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12.03.2024
12.03.2024 18:14 Uhr

Umstrittener Schiff-Name

Regierungsrätin Susanne Hartmann taufte das Schiff am Walensee. Erst beim zweiten Wurf platzte die Champagnerflasche. Ein schlechtes Omen?
Regierungsrätin Susanne Hartmann taufte das Schiff am Walensee. Erst beim zweiten Wurf platzte die Champagnerflasche. Ein schlechtes Omen? Bild: zvg
Aus dem ehemaligen «MS Schwyz» wurde am Sonntag «MS Swisspearl». Dieser Namenswechsel wird breit kritisiert. Walensee Tourismus wehrt sich.

Mit einem spektakulären Transport wurde das Motorschiff (MS) «Schwyz» vom Zugersee zum Walensee gebracht. Dafür mussten viele Hürden überwunden werden. Jetzt tut sich eine weitere Hürde auf. 

Unter dem Namen «MS Swisspearl» soll es ab sofort privat vermietet und ab Beginn der neuen Saison im regulären Kursbetrieb auf dem Walensee fahren. Der neue Name des Schiffes stösst auf breite Ablehnung.

Die «Schiffbetrieb Walensee AG» wehrt sich nun schriftlich und behauptet: «Der Name Swisspearl passt unserer Meinung nach perfekt zu unserem neuesten Schiff. Wir haben "Swiss" aus “MS Schwyz" (so hiess das Schiff auf dem Zugersee) abgeleitet und bleiben so dem eigentlichen Wortstamm fast treu.»

«Fast treu» ist man also dem alten Namen geblieben.  Der zweite Namenteil ist dann noch etwas erklärungsbedürftiger und geschieht mit drei Windungen.

Die Schiffbetrieb AG schreibt: «Das Wort "Perle" ergibt sich aus verschiedenen Überlegungen. Einerseits erachten wir den Walensee als wahre Perle, andererseits haben wir das Schiff wie eine Perle in Zug gefunden und mussten dieses dann mühevoll “bergen”. Ausserdem sehen wir in der Perle einen Bezug zu uns als Piraten, was wir aus dem Süden des Kantons für die Hauptstadt oft sind.»

Am originellsten ist sicher die Begründung mit den «Piraten».

Was die Walensee Schiffahrt AG erst am Schluss antönt, ist, dass es bei der Namenswahl um handfeste wirtschaftliche Interessen geht oder deutsch und deutlich gesagt: Man hat den Schiffnamen an ein Glarner Unternehmen verkauft, dessen Vergangenheit umstritten ist und heute noch international für Prozesse sorgt. Die Firma heisst heute «Swisspearl». Sie trug früher den Namen «Eternit» und war eines der grössten Verarbeiter von Asbeststoffen, welche Krebs erzeugen können.

Bild: zvg

Der Linth-Zeitung ist diese Namensgleichheit aufgefallen und sie fragte während der Schiffweihe nach der Kaufsumme für den Namen nach: «Wie teuer sich die Swisspearl des Namen der ‘Swisspearl’ erkauft hat, will deren Vertreter am Festakt, Marco Pappi, nicht sagen.»

Und auch die Walensee AG schreibt lediglich: «Dass durch die Kooperation mit einem Glarner Traditionsunternehmen ein Teil unserer Aufwände gedeckt werden kann, sehen wir als Glücksfall an.»

Das Schild für das Schiff macht einen relativ billigen Eindruck. Gut möglich, dass es für die Walensee Schifffahrt AG nur ein Versuchsballon ist und sie nach grösseren Protesten das neue Schiff mit einem Namen versehen, der zu den Bisherigen passt. Die anderen Schiffe auf dem Walensee heissen: «Churfirsten», «Quinten» oder «Seestern».

Mario Aldrovandi, Linth24