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Kultur
16.09.2019
16.09.2019 07:13 Uhr

2. Konzert: Rapperswils Komponisten

(Von links nach rechts): David Schwarb, Musikredaktor SRF 2; Fabienne Romer, Klavier; Sybille Diethelm, Sopran; Basil Vollenweider, Historiker.
(Von links nach rechts): David Schwarb, Musikredaktor SRF 2; Fabienne Romer, Klavier; Sybille Diethelm, Sopran; Basil Vollenweider, Historiker.
Das zweite Konzert der Reihe: Geboren · Gewirkt · Gestrandet – Rapperswil, Deine Komponisten – Franz Curti, Karl Attenhofer und Johannes Brahms findet am Freitag statt.

Zum 2. Mal in diesem Jahr widmen sich die zwei Musikerinnen Sybille Diethelm (Sopran) und Fabienne Romer (Klavier) dem Kunstlied vergessener und bedeutender Komponisten in Beziehung zur Rosenstadt. Begleitet werden sie von David Schwarb (Musikredaktor SRF 2) und Basil Vollenweider (Historiker), welche spannende Einblicke in die Lebensgeschichten der Komponisten geben und ihre Bezüge zu Rapperswil aufzeigen.

Brandkatastrophen und eidgenössisches Sängerfest

Das Jahr 1866 war für Rapperswil äusserst bewegend. Gerade zwei Brandkatastrophen ereilten das Städtchen: In der Nacht auf Aschermittwoch brannte das 1606 erbaute Schützenhaus auf dem Lindenhügel bis auf die Grundmauern nieder. Die Stadtsilhouette veränderte sich dadurch bis heute nachhaltig, denn man richtete es nicht wieder auf. Im Sommer dann umhüllten Flammen und Rauch das Rathaus und zerstörten grosse Teile davon. Angeblich hatte ein inhaftierter «Preuss-Pole» seine Zelle angezündet, die sich damals im Rathausdach befand. Die lokalen Zeitungen berichteten über die dramatische Rettung des «Preuss-Polen» und eines weiteren Häftlings: Sänger und «Gymnasiallehrer Dändliker aus Burgdorf […] bestieg die Feuerleiter, den Gefangenen ein Beil bringend, womit sie sich durch Aufbrechen der Zelle Luft machen und die Freiheit erlangen sollten, als er beim Heruntersteigen rücklings von seiner Leiter stürzte und todt vom Platz getragen werden musste» (St. Galler Volksblatt, 28. Juli 1866). Warum aber stand ein Sänger aus Burgdorf oben auf der Leiter?

Als an jenem Samstagnachmittag der «Feuerruf» durch die Gassen hallte, hatte sich das Städtchen zuvor herausgeputzt: Wehende Fahnen, mit Blumen geschmückte Häuser und  farbige Bögen mit Inschriften zierten die Rosenstadt und empfingen über 2000 «Sänger von Nah und Fern»  – Es war das 12. eidgenössische Sängerfest, welches zwischen dem 21. und 23. Juli 1866 mit rund 15 000 Sängern und Besuchern in Rapperswil stattfand. Für die damaligen Verhältnisse ein Anlass der Superlative, bedenkt man, dass Rapperswil in jener Zeit knapp 2 500 Einwohner zählte. Das Organisationskomitee entschloss sich trotz des tragischen Zwischenfalls die Feierlichkeiten fortzuführen.

Das Sängerfest war Höhepunkt einer musikalisch-kulturellen Entwicklung in der Rosenstadt, insbesondere im Bereich des Chorliedes – genauer des Männerchor-Gesangs. Der 1854 gegründete Rapperswiler Männerchor stand damals unter der Leitung des jungen Karl Attenhofer (1837-1914). Schnell zählte er zu den Besten der Schweiz!

Ein begnadeter Sänger, Dirigent und Komponist

1863 berief der hiesige katholische Kirchgemeinderat den begnadeten Musiker, Dirigenten und Komponisten Karl Attenhofer in die Stadt. Kurz darauf übernahm dieser auch die Leitung des hiesigen Männerchors. Attenhofer war dann beim eidgenössischen Sängerfest für das Musikalische verantwortlich. Den Höhepunkt bildete der sogenannte «Gesamtchor», der von Attenhofer geleitet wurde – Ein Chor von rund 2000 Sängern. Aus voller Kehle sang die Männerschar «Wackre Burschen, Schwyzerburschen, greift zum Schwert und kommt vereint!», worauf das Publikum in Jubel ausbrach. Bald darauf warben die Zürcher den Rapperswilern ihren hoch verehrten Musiker ab. In der Zwinglistadt setzte Attenhofer zu musikalischen Höhenflügen an und begeisterte mit seinem Zürcher Männerchor das Publikum in fast ganz Europa.

Was diese Geschichte mit Johannes Brahms, einem der bedeutendsten Komponisten des 19. Jahrhunderts, sowie Franz Curti, einem Rapperswiler Spross und zu Unrecht in Vergessenheit geratenen Komponisten, zu tun hat, erfahren sie am Freitag Abend im grossen Saal des Rapperswiler Rathauses. Und was noch viel wichtiger ist: Die beiden Künstlerinnen bringen deren Lieder wieder zum Klingen! 

Kurzinfo

Zweites Konzert der Reihe: Geboren · Gewirkt · Gestrandet – Rapperswil, Deine Komponisten – Franz Curti, Karl Attenhofer und Johannes Brahms.

Freitag, 20. September um 19.30 Uhr im Rathaus Rapperswil

Linth24