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18.02.2024

Nachruf auf Max Wolfensberger

Max Wolfensberger aus Dürnten war einer der erfolgreichsten Schwinger seiner Zeit.
Max Wolfensberger aus Dürnten war einer der erfolgreichsten Schwinger seiner Zeit. Bild: zvg
Der ehemalige Spitzenschwinger Max Wolfensberger aus Dürnten ist am 2. Februar im Alter von 75 Jahren gestorben. Ein Nachruf.

Max Wolfensberger kam am 3. August 1948 in Stäfa zur Welt und wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Sein Vater war Arbeiter in der Chemischen Fabrik in Uetikon a.S. und die Mutter verdiente mit dem Austragen der «Zürichsee-Zeitung» etwas dazu.

Reparaturwerkstatt in Hinwil

Er besuchte in Stäfa die Primar- und Sekundarschule und schloss anschliessend in Meilen eine vierjährige Lehre als Automechaniker erfolgreich ab. Nach verschie­denen Anstellungen wagte er im Jahr 1988 den Schritt in die Selbstständigkeit und eröffnete in Hinwil eine eigene Reparaturwerkstatt. In kurzer Zeit hat er sich einen grossen Kundenstamm aufgebaut. Er wurde als fairer Geschäftsmann sehr geschätzt. Bis kurz vor seinem Tod war er zeitweise immer noch beruflich tätig.

Für die Liebe ins Zürioberland

Der Liebe wegen zog es ihn 1973 ins Zürcher Oberland nach Dürnten. Im gleichen Jahr heiratete er seine geliebte Heidi Beiner. Vorgängig entstand 1972 mit viel Eigenleistung an der Hinterdorfstrasse ein schmuckes Einfamilienhaus. Dem Ehepaar Wolfensberger-Beiner wurden in den Jahren 1977 und 1978 die beiden Mädchen Bea und Claudia geschenkt, die wohlbehütet in Dürnten aufwuchsen. Die heute erwachsenen Kinder bescherten Max und Heidi vier Enkel, die sich häufig im Haus der Grosseltern tummelten.

Leider erkrankte seine treu besorgte Frau vor einigen Jahren schwer und verstarb im Jahr 2022. Diesen harten Schicksalsschlag hat Max Wolfensberger nie ganz ver­kraftet. Trotzdem versuchte er, sich seinen Alltag so angenehm wie möglich zu gestalten, auch wenn er mit zunehmendem Alter mit verschiedenen körperlichen Gebrechen zu kämpfen hatte.

Ende Januar 2024 musste er sich im Spital Uster einem scheinbar harmlosen Eingriff unterziehen. Gross war die Bestürzung über die Nachricht, dass er nach der Operation im Spital wegen eines bakteriellen Infekts verstorben ist. Ein schwacher Trost, aber möglicherweise blieb ihm so ein längerer Leidensweg erspart.

Grosse Schwingerkarriere

Mit 18 Jahren begann Max Wolfensberger seine Karriere als Aktivschwinger im Schwingklub Zürichsee rechtes Ufer. Anfänglich noch etwas «gschtabig» wirkend, machte er schnell Fortschritte und reifte langsam, aber sicher zu einem der besten Schwinger seiner Zeit heran. Der erste Kranzerfolg stellte sich 1968 am Nordost­schweizer Schwingfest in Glarus ein.

62-mal Eichenlaub

In seiner Laufbahn erkämpfte er sich weitere 62 Mal Eichenlaub. Herausragend sind seine vier Eidgenössischen Kränze 1969 in Biel mit dem 9. Rang, 1972 in La-Chaux-de-Fonds mit dem 4. Rang, 1974 in Schwyz mit dem 5. Rang und schliesslich 1977 in Basel, wo er den 2. Rang belegte.

Insgesamt 13 Mal liess er sich an Kantonal-, Teilverbands- und Bergfesten als Sieger feiern. So gewann er 1972 am Nordostschweizer Schwingfest in Chur und als Gast 1976 am Innerschweizerischen Teilverbandsfest in Muotathal. Zwei Bergfeste hat er ebenfalls als Sieger verlassen: 1972 den Bergschwinget auf der Rigi und 1974 denjenigen auf dem Stoos.

