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Rapperswil-Jona
15.12.2023
16.12.2023 07:24 Uhr

Sinnloser Feuerwehrstreit nach hohen Kosten beigelegt

Nach fast vier Jahren geschafft: Feuerwehrdepot, Feuerwehrkommissions-Präsident Martin Stöckling, Feuerwehrkommandant Roland Meier.
Nach fast vier Jahren geschafft: Feuerwehrdepot, Feuerwehrkommissions-Präsident Martin Stöckling, Feuerwehrkommandant Roland Meier. Bild: Linth24
Das vermag wohl nur Rapperswil-Jona: Bei der freiwilligen Tätigkeit von Bürgern mit viel Geld fast vier Jahre um faktisch Nichts zu streiten. Von Bruno Hug

Gestern, am 14. Dezember, teilte die Stadt mit, der seit Jahren lodernde Streit mit Mitgliedern der Freiwilligen-Feuerwehr sei beendet. Über das Wie sei aber Stillschweigen vereinbart worden.

Kosten ausblenden

Dass der Präsident der Feuerschutzkommission, Stadtpräsident Martin Stöckling, schweigen will, ist klar. Der jahrelange Streit beschäftigte Anwälte und Gerichte und hat insgesamt weit über 100'000 Franken gekostet.

Der Irrsinn begann so: Bis 2018 führte die Feuerwehr Rapperswil-Jona in den Schulen der Stadt Erste-Hilfe-Kurse durch. Kursleiter war der Leiter des Sanitätszugs der Freiwilligen-Feuerwehr, Daniel Riesen. Ende 2018 stellte die Feuerwehr diese Kurse aber ein.

Schulen fragten an

Im Januar 2019 fragten die Schulen deshalb Riesen an, ob er die Kurse privat durchführen würde. Dazu gründete Riesen die Einzel-Firma help2help-notfallschulungen und gab im März 2019 erste Kurse.

10 Monate später, am 27. Januar 2020, erhielt er von Feuerwehrkommandant Roland Meier eine Mail, er müsse zur «heimlichen Gründung» seiner Erste-Hilfe-Firma Stellung nehmen – mit Kopie an Martin Stöckling als Präsident der Feuerschutzkommission.

Ausschluss wegen Frau

Riesen nimmt Stellung. Trotzdem werden ihm und seinen Erste-Hilfe-Helfern Dienstgrad-Degradierungen und Entzug von Feuerwehrkursen angedroht. Einer dieser Abgestraften ist Peter Hunziker, auch er ein Kadermitglied der Freiwilligen-Feuerwehr.
Bestraft wird Hunziker aber nicht, weil er Erst-Hilfe-Kürsler war, sondern seine Frau.

6 Feuerwehrler sanktioniert

Riesen, von Beruf Lehrer, tritt per sofort aus der Feuerwehr aus. Hunziker bleibt, aber verlangt ein Gespräch mit Stadtpräsident Stöckling. Dieser sagt beim Treffen, eine Lösung des Konflikts sei nicht mehr möglich. Unbewilligter Nebenerwerb sei problematisch.

Hunziker versteht die Welt nicht mehr. Erstens betreffe die Erste-Hilfe-Kurse seine Frau und zweitens seien weder er noch seine Frau bei der Feuerwehr angestellt, also sei das Argument Nebenerwerb sowieso falsch.

Garderoben geräumt

Die Erst-Hilfe-Kürsler schlagen dann noch eine Mediation vor. Doch der Stadtpräsident und sein Feuerwehrkommandant lehnen ab, die Abstrafungen seien definitiv.

Dann kommt es noch dicker: Beim nächsten Dienst stellen Hunziker und die Erst-Hilfe-Kürsler fest, dass ihre Garderobekästen im Feuerwehrdepot samt privaten Gegenständen geräumt, sprich, beschlagnahmt sind.

Anwalt für Bestrafte

Nun nehmen die Abgestraften einen Anwalt. Zugleich unternimmt Hunziker nochmals einen Versuch zur Einigung und gelangt an die städtische Ombudsstelle. Deren Leiterin fordert beim Stadtpräsidenten Frieden. Stöckling teilt mit, «er könne nichts mehr machen».

Stadt nimmt Anwalt

Nun engagiert der Stadtrat für den Fall ein St. Galler Anwaltsbüro. Und so geht es dann weiter, man mag darüber nicht mehr weiter schreiben und wohl auch nicht mehr weiter lesen.

Jedenfalls: Der Kleinkrieg auf Kosten der Steuerzahler dauerte bis gestern, den 14. Dezember 2023, als die Stadt die nachfolgend angehängte Mitteilung verschickte: Der Streit sei beigelegt. Nach fast 4 Jahren. Man staunt.

Bruno Hug