Home Region Sport Schweiz/Ausland Rubriken Agenda
Rapperswil-Jona
06.09.2019
06.09.2019 07:05 Uhr

Stadtrat-Triumph an Bürgerversammlung

Nach einer rekordkurzen Versammlung langer Applaus für Martin Stöckling und Thomas Rüegg.
Nach einer rekordkurzen Versammlung langer Applaus für Martin Stöckling und Thomas Rüegg.
Grünes Licht für Schloss Rapperswil und Jugendherberge in Jona und ein schöner Abschied für Stadtrat Thomas Rüegg. Für Stadtpräsident Martin Stöckling ein 100% Abend.

«Das wird heute eine kurze Versammlung» sagte ein Teilnehmer. Er sollte Recht behalten. Nach 95 Minuten leerte sich der halb gefüllte Kreuz-Saal.

Es war keine Überraschung, denn alle Parteien hatten zuvor zweimal die Ja-Parole ausgegeben: Ja zur Renovation der Jugendherberge und Ja zur Übernahme der Hälfte aller Kosten für ein erneuertes Schloss, davon in einem ersten Schritt die 850'000.- Franken Projektkosten. Überraschend war höchstens mit welcher Leichtigkeit der Stadtrat die Vorlagen beim parteiunabhängigen Volk durchbrachte.

Zufriedener Stadtpräsident: Nur ganz wenige Gegenstimmen zum Schlossprojekt-Kredit von 850'000 Franken.

«Irrungen und Wirrungen» beim Schloss

Stadtpräsident Martin Stöckling spürte die Stimmung im Saal instinktiv. «Ich werde jetzt nicht das Rapperswil Lied singen», sagte er, nachdem er das neue Schloss in allen Facetten gelobt hatte. Das «Wahrzeichen von Rapperswil» werde neue «inszeniert» und schlage den Bogen von den Habsburger zu den Polen. Der Slogan: «Vom Herrschaftssymbol zum Freiheitssymbol».

Erzählt wird die Geschichte des Schlosses in Zukunft aus der Sicht des Nachtwächters, des «Füürschauers». der Jahrhunderte - oder 200'000 Nächte - im Schloss verbracht habe. Wenn das Volk im Mai 2020 den 8.5 Mio Franken Anteil der Stadt gutheisst, ist die «Top-Ten Destination für Hochzeiten in der Schweiz» vom Herbst 2020 bis Sommer 2023 total geschlossen. Bei der Eröffnung werden Hof, Eingangsbereich und Treppen neu sein. Stöckling. «Wir wollen nicht historisierend sein, nicht so tun als ob. Wir zeigen nackten Sichtbeton».

Die Vergangenheit, so Stöckling, sei von «Irrungen und Wirrungen» begleitet gewesen. Zur Kritik an der mangelnden Volksbeteiligung sagte der Stadtpräsident: «Das Schloss gehört den Ortsbürgern. Das ist seit 200 Jahre so und das wollen wir auch nicht ändern. Der Schlossherr ist Matthias Mächler.»

Der Auftritt von Martin Stöckling war so überzeugend, dass es keine einzige Wortmeldung gab. Die Abstimmung war nur noch eine Formsache, eine deutliche.

Stadtrat Thomas Furrer: «Ich kann die Jugi heute nicht mit gutem Gewissen empfehlen.»

Grosse Abwartswohnung für wenig Miete

Fast so einfach hatte es auch Bauchef Thomas Furrer mit dem Kredit für die Jugendherberge Busskirch. Es sei eine «Pinsel-Renovation», sagte Furrer: «Eigentlich ist das Haus erstaunlich gut zwäg». Trotzdem summieren sich die Kosten auf 2.25 Mio Franken für einen attraktiven Eingangsbereich, neue Betten, Solarpanels auf dem Dach und weitere Anpassungen.

Der Stadtrat hoffe, dass die renovierte Jugendherberge mehr als die heute 8’000 Übernachtungen pro Jahr bringe. Dazu meinte ein Bürger: Man mache mit einer schicken Jugendherberge den Hotels unnötig Konkurrenz. Furrers wischte das mit einer Handbewegung weg: «In Rapperswil haben wir keine Konkurrenzsituation im Hotelbereich».

Ein anderer Bürger wollte die Vorlage zurückweisen, denn zuerst müsse der Stadtrat eine umweltschonende, eine CO2 neutrale Energievariante ausarbeiten. Nur ganz wenige stimmten dafür.

Ebenfalls ohne Konsequenzen blieb die Wortmeldung eines jungen Bürgers. In der Jugendherberge wohne der Leiter auf einer grossen Fläche mit 5.5 Zimmer und zahlte dafür «nur» 3'000 Franken Miete pro Monat. Das sei doppelt so hoch, als bisher, sagte Bauchef Furrer bevor es zur Abstimmung ging, die eindeutig ausfiel.

Nach 23 Jahren im Amt und 37 Bürgerversammlungen ist Schluss.

Langer Applaus für Thomas Rüegg

Ende Monat tritt Schulpräsiden Thomas Rüegg altershalber zurück. Stöckling lobte seinen Partei- und Stadtratskollegen für die Ausdauer und die vielen erfolgreichen Projekte. Sichtlich gerührt bedankte sich Rüegg mit ein paar Zitaten seiner Frau («Teil Leute sind ungleich»), eines Philosophen («Wir sehen die Dinge nicht wie sie sind, sondern wie wir sind») und schloss im Hinblick auf seine Pensionierung mit einem Zitat von Albert Einstein: «Abschiede sind Tore in neue Welten».

Info-Splitter aus der Bürgerversammlung

Kein Räbhüsli Fest

In den sozialen Medien der Stadt wurde das «Räbhüsli»-Fest angesagt, welches für dieses Wochenende vorgehsehen war. Wegen des schlechten Wetters verzichtet der Stadtrat auf die feierliche Eröffnung des alten Gebäudes am Schlosshang.

Linthzeitung: Kein amtliches Publikationsorgan

Die letzte Bürgerversammlung entschied, dass der Stadtrat seine Informationen weiterhin zwingend in der Linthzeitung veröffentlichen müsse. Diese Subventionierung der Zeitung ist rechtlich nicht in Ordnung. Der Kanton hat deshalb diesen Beschluss zurückgewiesen. Amtliche Informationen sind rechtlich bindend, wenn sie vom Stadtrat auf der kantonalen Webplattform veröffentlicht werden. Sie können in der Zeitung oder anderen Medien - zum Beispiel bei Linth24 - veröffentlicht werden, aber das ist nicht zwingend notwendig.

Mario Aldrovandi, Linth24