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Eishockey
29.09.2020
29.09.2020 09:29 Uhr

Playoff am Obersee?

Bild: Linth24
In seinem Bericht zur Saisonvorbereitung der Lakers konzentriert sich Hockeykenner Daniel Altorfer auf den sportlichen Aspekt und beschreibt, wie es für die Lakers in der neuen Saison aussieht.
  • Eishockey-Kommentar von Daniel Altorfer

Am Donnerstag startet für alle Eishockeyfans der Schweiz die langersehnte neue Saison. Dies unter besonderen und unüblichen Massnahmen.

Doch möchte ich in meiner Saisonvorschau der Rapperswil Jona Lakers bewusst auf die widrigen Umstände verzichten und mich ganz dem sportlichen Aspekt widmen. Wohin geht die Reise für die Rapperswil Jona Lakers in der neuen Saison?

Kontinuität auf der Torhüterposition

Mit Melvin Nyffeler und Noël Bader stehen bei den Rapperswilern die dritte Saison in Folge dasselbe Torhüterduo zwischen den Pfosten. Bisher mit klarer Hierarchie: Melvin Nyffeler war die unbestrittene Nr. 1 im Tor der Lakers.

Doch konnte Noël Bader während der letzten Saison mit teilweise starken Auftritten überzeugen und so vermehrt Druck auf Melvin Nyffeler ausüben.

Auch wenn man davon ausgehen kann, dass Melvin Nyffeler auch diese Saison als Nr. 1 Goalie starten wird, ist dies keine Garantie, dass dies währen der Saison auch so bleibt. Überraschungen sind möglich.

Im nationalen Vergleich verfügen die Rapperswil Jona Lakers über zwei NLA-taugliche Torhüter. Mit einer Abwehrquote um die 90% gehören jedoch letzte Saison beide nicht zu den Besten der Liga (17. Nyffeler, 20. Bader) und haben durchaus noch Steigerungspotential.

Wie stabil ist die Rappi-Defensive?

In der Defensive konnten mit Rajan Sataric und Igor Jelovac zwei erfahrene und physisch robuste Verteidiger verpflichtet werden. Zudem sicherte man sich die Dienste von Julian Payr, einem 20-Jährigen österreichischen Talent mit Schweizer Lizenz.

Verlassen haben den Verein hingegen Céderic Hächler, Jordan Gähler, Nico Gurtner und Florian Schmuckli. Während der Abgang von Céderic Hächler zum Ligakonkurrenten HCAP schmerzt, sind die weiteren Abgänge zu verkraften.

Offen ist weiterhin die Position von Noah Schneeberger, der zwar bei den Lakers trainiert, aber noch keinen Vertrag hat. Zweifelsohne würde dieser etwas mehr Breite in die Rappi-Defensive bringen. Mit 161 Gegentreffern war die Lakers-Defensive auch letzte Saison die «Schiessbude» der Liga und somit ein Schwachpunkt.

Durch die Zuzüge von Sataric und Jelovac wird die Defensive wohl etwas an Stabilität gewinnen. Ob dies genügt, um eine NLA-taugliche Defensive zu stellen darf man zumindest in Frage stellen.  

Mit Dominik Egli steht der produktivste Schweizer Verteidiger und  «Senkrechtstarter» der letzten NLA-Saison vor seiner Bewährungsprobe. Denn bekannterweise ist die Bestätigung einer guten Saison ein schwieriges Unterfangen. Bleibt zudem zu hoffen, dass bestehende Verteidiger wie Dufner und Mair einen weiteren Schritt nach vorne machen.

Gefährliche Offensive und spektakuläres Ausländerquartett

4 Zuzügen stehen 10 Abgänge in der Offensive gegenüber. Mit Céderic Hüsler, Corsin Casutt und Jan Mosimann verlassen drei weitere Aufstiegshelden die Lakers. Zudem verlassen drei Importspieler die Rapperswil-Jona Lakers: Während Casey Wellman und Danny Kristo einen neuen Verein in der KHL gefunden haben, ist Tom Pyatt noch vertragslos. Andri Spiller und Fabio Hollenstein verlassen die Rapperswil Jona Lakers in Richtung Swiss League. Beide Talente schafften den Durchbruch nicht bei Rappi.

Auf der Gegenseite gelang es den Rapperswil Jona Lakers wiederum, einen überdurchschnittlichen NLA-Ausländer zu verpflichten. Steve Moses ist ein pfeilschneller und abschlussstarker Amerikaner, der aus der KHL an den Obersee wechselt und das Ausländerquartett komplettiert. Mit Jeremy Wick und Lukas Lhotak wechseln zwei torgefährliche Stürmer mit viel NLA-Erfahrung an den Obersee.

Abgerundet werden die Zuzüge durch Marco Lehmann. Der 21-jährige, talentierten Stürmer sammelte letzte Saison gute 30 Skorrerpunkte in der Swiss League beim EHC Kloten.

Fazit: An Qualität zugelegt

Trotz einer Verkleinerung des Kaders ist es den Rapperswil Jona Lakers gelungen an Qualität zuzulegen. Sportchef Jannick Steinmann hat einmal mehr ein «goldenes» Händchen bei den Transfers bewiesen.

Auf der Torhüterposition wird es spannend zu beobachten, ob sich Melvin Nyffeler auch diese Saison als klare Nr. 1 behaupten kann. Ein gesunder Konkurrenzkampf auf der Torhüterposition kann zudem zu einer Leistungssteigerung führen.

Die Defensive der Lakers hat durch die Zuzüge von Sataric und Jelovac leicht an Stabilität gewonnen, wird jedoch weiterhin die Problemzone darstellen. Ein zentraler Punkt wird es sein, die Fehlerquote möglichst tief zu halten.

In der Offensive verfügt man durch die Zuzüge von Wick und Lhotak neu über eine torgefährliche 3. Linie. Zudem besteht die berechtigte Hoffnung, dass eines der jungen Talente (Lehmann, Eggenberger, Rehak) den Durchbruch diese Saison realisiert.

Das Brunftstück von Rappi sind die Importspieler. Die Technik und Übersicht eines Cervenka, die Schnelligkeit und Abschlussstärke von Clark und Moses gepaart mit der Kampfkraft von Andrew Rowe ergeben wohl eines der besten Ausländerquartetts der Liga. Da darf man sich getrost auf den einen oder anderen Zungenschnalzer gefasst machen.

Prognose: Nicht mehr Tabellenende

Eines vorneweg: Die Rapperswil Jona Lakers werden erstmal seit der Saison 2012/2013 in der NLA nicht mehr vom Tabellenende grüssen. Die SCL Tigers muss man ganz einfach hinter sich lassen!

Dann wird es spannend um Platz 10, der neu die Playoff Qualifikation bedeutet. Wollen die Lakers die Playoffs erreichen, gilt es entweder den HCAP hinter sich zu lassen oder aber einer der Favoriten gibt sich eine Blösse. Für Ersteres sehe ich die Chancen bei 50:50, beim Zweiten bei 35:65.

Schlussendlich wird dies egal sein und Rappi wird erstmals seit der Saison 2007/2008 wieder NLA-Playoff spielen. Dies sicherlich auch dank den zugelassenen 3229 lautstarken SCRJ-Fans, die die Mannschaft in der St. Galler Kantonalbank Arena nach vorne peitschen.

Daniel Altorfer, freier Mitarbeiter Linth24