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Rapperswil-Jona
29.09.2023

Danke, Christopher!

Bild: zVfg
Ende Jahr verlässt der Rapperswiler Christopher Chandiramani den Kantonsrat, um Platz für Jüngere zu machen. Linth24 traf ihn zum Gespräch.

Im Jahr 2000 erlangte Christopher Chandiramani nationale und internationale Bekanntheit. Als Finanzanalyst der Credit Suisse warnte er vor einem drohenden Kollaps der nationalen Fluggesellschaft Swissair. Daraufhin wurde er entlassen, die heilige Kuh der Schweizer Aviatik durfte nicht angetastet werden. Ein Jahr später wurde seine Warnung traurige Gewissheit. Das Grounding der Swissair grub sich als Tragödie tief in die Seele der Schweizer.

Christopher, wie hast Du Deine Zeit als Kantonsrat erlebt? 
«Es waren 12 interessante Jahre, spannend war auch die Arbeit in den Kommissionen, dort habe ich zahlreiche überparteiliche Freunde gefunden. Vorher war ich nach der Fusion bereits 10 Jahre in der Geschäftsprüfungskommission Rapperswil-Jona. In der Politik war ich seit der Gründung der Ortspartei, nachdem man einen Kassier gesucht hatte. Das war kurz nach dem Jahr 1997. Schon früher als Schüler hatte ich meinen Schulkameraden die Abstimmungen erklärt. Damals gab es interessante Themen wie Frauenstimmrecht, Ausländerrecht (Schwarzenbach-Initiative), Bundespolizei, Waffenausfuhrverbot usw. Bei Abstimmungen habe ich bis heute an allen teilgenommen, es müssen rund 200 gewesen sein.»

Was waren Deine grössten Erfolge?
«Die Annahme meines Standesbegehrens betreffend eines Negativzinsverbots bei Pensionskassen war für mich ein Highlight. Der Kantonsrat hatte es angenommen mit Hilfe der SVP-Fraktion und der Ratslinken. Standesbegehren werden meistens sehr früh versenkt. Ich durfte nach Bern, um den Vorstoss vor der Wirtschaftskommission des Ständerats zu präsentieren. Schliesslich scheiterte die Vorlage im eidgenössischen Parlament. In Bern ist die «heilige Kuh» Nationalbank, welche Negativzinsen einkassierte, unfehlbar. Des Weiteren wurde der «Schiffsfünfliber», ein Ticketzuschlag, gekillt. Der Kanton Zürich hatte diesen im Alleingang eingeführt, ohne die Seeanstösserkantone St. Gallen und Schwyz zu konsultieren. Ich musste zwar den Antrag zurückziehen. Unsere St. Galler Regierung war nicht begeistert, der ZVV ist zu mächtig, hat später jedoch im Hintergrund verhandelt, so dass dieser «Schiffsfünfliber» nach einer Saison wieder aufgehoben wurde.»   

Erfolge sind das Eine, welche Enttäuschungen siehst Du im Rückblick? 
«Vieles ist vorbestimmt, auch vom Bundesrecht her, der Einfluss von Kantonsräten ist oft sehr gering. Bezüglich Zuwanderung, Umweltschutz und Finanzen/Steuern besteht ein ausgeprägter Graben zwischen Rechts- und Linksparteien, was oft zu stundenlangen Diskussionen führt. Persönlich hatte ich aber keine Berührungsprobleme mit Andersdenkenden (Linken und Grünen). Auffallend war auch, dass die Grünliberalen ihre fehlende Fraktionsstärke (keine Vertretung in den Kommissionen) mit sehr vielen Wortmeldungen kompensierten und die Session verlängerten.»

 

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Was waren die Herausforderungen in Deiner Amtszeit ? 
«Man kann nicht alle Akten studieren, heisst muss Schwerpunkte setzen. Man muss auf sich auf einige wenige Spezialgebiete konzentrieren. Bei mir waren es die Finanzen, Steuern, Verkehr, Energie. St. Gallen ist ein grosser Kanton, Delegiertenversammlungen und Fraktionssitzungen, inklusive Fahrweg, nehmen viel Zeit in Anspruch. Oft kommt man erst nach Mitternacht nach Hause.»   

Was hat Dich zum Entschluss gebracht, zurückzutreten? 
«Mein Alter. Ich bin seit eineinhalb Jahren pensioniert, zudem gibt es einige gesundheitlich Schwächen. Dann ist es eine Frage der Vernunft, die politische Arbeit jüngeren Kräften zu übergeben. Rückzug ins Privatleben ist mir wichtig, ich bin Grossvater geworden.»   

Was sind die grössten Baustellen, welche Deine Nachfolge antreten muss? 
«Vieles - Zuwanderung, Inflation, Finanzen, Krankenkassenprämien, Stromversorgung, Umwelt und Klima, Gesundheitsbereich, Bildung, teilweise Überalterung. Auf Ebene der Stadt Rapperswil-Jona der Verkehr inklusive ÖV, Strassenbau, Mobilität generell und die zunehmende Wohnungsnot.»    

Wie sieht Dein Leben nach dem Kantonsrat aus?
«Vorläufig bin noch Kassier in der SVP-Ortspartei, Revisor in der Kreispartei See-Gaster und eidgenössischer Delegierter. Beruflich mache ich vielleicht noch einige Beratungen. Für Linth24 schreibe ich weiterhin den Börsenbericht und kommentiere noch einige ad hoc-Ereignisse. Auch Hobbyfotograf bleibe ich.» 

Sonstiges, das Dir wichtig scheint? 
«Ich möchte mehr Freizeit in den Bergen verbringen. In Amden habe ich eine Ferienwohnung. Vielleicht verreise ich mal länger; seit über 25 Jahren hatte ich keine richtigen Ferien mehr.» 

Lieber Christopher, wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen Dir auf jeder Ebene das Beste für die Zukunft.

Markus Arnitz, Linth24