Der Stadtrat von Rapperswil-Jona hat zu diesem Bericht eine Gegendarstellung verlangt. Siehe am Ende Bericht.
Dieser Artikel entspricht dem in Rapperswil-Jona in alle Haushalte verteilten Linth24 Magazin.
Es herrscht Frust. Das Eisstadion ist für den öffentlichen Eislauf gesperrt und die offene Eisbahn ist wegen Hockey, Kunsteislauf Regen oder Schnee oft nicht zugänglich. Genauso das neue, 460’000 Franken teure, drahtumzäunte Plastikeisfeld auf der Bootshalle. Betretbar ist es mit Rollschuhen, Hockey ist verboten. Auch Frauen müssen im Skaterschritt übers Plastik rollen. Und seit dem dubiosen Abriss der Lido-Beiz gibt es im Lido nicht einmal mehr ein Räumchen zum Aufwärmen und Teetrinken.
Blödsinn Ballon
Das Trainingshallen-Drama begann 2016, als Ex-Stapi Erich Zoller dafür ein Schnellschussprojekt vorlegte: ein Trainingsfeld, überdeckt mit einem Gummiballon, quer über die alte Bootshalle gelegt.
Das war ein Blödsinn: ästhetisch, energetisch und logistisch, und auch, weil der Bau zu teuer und zu kompliziert gewesen wäre.
Am 1. Januar 2017 übernahm der neue Stadtpräsident Martin Stöckling. Trotz Kritik hielt er am Standort Bootshalle fest, nur wollte er dort jetzt statt eines Ballons eine fixe Halle bauen. Bis auch dieses Projekt als unrealistisch und viel zu teuer versenkt werden musste.
Leerlauf Grünfeld
Nun verlangten der Stadtpräsident und der damalige Bauchef von den Lakers, dass sie ihre Trainingshalle auf dem Land der Reithalle im Grünfeld bauen. Eine wieder zum Scheitern verurteilte Idee. Erstens, weil das Grünfeld für Leichtathletik und Ballsport reserviert ist. Und zweitens, weil es falsch war, die Trainingshalle einen Kilometer vom Eisstadion entfernt zu bauen. Trotzdem liess der Stadtrat die Grünfeld-Idee Ende 2018 von der Bürgerschaft mit städtischem Millionenzuschuss absegnen und die Reithalle stillgelegen. Zugleich verkündete der Stadtrat, später werde auch das Eisstadion ins Grünfeld zügeln.
Grünfeld sackt zusammen
Vier Jahre später aber sackte auch diese Idee in sich zusammen. Nämlich, als der Stadtrat am 7. Juni 2022 seinen «Sportstättenplan 2045» vorlegte. Darin widerlegte er seinen eigenen, über Jahre verfolgten Plan und schrieb: Die Eisanlagen hätten im Grünfeld keinen Platz. Und die Trainingshalle gehöre ins Lido. (Was allen, die sich mit diesem Thema beschäftigten, schon lange klar war.)
Irreführung zum Stadion
Der «Sportstättenplan 2045» gebar dann noch eine weitere Überraschung. Der Stadtrat schrieb darin, gemäss Ingenieuren müsse das Eisstadion Lido in 15 Jahren abgebrochen werden. Das war aber eine reine Irreführung, denn die Ingenieure haben dies so nie geschrieben. Trotzdem wird diese Falschinformation im stadträtlich abgesegneten Sportstättenplan bis heute aufrechterhalten. Obendrein legte der Stadtrat noch fest, zukünftig müssten alle Eisbauten 200 Meter neben den heutigen Eisanlagen, auf dem Para-Parkplatz, neu gebaut werden.
Nur dürfte dies mit samt mindestens bis 500 unterirdischen Parkplätzen 100 bis 130 Millionen Franken kosten und wohl niemals finanziert werden. In einem weiteren 410’000 Franken teuren Planungsmarathon liess der Stadtrat dann noch eine Lido-Studie ausarbeiten und schrieb in die Ausschreibungsunterlagen, das neue Eisstadion auf dem Para-Parkplatz werde von «privat» finanziert. Wieder ein Schwindel: Die privaten Investoren gibt es nicht.
Provisorium Trainingshalle
Nun weiss «dank» der geplanten Stadionverschiebung in jetzt 14 Jahren niemand mehr, was zu tun ist, weil ja alles wieder abgebrochen wird. Deshalb gibt es nur ein provisorisches Plastikeisfeld, viel Ratlosigkeit und – einen neuen Plan für die Trainingshalle. Bauchef Leutenegger schrieb Linth24 dazu, der Stadtrat werde dem Stimmvolk «voraussichtlich» am 6. Juni 2024 eine Vorlage für «den Beitrag der Stadt an eine Trainingshalle der Lakers» vorlegen.
Was den Bürgern nun vorgelegt wird, hat der hier Schreibende dem Stadtrat schon 2017 vor Ort und in den Obersee Nachrichten sowie 2019 auf Linth24 vorgeschlagen: Das heute offene Eisfeld zwischen Bootshalle und Wassersportzentrum sei zu überdachen und mit dem Eisstadion zu verbinden.
Kommt nicht in Frage
Linth24 schrieb dazu: «Arena, Trainingshalle und offenes Eisfeld könnten gemeinsam bedient werden.» Alle Eissportler würden sich im selben Gelände bewegen und auf der Bootshalle könnte ein (echtes) offenes Eisfeld mit Beiz für Badi und Eis entstehen. Stadtpräsident Stöckling schrieb zum Vorschlag, eine Trainingshalle an dieser Stelle komme für ihn «nicht in Frage». Das koste «über 10 Millionen». Und im Wassersportzentrum werde es «zu eng». Das Grünfeld sei die bessere Lösung.
Nun kommt es doch in Frage
Nun soll also doch das kommen, was die Stadt ab 2017 vehement ablehnte. Nur: Zwischenzeitlich will der Stadtrat ja gemäss seinem neuen Ideen das Eisstadion aufgrund einer Irreführung im Sportstätteplan in 14 Jahren abbrechen und auf dem Para-Parkplatz neu bauen. Womit die nun geplante Trainingshalle für geschätzte 8 Millionen Franken über dem heutigen offenen Eisfeld auch wieder abgebrochen werden müsste.
Zu Tode geplant
Und weil bald die neue Badi Lido gebaut werden soll, müssen auch die heutigen Lakers-Büros abgebrochen werden.
Als Ersatz für sie ist für Millionen ein neuer Bürobau beim Stadion unter dem 100er-Club vorgesehen. Auch diese Investition müsste in 14 Jahren zusammen mit dem Stadion wieder abgebrochen werden. Es zeigt sich immer deutlicher: Die Stadtverwaltung hat sich im Lido zu Tode geplant.