Fragen:

1.       Seit wann war der Regierung bzw. dem zuständigen Regierungsrat bekannt, dass die Zusammenarbeit mit dem CEO allenfalls aufgelöst werden könnte? Wann wurde die Regierung bzw. der zuständige Regierungsrat über die angebliche Freistellung des CEO informiert?

2.       Was ist der Grund für die Freistellung des CEO?

3.       Wie beurteilt die Regierung die Art und Weise, wie der Verwaltungsrat diesen Entscheid kommuniziert hat? Wie stellt die Regierung sicher, dass der Verwaltungsrat in dieser Sache und generell klar und transparent kommuniziert?

4.       Wie beurteilt die Regierung die Arbeit des Verwaltungsrates? Ist ein Wechsel im Verwaltungsrat ein möglicher Lösungsansatz?

5.       Was unternimmt die Regierung, um endlich die anhaltende Krise der St.Galler Spitäler zu überwinden, damit die Qualität der Versorgung und die Versorgungssicherheit generell gesichert und verlorenes Vertrauen zurückgewonnen werden kann? Wie will sie sicherstellen, dass der Systemwechsel am 1. Januar 2025 gelingt?

6.       Übernimmt die Regierung die politische Verantwortung für die unzähligen Krisen auf Verwaltungsrats- und Managementebene?»

Auch die Grünen des Kantons sind empört über den Entscheid des Verwaltungsrats der St.Galler Spitalverbunds und schreiben:

Führungskrise bei den St.Galler Spitalverbunden 

Die Nachricht über den sofortigen Rückzug von Stefan Lichtensteiger als CEO der St.Galler Spitalverbunde sorgt für breite Verunsicherung. Die intransparente Kommunikation erschüttert das Vertrauen in den Verwaltungsrat. Die GRÜNEN sehen auch die Regierung in der Verantwortung. 

Am 4. Dezember hat der Verwaltungsrat der Spitalverbunde überraschend mitgeteilt, dass er die Zusammenarbeit mit Stefan Lichtensteiger «aufgrund unterschiedlicher Managementauffassungen» per sofort beendet. Lichtensteiger war seit 2022 CEO des Kantonsspitals St.Gallen und wurde erst vergangenen September zum CEO des neuen Grossunternehmens ernannt, das per 1. Januar 2025 mit der Fusion der regionalen Spitalverbunde entsteht. 

Die St.Galler Spitalverbunde haben seit Jahren mit Finanzierungsproblemen und Fachkräftemangel zu kämpfen. Der laufende Fusionsprozess stellt organisatorisch und kommunikativ eine grosse Herausforderung dar. In dieser Zeit des Umbruchs wäre eine starke und verlässliche Führung wichtiger denn je. 

Der überstürzte Abgang von Stefan Lichtensteiger als CEO ist vor diesem Hintergrund völlig unverständlich und erschüttert das ohnehin bereits geschwächte Vertrauen in den Verwaltungsrat. 

Dass nicht einmal die Gründe für das Zerwürfnis transparent kommuniziert werden, ist für die Grünen inakzeptabel. Das Spitalpersonal und die St.Galler Bevölkerung haben ein Anrecht darauf, zu erfahren, wo die Probleme liegen und wie der Verwaltungsrat diese zu lösen gedenkt. 

Höchst irritierend ist für die Grünen auch der verharmlosende Kommentar des zuständigen Regierungsrates Bruno Damann, wonach sich die Regierung in «operativen Fragen» zurückhalte.

Die St.Galler Spitalverbunde befinden sich in einer tiefgreifenden Führungskrise, die längst keine operative Angelegenheit mehr darstellt. Die Grünen erwarten von der Regierung, dass sie für eine transparente Kommunikation sorgt und sich aktiv darum bemüht, das Vertrauen in den Verwaltungsrat wiederherzustellen.

MAL, Linth24