Dreieinhalb Monate ist Roli N. nun schon in Rapperswil-Jona zurück. Hier wurde er geboren, hier wuchs er auf. In seinem Leben lief vieles schief. Er geriet in den Drogensumpf und machte sich nicht nur Freunde. Doch nun scheint er geläutert – und kämpft für eine faire Chance.
Eine Hündin musste sterben
Aber die Zeit läuft gegen ihn. Seit dreieinhalb Monaten nächtigt er in einem kargen Holzverschlag beim Joner Vita Parcours: «Der Förster drückt ein Auge zu», sagt er. Doch das Leben unter freiem Himmel zehrt an der Substanz. Roli wirkt abgemagert. Und einer seiner Hündinnen wurden die Strapazen zu viel: «Ich musste sie einschläfern lassen», erzählt Roli traurig.
Noch wird er von zwei Vierbeinern begleitet – Filou und Flip. Die beiden sind einer der Gründe, weshalb er noch immer keine feste Bleibe hat: «Mit Hunden eine Wohnung zu finden, ist nicht einfach». Aber eine feste Adresse wird von der Stadtverwaltung als Voraussetzung für die Anmeldung verlangt.
«Ich bin kein Sozialfall»
Roli ist im Stolz verletzt: «Ich bin kein Sozialfall. Ich kann meinen Lebensunterhalt selber bestreiten. Es nervt mich, dass gewisse Leute nach der KESB rufen.» Dass er nicht bei seinen Eltern einzieht, sei ein Gebot der Fairness: «Sie sind alt. Und ich will ihnen nicht zur Last fallen.»
Aber es gibt Menschen, die ihm helfen – beispielsweise das Personal im Altstadt-Café «Gioia della Vita» (Lebensfreude). Sie lassen ihn die Toilette benutzen. Auch das Handy kann er dort laden.
Trotzdem ist die Lebensfreude aus seinen Augen gewichen. Der Kauf eines Wohnwagens hat sich diese Woche zerschlagen. Eine Wohnung hat er weiterhin nicht in Aussicht. Aber mit den sinkenden Temperaturen und dem nahenden Herbst ist ebenso klar: Im Wald können Roli und seine Hunde nicht bleiben. «Es wird allmählich ungemütlich», sagt Roli.
Gibt es einen Ausweg?
Die Geschichte ist längst zum Drama geworden – und die Situation scheinbar ausweglos vertrackt. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt: «Ich wünsche mir innig, dass ich eine faire Chance erhalte.» Roli nimmt einen Schluck Kaffee. Die Rechnung bezahlt er selber. Stolz, Anstand und Respekt hat er nicht verloren.