Die Mitarbeiter/-innen des OVWB, dem Ostschweizer Kompetenzzentrum für Menschen mit einer Körperbehinderung oder Hirnverletzung, sollen dank dem neuen Organisationsmodell mehr Verantwortung übernehmen können. Sie treffen mit ihrem Fachwissen und ihren Fähigkeiten im eigenen Zuständigkeitsbereich autonome Entscheidungen. Dabei geht es nicht einfach um die Einführung einer Methode, sondern um Veränderung einer inneren Haltung und der Kommunikationskultur. Soziokratie fördert die Entwicklung der Persönlichkeit jedes und jeder einzelnen.
Entscheide gemeinsam tragen
In der SKM werden Grundsatzentscheide im sogenannten Konsent getroffen. Das bedeutet, dass kein schwerwiegender Einwand eingebracht wird. Alle können mit der Lösung leben. Bis ein Konsent getroffen werden kann, werden im Kreis vorerst Informationen gesammelt, danach in ein bis zwei Runden Meinungen geäussert, bis es allenfalls zu einem Konsent kommt. Es gibt also keine Gewinner und Verlierer, sondern ein gemeinsames Tragen der Entscheide. Die Gleichwertigkeit der Kreismitglieder ist dabei von entscheidender Bedeutung.
Bereichernde Erfahrungen
Im Haus Selun und Movero in Walenstadt arbeiten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereits seit zwei Jahren mit der SKM. Die Institutionsleiterin Brigitta Buomberger berichtet: „Die Erfahrungen zeigen, dass die Mitarbeitenden durch diese Herangehensweise viel Neues aus anderen Bereichen erfahren und das Verständnis füreinander oder für ein Thema um ein Vielfaches gesteigert wird. Besonders erstaunlich und erfreulich sind die oft unerwarteten und kreativen Lösungen.“
Delegierte entscheiden auch auf Top-Ebene mit
Damit die Kreisentscheide auf allen Ebenen mitgetragen und überprüft werden, gibt es über die Delegierten eine doppelte Koppelung. Die Aufgabe der Delegierten ist von entscheidender Bedeutung. Delegierte werden in einer offenen Wahl von einem Team gewählt und vertreten im nächsthöheren Kreis die Interessen und Möglichkeiten des eigenen Teams. Sie wägen ab, ob ein Grundsatzentscheid umsetzbar ist. Buomberger: „Mein Vertrauen in die Weisheit des Kreises wächst bei jeder Versammlung. Ich empfinde Dankbarkeit für das vorhandene Wissen und die Erfahrungen der einzelnen Kreismitglieder, die gemeinsam zu einer Lösung beitragen.“
Mut zu bedeutenden Veränderungen
Mitbestimmung wurde im OVWB von Anfang an aktiv gelebt. Die Einführung der Soziokratie ist ein mutiger und zukunftsweisender Schritt zur Mitverantwortung auf der Ebene der Mitarbeiter/-innen sowie bald auch auf der Ebene der Klienten/-innen.
Weitere Informationen zum Thema und über ein bewegtes Jahr finden Sie im Jahresbericht 2018 des OVWB (online:https://www.ovwb.ch/ovwb/organisation/jahresbericht/).