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Kanton
28.08.2023
28.08.2023 19:50 Uhr

Wahl23: Junge Politiker in Kanti

Im Vorfeld der Parlamentswahlen vom 22. Oktober 2023 sorgte die Debatte mit der jungen Politikergarde für spannende Einblicke in die unterschiedlichen Ansichten und Argumente der Parteien.
Im Vorfeld der Parlamentswahlen vom 22. Oktober 2023 sorgte die Debatte mit der jungen Politikergarde für spannende Einblicke in die unterschiedlichen Ansichten und Argumente der Parteien. Bild: jg
Im Hinblick auf die eidgenössischen Wahlen lieferten sich fünf junge Politiker vor 250 KantischülerInnen eine packende Podiumsdiskussion über Klima-Proteste und Klima-Migration.

250 KantischülerInnen im Alter von 17 bis 20 Jahren konnten am 25. August 2023 eine spannende Podiumsdiskussion miterleben. Im Vorfeld der Nationalrats- und Ständeratswahlen kreuzten fünf junge PolitikerInnen in der Aula der Kantonsschule Wil die verbalen Klingen. Die Diskussionen zu den Themen «Politischer Aktivismus» und «Migration» vergingen im Fluge und widerspiegelten das breitgefächerte Meinungsbild in der Schweizer Parteienlandschaft. Einig war man sich darin, dass unsere Direkte Demokratie geschützt werden muss und dass politisches Engagement wichtig ist.

  • Grossaufmarsch für die Podiumsdiskussion in der Aula der Kantonsschule Wil. Bild: jg
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  • Die Diskussion auf dem Podium genoss stets die volle Aufmerksamkeit des Plenums. Bild: jg
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Diese Doppellektion «Geschichte der Gegenwart» an der Kantonsschule Wil war für alle Teilnehmenden und Beteiligten sehr interessant. Auf dem Podium konnte Lehrerin Katharina Ulmschneider folgende Politiker der jungen Generation begrüssen: 

  • Mike Egger (Nationalrat, SVP)
  • Ruben Schuler (Kantonsrat, FDP)
  • Marc Rüdisüli (Präsident JCVP Schweiz)
  • Andrea Scheck (Präsidentin SP Kanton St. Gallen)
  • Franziska Ryser (Nationalrätin, Grüne).

In der einleitenden Vorstellungsrunde stellte Lehrer Patrick Bernold die Frage, wie und weshalb die Podiumsteilnehmenden den Weg in die aktive Politik gefunden hatten. Die Spannweite der Gründe lag nicht weit auseinander, es ging primär darum, selbst an der Zukunft der Gemeinschaft mitzuarbeiten und diese auch in einer Richtung zu gestalten, die man für richtig hielt. Der Aufruf an das Publikum war deutlich: Engagiert Euch ebenfalls, nehmt an den Wahlen und Abstimmungen teil, überlässt die politischen Entscheide nicht vorwiegend der männlichen Generation 65+, die prozentual in höchstem Masse an die Urne geht.

Anschliessend wurde über zwei aktuelle Themen diskutiert, zu welchen die Schülerinnen und Schüler eine hohe Affinität haben: politischer Aktivismus und Migration. Von Schülervertretern ausgezeichnet moderiert, folgte eine lebhafte Debatte, an welcher sich auch das Publikum beteiligen konnte. Applaus gab es für pointierte Aussagen aus allen politischen Lagern.

Klimakleber, Klima-Streik und Last Generation

Sehr unterschiedlich waren die Ansichten sowohl bei den Themen «Klimakleber», «Klima-Streik» und «Last Generation». Während Egger (SVP) und Schuler (FDP) klar auf eine strafrechtliche Verfolgung pochten, weil mit diesen Aktionen Menschenleben gefährdet und die Wirtschaft geschädigt werde, sahen Scheck (SP) und Ryser (Grüne) darin eher eine Form des zivilen Ungehorsams, die in Notlagen angebracht sei. Rüdisüli (Die Mitte) empfahl die Umsetzung von Änderungen durch die Nutzung der legalen Mittel im Rahmen der Meinungs- und Versammlungsfreiheit – wie Streiks, Proteste, Initiativen und Petitionen.
Punkto Energiepolitik gingen die Meinungen ebenfalls weit auseinander, Widersprüche betreffend hehren Zielen und praktischen Umsetzungen wurden deutlich.

Migration: Klimaflüchtlinge und Schweizer Platzmangel

Beim Thema Migration wurde explizit die Frage aufgeworfen, ob nebst der Gefährdung des Lebens durch Krieg und Verfolgung in Zukunft auch die Folgen des Klimawandels als Grund für die Gewährung von Asyl gelten sollten. Ryser (Grüne) wies darauf hin, dass aktuell 23 Mio. Menschen wegen des Klimawandels auf der Flucht seien und es bald 140 Mio. sein werden, weshalb der Klimawandel ein legitimer Grund für Asyl werden sollte. Scheck (SP) war auch der Meinung, dass jede und jeder das Recht haben sollte, wegen des Klimas in ein anderes Land zu migrieren. Rüdisüli (Die Mitte) war der Meinung, dass wegen des starken Bevölkerungswachstums in Afrika das Klima als Asylgrund in Frage kommen könnte.

Egger (SVP) stellte diesen idealistischen Ideen eine realistische Beurteilung gegenüber. Die Schweiz werde, im Rahmen ihrer humanitären Tradition, den echten Flüchtlingen gerecht. Es fehle jedoch schlicht die Infrastruktur und das Land für weitere Millionen Migranten. Es gebe jetzt schon Platzprobleme und man wolle nicht alles verbauen. Schuler (FDP) verwies auf die Grünflächen, die geschützt werden müssen. Das gelte beispielsweise auch schon bei der geplanten Thursanierung, die 96 Hektaren Grünflächen kosten würde.

Egger (SVP) sieht weiter einen Widerspruch bei den Forderungen der SP und den Grünen, die zum einen die Natur und die Umwelt schützen möchten, auf der anderen Seite aber die Türen für alle öffnen möchten. Ryser (Grüne) verwies auf eine Studie, die darlege, dass allein durch verdichtetes Wohnen auf dem Level der Stadt Locarno und ohne die Nutzung von neuem Bauland die Bevölkerungszahl in der Schweiz auf 11 Mio. gesteigert werden könnte. Kopfschütteln bei Egger (SVP), der den Willen der Eigentümer, die Finanzierung und den Zeitplan für eine solche Entwicklung in Frage stellte.

Trotz teils hitziger Diskussionen war die Stimmung auf dem Podium ausgezeichnet. Bild: jg
Sie moderierten die Diskussionen in beispielhafter Weise: v. L. Janine Dönni, Aldin Hamidovic, Timo Benz und Laurine Frauchiger. Bild: jg
Zum verbalen Schlagabtausch kam es besonders oft zwischen Nationalrätin Franziska Ryser (Grüne) und Nationalrat Mike Egger (SVP). Bild: jg
Jürg Grau / Linth24