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Kanton
08.11.2023
08.11.2023 23:14 Uhr

Parteien zur Klimafonds-Vorlage

Im Kanton St.Gallen wird über die Klimafonds-Initiative und einen Energieförderungs-Sonderkredit als Gegenvorschlag abgestimmt. (Symbolbild)
Im Kanton St.Gallen wird über die Klimafonds-Initiative und einen Energieförderungs-Sonderkredit als Gegenvorschlag abgestimmt. (Symbolbild) Bild: Gemeinde Kirchberg/Pixabay
Am 19. November 2023 stimmt der Kanton St.Gallen über die Klimafonds-Initiative und deren Gegenvorschlag ab. Die SP ist für beides, die FDP und Die Mitte nur für eines davon.

Klimafonds und Gegenvorschlag: SP für zweimal Ja

Für die SP ist die Klimakrise die dringendste Herausforderung für die aktuelle Politik. Ihre Auswirkungen sind schon heute spürbar: immer mehr Extremwetterphänomene, drastisches Artensterben und verheerende Wald- und Buschbrände auf der ganzen Welt. Diese Probleme werden sich immer weiter häufen und verschärfen, je länger nicht gehandelt wird. Wissenschaftler*innen und die Politik sind sich einig, dass als Massnahme gegen die Klimakrise dringend die Treibhausgasemissionen gesenkt und erneuerbare Energien stark ausgebaut werden müssen. Auch der Kanton St.Gallen hat sich mit seinen Klimazielen dazu verpflichtet.

Um diese Ziele zu erreichen, gibt es viele Massnahmen. Im Kanton St.Gallen von besonders grosser Auswirkung wären zum Beispiel der Ersatz von fossilen Heizungen, die energetische Sanierung von Gebäuden und der Bau von Photovoltaikanlagen auf den Dächern. Viele Menschen wären bereit, dazu ihren Beitrag zu leisten. Aber heute schrecken die hohen Investitionskosten ab: Wer eine Öl- oder Gasheizung ersetzen, eine Photovoltaikanlage installieren oder ein Haus energetisch sanieren will – kurz: wer dem Klima helfen will –, zahlt einen Grossteil der Kosten selbst.

Die SP hält das für falsch. Sie tritt für eine soziale Klimapolitik ein, in der die Bekämpfung der Klimakrise als gemeinsame Aufgabe gesehen wird, die auch Menschen mit kleinem Portemonnaie möglich ist. Darum will die SP mit der KFI den Kanton in die Pflicht nehmen: Er soll über Einmalbeträge den Umstieg auf klimaschonende Techniken deutlich beschleunigen, mit Fördermitteln die erneuerbaren Energien stärken und gezielte Massnahmen zur Reduktion des Energieverbrauchs umsetzen.

Mit der Klimafonds-Initiative fordert die SP die Einführung eines Fonds mit einem Volumen von 100 Mio. Franken, aus dem jährliche Tranchen für die genannten Zwecke entnommen werden können. Das Geld für den Fonds kommt aus dem besonderen Eigenkapital des Kantons, das für den Zweck der ausserordentlichen Ereignisse wie die Klimakrise gedacht ist.

Die Regierung lehnte die Initiative ab, hat aber einen Gegenvorschlag in Form eines Sonderkredits von 59,25 Mio. Franken ausgearbeitet. Die SP erachtet auch den Gegenvorschlag als Fortschritt, ist aber der Meinung, dass er nicht weit genug geht. Unter anderem plant er keine höheren Fördergelder und vernachlässigt die erneuerbaren Energien. Darum hält die SP an der Initiative fest, wie Präsidentin Andrea Scheck erklärt: «Die Klimakrise ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Wir können nicht darauf warten, dass alle Menschen einzeln auf eigene Kosten klimafreundliche Massnahmen umsetzen. Das ist klimapolitisch falsch und nicht sozial-gerecht. Nur mit dem solidarischen Klimafonds kommen wir vorwärts.»

Über die Klimafonds-Initiative und den Gegenvorschlag wird die St.Galler Bevölkerung nun am 19. November 2023 abstimmen. Die Abstimmungsunterlagen treffen derzeit in den Haushalten ein. Die SP plädiert für zweimal Ja und bei der Stichfrage Bevorzugung der Initiative.

Weitere Informationen: www.klimafonds-stgallen.ch.

SP Kanton St.Gallen

Mitte und FDP gemeinsam nur für den Gegenvorschlag

Die Mitte und die FDP befürworten den Gegenvorschlag der Regierung in Form eines Kantonsratsbeschlusses über einen Sonderkredit zur Finanzierung der Energieförderung in den Jahren 2024 bis 2030 und lehnen die Einheitsinitiative der SP «St.Galler Klimafonds» ab, welche die Schaffung eines Klimafonds im Umfang von 100 Millionen Franken verlangt. Dies beschlossen beide Parteien jüngst an ihren Delegiertenversammlungen.

Mit dem Gegenvorschlag wird zur Finanzierung der Energieförderung in den Jahren 2024 bis 2030 ein Sonderkredit von 59 Millionen Franken gewährt. Insbesondere sollen die Mittel für den Ersatz von fossilen Heizungen und elektrischen Widerstandheizungen durch erneuerbare Heizsysteme sowie wenigstens 17,25 Millionen Franken für die Umsetzung des Förderprogramms, hauptsächlich für die energetische Modernisierung von Gebäudehüllen und Wärmenetzen, eingesetzt werden. Zudem sollen die Innovation und die Stromversorgungssicherheit, beispielsweise mit Energiespeichern und Lastmanagement, gestärkt sowie die erneuerbaren Energien gefördert werden.

«Im Unterschied zur Initiative der SP für einen Klimafonds kann der Gegenvorschlag sofort umgesetzt werden. Damit werden die bereits erfolgreich laufenden Massnahmen weitergeführt», sagt Franziska Steiner-Kaufmann, Parteipräsidentin von Die Mitte Kanton St.Gallen. «So schaffen wir Planungs- und Investitionssicherheit für die Bevölkerung und das Gewerbe und es braucht keine neuen gesetzlichen Grundlagen», ergänzt Raphael Frei, Parteipräsident der FDP.

Weiter ist bestechend, dass der Sonderkredit sicherstellt, dass die Mittel zweckgebunden und bedarfsgerecht eingesetzt werden.

Mit Blick auf die Einheitsinitiative der SP meint der Fraktionspräsident der FDP, Christian Lippuner, dass der Bestand des besonderen Eigenkapitals gemäss Budget 2023 per Ende 2023 rund 84 Mio. Franken betragen werde. «100 Mio. Franken sind somit illusorisch. Der Bestand wird nicht ausreichend sein, um die geforderten Mittel bereitzustellen.»

Boris Tschirky, Fraktionspräsident der Mitte-EVP-Fraktion und ehemaliger Standortförderer des Kantons, meint zum Gegenvorschlag: «Damit stärken wir die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen und somit auch die Standortattraktivität des Kantons. Der Gegenvorschlag ermöglicht nämlich, dass wir Innovationen gezielt fördern.»

Die Einheitsinitiative der SP lehnen FDP und Mitte also klar ab. Falls doch sowohl die Einheitsinitiative als auch der Gegenvorschlag angenommen werden sollten, geben die beiden Parteien dem Gegenvorschlag konsequenterweise eindeutig den Vorzug.

Die Mitte Kanton St.Gallen/FDP Kanton St.Gallen

Redaktion Linth24