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Rapperswil-Jona
16.03.2024
17.03.2024 22:57 Uhr

Stöckling zum China-Deal: «Vertrag ist Vertrag»

Stadtpräsident Martin Stöckling trat im TVO-Interview für den von  ihm bis jetzt durchgezogenen China-Deal ein.
Stadtpräsident Martin Stöckling trat im TVO-Interview für den von ihm bis jetzt durchgezogenen China-Deal ein. Bild: TVO
Stadtpräsident Martin Stöckling sagte gestern im TVO (Tele Ostschweiz), er wolle den von ihm eingefädelten Land-Verkaufsvertrag mit den Chinesen einhalten.

Rund um den China-Deal tut sich immer Obskureres. In einem Beitrag von TVO zum China-Deal sagte Stadtpräsident Martin Stöckling gestern, «Vertrag ist Vertrag». Er wolle den von ihm mit den China-Vertretern abgeschlossenen Vertrag zum Verkauf von schönstem städtischen Land in Jona «einhalten».
Das beweist, wie wichtig die Beschwerde Raetzo gegen den Landverkauf ohne Volksmitsprache und diejenige gegen die Bewilligung für den China-Bau sind.

Anrecht auf Baubewilligung

Die Einsprachefrist gegen die Baubewilligung für das chinesische Innovation Center im Joner Schachen mit 200 Arbeitsplätzen lief am 6. Dezember 2023 ab. An diesem Tag ging bei der Stadt die Einsprache gegen die Baubewilligung für den China-Bau ein.
Kurz davor sagte Stöckling, wer ein Baugesuch stelle, habe «ein Anrecht auf eine speditive Behandlung». Und die Beschwerde Raetzo bedeute für ihn «nichts». Sie könne den Landverkauf an die Chinesen «nicht verhindern».

Selbst gegen Verwaltungsgericht

Die Baubewilligung für den China-Bau war dann auch «speditiv» unterwegs. Die Stadt wollte sie noch vor Ende Januar durchwinken. Stöckling sagte dazu am 12. Dezember der Linth-Zeitung, die Stadt leite das Baugesuch für den China-Bau «trotz» kurz zuvor eingegangener Einsprache an den Kanton zur Bewilligung weiter. Es eile.
Und nun also noch die Bekräftigung im TVO, der Vertrag mit den Chinesen werde «eingehalten».

Wie kam der Deal in die Stadt?

Die Stadt will den China-Deal somit um alles in der Welt durchziehen. Dabei ist erstens fraglich, ob der Stadtrat den Vertrag überhaupt so hat abschliessen dürfen und zweitens weiss man immer noch nicht, wie der Deal in die Stadt kam, und wer dahintersteckt.  

NZZ: China-Risiken abbauen

Es gibt China-Kenner, die sehen das Problem China ziemlich anders als der Rapperswil-Joner Stadtpräsident. Der wohl bekannteste und erfahrenste China-Beobachter ist Uli Sigg, Ex-Botschafter der Schweiz in China. In der NZZ warnte er diese Woche vor China-Connections. Dabei war Sigg bisher als einer der grossen China-Sympathisanten bekannt. Er handelte in den 1990er-Jahren für den Schweizer Lifthersteller Schindler den weltweit ersten Zusammenarbeitsvertrag einer ausländischen Firma mit der Volksrepublik China aus. Sigg besitzt mit über 1'500 Werken ausserdem auch eine der weltgrössten Sammlungen chinesischer Kunst.

Totalitäres China

In der NZZ vom 13. März mahnt er nun aber westliche Firmen an, geschäftliche Risiken mit China abzubauen. China verwandle sich in einen «immer totalitärer werdenden Staat». In China müssten sich alle hinter Präsident Xi Jinping und die Kommunistische Partei stellen. Raum für andere Meinungen gebe es keinen mehr. Selbst in der Kunst gebe es kaum noch Freiheiten. Es fänden bei Künstlern «rigide Kontrollen» statt, um Staatskritik zu unterbinden. Seit drei Jahren komme es vor, «dass die Behörden in Kunstateliers einmarschieren und den Künstlern klarmachen, was geht und was nicht geht».
Die Kommunistische Partei Chinas, so der Ex-Spitzendiplomat, wolle China rundum kontrollieren.

China rundum kontrollieren

Zurück nach Rapperswil-Jona: Wenn selbst Spitzendiplomaten und China-Freunde vor China-Beziehungen warnen, erstaunt es, wenn der hiesige Stadtrat glaubt, im Joner Schachen würden «private» Chinesen der Schweiz oder Rapperswil-Jona zuliebe 20 Millionen Franken investieren.

Bruno Hug