Bei Kantonalschwingfesten stand er zehnmal zuoberst: je dreimal in den Jahren 1973, 1974 und 1976 am Zürcher Kantonalen, am Schaffhauser in den Jahren 1976, 1977 und 1978. In den Jahren 1973 und 1974 gewann er zweimal das Appenzeller. Je einmal siegte er 1971 am Bündner-Glarner und 1972 am Glarner-Bündner.

Zweimal wurde er für die Teilnahme am Kilchberg-Schwinget selektioniert. 1973 erreichte er den 6. und 1978 den 4. Rang.

Zahlreiche Erfolge an Regionalfesten

Nicht zu vergessen sind auch seine zahlreichen Erfolge an den verschiedenen Regio­nalfesten im Kanton Zürich. Unter anderem dominierte er sein Heimfest auf dem Pfannenstiel viermal. Die gleiche Anzahl Siege verbuchte er auch auf dem Bachtel. Schliesslich erreichte er am klubeigenen Schluss-Schwinget die stolze Zahl von sieben Erfolgen.

Einen grossen Anteil an der glorreichen Laufbahn hatte auch der verstorbene «Alt­meister» Karl Meli, der früh auf die Fähigkeiten von Max aufmerksam wurde und ihn unter seine Fittiche nahm. Es entstand eine eigentliche Trainingsgemeinschaft von der beide profitierten.

Max Wolfensberger gehörte zu den besten Schwingern seiner Zeit. Bild: zvg

Aktiv im Verein

Schon während seiner Aktivzeit wurde man auch auf die administrativen Fähigkeiten von Max Wolfensberger aufmerksam. 1970 vorerst als Beisitzer in den Vorstand des Schwingklubs Zürichsee rechtes Ufer berufen, wurde er 1975 Vizepräsident und präsidierte den Verein schliesslich von 1978 bis 1985. Bis 1992 blieb er wiederum als Beisitzer im Gremium.

Die Veteranengruppe leitete er als Obmann in den Jahren 1991 bis 2017. Während vielen Jahren war er auch OK-Präsident unseres beliebten Pfannenstiel-Schwingets. Tatkräftige Mitarbeit an allen vom Klub organisierten Anlässen war für ihn selbst­verständlich.

Im Zürcher Kantonalverband nahm er im Jahr 1980 als Kassier Einsitz. Danach war er von 1984 bis 1989 Protokollführer. 1983 wurde er in den NOS-Vorstand gewählt, vorerst ebenfalls als Beisitzer bis 1985. Das anspruchsvolle Amt des Technischen Leiters hatte er von 1985 bis 1988 inne. Daneben amtete er von 1982 bis 1984 als NOS-Kampfrichter. Als solcher war er am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest von 1983 in Langenthal im Einsatz. Am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest von 1986 in Sion war er für die Nordostschweiz im Einteilungskampfgericht tätig.

Damals gewährte man Bundesrat Adolf Ogi Einblick in die Arbeit des Kampf­ge­richts. Im Gespräch mit dem Magistraten bot dieser Max das «Du» an. Max wurde zum «Ogi-Fan».

Hinterlässt grosse Lücke

Sein vorbildlicher Einsatz für die Schwingerfamilie wurde auf allen Stufen mit der Ehrenmitgliedschaft belohnt: Im Schwingklub Zürichsee rechtes Ufer im Jahr 1987, im Kantonalverband 1989, im NOS-Verband 1990 und seit 1999 war er auch eidgenössisches Ehrenmitglied. Eine Auszeichnung, die nur wenigen zuteil wird. Max Wolfensberger wird den Schwingerfreunden schweizweit fehlen und ein grosse Lücke hinterlassen.

Eine riesige Trauergemeinde hat am 13. Februar 2024 in der reformierten Kirche Rüti ZH von Max Wolfensberger Abschied genommen. Ein Blick in die rundum traurigen Gesichter und auf das Blumenmeer in der Kirche zeigte eindrücklich: Man hatte ihn gern.

Hans Dändliker, Hinwil