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Eschenbach
22.02.2024
22.02.2024 07:00 Uhr

Wird Goldingertal zum Camper-Paradies?

Stellplätze und Agrotourismus Goldingertal
Stellplätze und Agrotourismus Goldingertal Bild: Markus Arnitz, Linth24
Der Verein Goldingertal Eschenbach VGE lud zu einer Informationsveranstaltung «Stellplätze und Agrotourismus» ein. Begeisterung kam am Abend keine auf.

«Die Botschaft hör’ ich wohl, allein mir fehlt der Glaube». Der Spruch aus Goethes Faust beschreibt die Stimmung der anwesenden Landwirte an der Informationsveranstaltung im Dorftreff Eschenbach am besten. Was hätten sie auch anders denken sollen, denn was ihnen an Umsetzbarem geboten wurde, war wenig – bis gar nichts.

Das Projekt

Nach der Begrüssung durch Yasmin Kistler, Leiterin VGE, erklärte Roger Meier, Geschäftsführer der Sportbahnen Atzmännig AG, welche den immer noch zu Teilen umstrittenen Campingplatz betreibt, das Ziel des Projekts: niederschwellige Übernachtungsmöglichkeiten anzubieten und den Agrotourismus im Goldingertal zu fördern.

Patricia Fritschi, Projektleiterin für Stellplätze & Agrotourismus informierte im nächsten Schritt über die Absichten des Projekts und deren rechtlichen Rahmenbedingungen. Man erhoffe sich am Abend auch mehr über die Bedürfnisse und Wünsche potentieller Partner zu erfahren.

Ebenso zugegen war Eschenbachs Gemeindepräsident Cornel Aerne, welcher in der ersten Fragerunde mitteilte, die Gemeinde stehe wie der Kanton bezüglich des Projekts am Anfang, man habe noch keine Erfahrung. Der Kanton St. Gallen wolle Hand bieten, man wolle das Rad nicht neu erfinden und man müsse evaluieren, ob überhaupt Interesse seitens der Bauern bestünde. Dass er das Ansinnen bei der St. Galler Regierung anstiess und der Informationsabend kurz vor den Kantonsratswahlen, für die er kandidiert, stattfand, war sicher nur ein Zufall.

Fehlende Mittel

In der folgenden Präsentation durch Patricia Fritschi ging es vor allem um touristisches Marketing, Infrastrukturfragen, Grundlagenarbeit, Zonenpläne und die Finanzierung. Bei letzterem kam Ernüchterung auf. Die Mittel für Infrastruktur fehlen, es gibt keine Investitionsbeiträge für Betriebe. Mittel des Kantons sind nur für die Planung bereit und die Vereinsmittel des VGE dienen vorläufig nur deren Plattform. Falls Interesse da wäre, würde die Gemeinde weitermachen.

Mit am Tisch sassen Vertreter anderer Tourismusorganisation, deren Regionen nur bedingt mit dem Goldingertal vergleichbar sind. Die Vertreter des Bauernverbands fehlten am Abend aufgrund wichtiger Verpflichtungen.

  • Cornel Aerne, Genmeindepräsident Eschenbach Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Informationsabend «Stellplätze & Agrotourismus» Goldingertal Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Roger Meier, Geschäftsleiter Sportbahnen Atzmännig AG Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Informationsabend «Stellplätze & Agrotourismus» Goldingertal Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Goldingertal im Winter Bild: Leserfoto
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  • Goldingertal im Winter Bild: Leserfoto
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Viel Aufwand, wenig Ertrag

Die Ausbeute des Abends war wenig Konkretes. Nur am Rande zur Sprache kam das Landwirtschaftsrecht, hier hat der VGE noch Nachholbedarf. Befinden sich Stellplätze und deren Nebenbauten, z.B. Toilettenhäuschen, Feuerstellen, Pergolas, Hotpots, etc., auf landwirtschaftlichen Nutzflächen, kommen die Kriterien der landwirtschaftlichen Begriffsverordnung und der Direktzahlungsverordnung zur Anwendung. Die Bauern als Anbieter verlieren die Direktzahlungen für diese Flächen ohne abschätzen zu können, ob sie den Ausfall mit Einnahmen aus dem Camper-Tourismus auffangen können.

Stimmen aus dem Publikum

Die Schlussdiskussion zeigte einen möglichen Weg auf: Erfolg wird das Projekt «Stellplätze & Agrotourismus» im Goldingertal haben, wenn die Gemeinde mögliche Standorte mit einer vorgegebenen Matrix mit Bewertungsskala evaluiert. Danach sollten ein paar Betrieb in der Gemeinde als Pilotprojekt gewählt werden. Diese bekämen einen fixen Betrag als Startkapital, um Gebühren und bauliche Einrichtungen für eine festgelegte Testphase abzudecken. Nach dieser Zeit hätte man Erfahrung, ob sich das Projekt längerfristig rechnet. Solange die Anbieter das volle unternehmerische Risiko tragen müssen, ohne Sicherheiten bezüglich Konformität mit Zonenplänen, Landwirtschaftsrecht und betrieblich bedingtem Aufwand, bleibt das ganze Projekt nur eine schöne Idee.

Linth24 wird weiter zum Projekt berichten.

Markus Arnitz, Linth24