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30.08.2019
30.08.2019 17:30 Uhr

CHANDIRAMANIS BÖRSENWOCHE NR 35

Geopolitische Katz- und Mausspiele halten an. Die Regierungskrise in Italien hat sich entspannt. Gute Halbjahresergebnisse stützen den Aktienmarkt.

Auch in den vergangenen Tagen hielt das Katz- und Mausspiel zwischen den USA und China in Bezug auf den Zollstreit an und provozierte zunächst stärkere Schwankungen an den Aktienbörsen.

In Europa sorgte ebenfalls Grossbritannien für Gesprächsstoff. Premierminister Boris Johnson beurlaubte sein Parlament mit Einwilligung der Königin, so dass er im Oktober im Alleingang über den Brexit beschliessen kann - auch ohne Austrittsvertrag mit der EU.

In Italien ist die Regierungskrise vorläufig beendet. Die Fünf-Sterne-Bewegung hat sich mit den oppositionellen Sozialdemokraten auf eine gemeinsame Regierung verständigt.

Andere geopolitische Brandherde blieben weiterhin ungelöscht, namentlich die brennenden Wälder in Brasilien, die Proteste in Hong Kong, der Irankonflikt und die Klimafrage.

Mega-Deal und Rekorde

Bei den Unternehmensnachrichten gab es Neuigkeiten aus den USA. In der Tabak-Industrie bahnt sich ein Mega-Deal an. Die Grossproduzenten Philip Morris und Altria möchten sich zusammenschliessen.

In der Schweiz wurden in der Berichtswoche zahlreiche Halbjahresergebnisse publiziert, speziell im mittelgrossen Marktsegment.

Der Zürcher Flughafen erreichte wiederum Passagierrekorde. Die Immobiliengesellschaften Allreal und Zuger Real Estate haben die Erwartungen übertroffen. Dieser Sektor wird vor allem von den Pensionskassen fokussiert. Immobilien - einer der letzten Bereiche, der noch Rendite generiert.

Speziell aufgefallen ist der Glas-Produzent Vetropack mit  einem Gewinnsprung von 27 Prozent im 1. Halbjahr und einem Kursgewinn der Aktien von über 11 Prozent. Vetropack profitiert auch von der Klimadebatte infolge zunehmender Abneigung gegen Plastik bei den Getränkeverpackungen.

Die Jungfraubahn- Gruppe - die profitabelste Bahn der Schweiz – ist im ersten Halbjahr 2019 dank vielen Besuchern aus Asien weiter gewachsen und hat erneut Rekordergebnisse erzielt. Sowohl der Betriebs-  als auch der Reingewinn erreichten neue Höchstmarken. V-Bahn und Eigerexpress sollen im Jahr 2020 eröffnet werden können und weiteres Wachstum ermöglichen.

In der zweiten Wochenhälfte war die Börsenentwicklung generell freundlicher. Nicht zuletzt hat auch die Nationalbank offenbar wieder interveniert, Devisen gekauft, um den Höhenflug des Schweizerfrankens zu bremsen.

Aussichten

In diesen Tagen wurden Statistiken publiziert. Die Schweiz hatte Ende den vergangenen Jahre 8.544 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner. Sehr international - ein Viertel davon sind Ausländer, ein Drittel hat Migrationshintergrund.

Auch die Wirtschaft (Volkseinkommen) ist stärker gewachsen als erwartet, 2.8 Prozent anstatt der geschätzten 2.6 und 1.8 Prozent im Jahre 2017. Fallende Zinsen haben also unser Wachstum nochmals belebt. Aber die Maschinenindustrie ist vorsichtiger geworden. Sinkende Auftragseingänge, leicht tiefere Umsätze, zwar etwas bessere Exporte. Man spricht bereits von zunehmendem Gegenwind.

Ähnlich tönt es aus Deutschland, vor allem bei der Autoindustrie. Diese ist mit grösseren Strukturveränderungen konfrontiert, vor allem im Bereich Elektromobilität. Das bedingt zukünftig grössere Investitionen. Der Ruf nach weiteren Zinssatzsenkungen dürfte im Herbst grösser werden, um die erwartete wirtschaftliche Abkühlung aufzufangen.

Christopher Chandiramani, Kolumnist Linth24