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Freizeit
06.08.2024
08.08.2024 08:59 Uhr

Schuhwerk als A und O auf Berg

Der St.Galler Outdoor-Blogger Patrick Stämpfli spricht mit stgallen24 über Gefahren beim Bergwandern nicht nur im Alpstein und Unfallvermeidung.
Der St.Galler Outdoor-Blogger Patrick Stämpfli spricht mit stgallen24 über Gefahren beim Bergwandern nicht nur im Alpstein und Unfallvermeidung. Bild: zVg
Nach einem tödlichen Unfall kürzlich am Säntis wegen ungeeignetem Schuhwerk spricht Bergwelt-Blogger Patrick Stämpfli über Gefahren des Bergwanderns und Tipps zur Unfallvermeidung.

Am vergangenen Samstag ist es am Säntis im Gebiet Ellbogen zu einem tödlichen Unfall gekommen. Ein Berggänger rutschte im steilen und nassen Gelände aus und stürzte mehrere Meter ab. Laut Polizei war er mit schlechtem Schuhwerk unterwegs. stgallen24 sprach mit dem St.Galler Bergwelt-Blogger Patrick Stämpfli über die Gefahren im Alpstein und des Bergwanderns allgemein sowie über nützliche Tipps zur Unfallvermeidung.

Patrick Stämpfli, schon wieder ereignete sich im Alpstein ein tödlicher Unfall. Wie gefährlich ist es dort grundsätzlich?
Ist man gut vorbereitet und hat eine Route gewählt, die zu den eigenen körperlichen Fähigkeiten passt, ist der Alpstein nicht gefährlicher als vergleichbare Regionen in den Schweizer Alpen.

Und wie schwierig sind die Wanderwege im Alpstein?
Die meisten Wege sind Bergwanderwege der Kategorien T2 und T3. Sie können zum Teil steil sein und bereits ab T3 sind die Wege nicht immer durchgehend sichtbar. Und: Es gibt exponierte Stellen mit Absturzgefahr. Die meisten Wege im Alpstein sind aber gut zu sehen, heikle Stellen mit Drahtseilen gesichert und von daher in der Regel in der Kategorie T2.

Welche Voraussetzungen sollte man erfüllen, um die Wege im Alpstein «sicher» begehen zu können?
Es braucht Trittsicherheit und eine angemessene Ausrüstung. Und man muss sich bewusst sein, was «Bergwanderweg» bedeutet. Dort gibt es keine hundertprozentige Sicherheit. Auch auf einer vermeintlich leichten Route kann man von herabfallenden Steinen getroffen werden oder man stolpert, verliert den Halt und stürzt ab. Das betrifft sowohl Laien als auch erfahrene Personen.

Die Ausrüstung des verunfallten Wanderers am Samstag war offenbar nicht ganz angemessen. Gemäss Polizei war er mit sehr schlechtem Schuhwerk auf den teils noch nassen Wegen unterwegs. Diese Faktoren haben sicherlich eine grosse Rolle gespielt und könnten den Unfall mitverursacht haben, oder?
Gut möglich, dass der Mann ausgerutscht ist, mit Sicherheit sagen kann ich das allerdings nicht. Es kann genauso gut sein, dass er gestolpert ist und dann das Gleichgewicht verloren hat und deshalb abgestürzt ist.

Warum ist gutes Schuhwerk beim Bergwandern so wichtig?
Gutes Schuhwerk ist das A und O beim Bergwandern. Es bietet nicht nur Halt und Stabilität in unebenem und steilem Gelände, sondern schützt auch vor Verletzungen. Wenn die Schuhe nicht geeignet sind, erhöht sich das Risiko für Stürze und Verletzungen erheblich.

Was genau zeichnet gutes Bergschuhwerk aus?
Gute Bergschuhe sollten eine feste Sohle mit tiefem Profil haben, um auf unterschiedlichen Untergründen, wie Felsen und matschigen Wegen, Halt zu bieten. Sie sollten knöchelhoch sein, um den Fuss zu stabilisieren und ein Umknicken zu verhindern. Zudem sollten sie wasserabweisend oder wasserdicht sein, um die Füsse auch bei schlechtem Wetter trocken zu halten. Wichtig ist auch eine gute Passform, um Blasen und Druckstellen zu vermeiden. Tipps zum richtigen Schuhwerk für die Berge findet man übrigens auch in meinem Bergwelt-Blog.

Der Weg im Gebiet Ellenbogen war am Morgen des Unfalls gemäss Polizei noch sehr nass. Wie wichtig ist die Wetterbeobachtung beim Bergwandern?
Die ist sehr wichtig. Das Wetter in den Bergen kann sich schnell ändern, und was am Morgen sicher aussieht, kann sich innerhalb weniger Stunden in gefährliche Bedingungen verwandeln. Regen kann Wege rutschig machen und die Sichtverhältnisse verschlechtern. Altschneefelder können ebenfalls eine Gefahr darstellen. Von denen gibt es derzeit noch einige im Alpstein.

Wie kann man sich am besten auf wechselnde Wetterbedingungen vorbereiten?
Man sollte vor jeder Tour den aktuellen Wetterbericht überprüfen und während der Wanderung das Wetter beobachten. Es ist ratsam, sich über mögliche Wetterumschwünge und deren Anzeichen zu informieren. Ein frühzeitiges Umkehren oder Anpassen der Route kann lebensrettend sein. Zudem sollte man immer auf schlechtes Wetter vorbereitet sein und entsprechende Kleidung sowie Ausrüstung dabei haben.

Welche Ausrüstung ist neben gutem Schuhwerk und wetterfester Kleidung noch wichtig?
Ein Erste-Hilfe-Set, ausreichend Trinkwasser und ein voll aufgeladenes Mobiltelefon gehören zur Grundausstattung. Ein GPS-Gerät und/oder eine detaillierte Wanderkarte sind ebenfalls sinnvoll, um die Orientierung zu behalten. Die Wege im Alpstein sind aber alle gut angeschrieben und markiert, ein Verirren ist dort unter normalen Umständen eigentlich fast nicht möglich.

Was rätst du Wanderern, die sich unsicher bezüglich des Wetters fühlen?
Bei Unsicherheit sollte man immer auf Nummer sicher gehen. Es ist besser, eine Tour abzubrechen oder gar nicht erst zu starten, wenn das Wetter unsicher ist. Auch erfahrene Wanderer sollten diese Vorsichtsmassnahmen ernst nehmen. Die Berge laufen nicht weg, man kann immer an einem besseren Tag zurückkommen.

Im Blog bergwelt.me teilt Patrick Stämpfli sein grosses Bergwissen seit über zehn Jahren. Im Unterschied zu vielen anderen Outdoor-Bloggern stehen bei bergwelt.me keine kommerziellen Interessen im Vordergrund: «Mein Ziel ist es einerseits, mein Bergwissen zu teilen, die Menschen zu inspirieren und ihnen Vorschläge für schöne Bergwanderungen aufzuzeigen. Andererseits möchte ich ihnen aber auch näherbringen, wie man sich in den Bergen verhält und wie man ausgerüstet sein sollte. Beispielsweise, dass Crocks oder Flip-Flops auf einer weiss-rot-weiss markierten Bergwanderung keine gute Idee sind», so Stämpfli, der seit mehr als drei Jahrzehnten in den Schweizer Bergen unterwegs ist.

Stephan Ziegler, stgallen24 / Linth24