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Rapperswil-Jona
26.06.2019
27.06.2019 00:04 Uhr

Stadtrat unterzeichnet Charta für Behinderte

Von Links: Ulrich Appenzeller, Hans Wigger, Martin Stöckling, Hansjörg Goldener
Von Links: Ulrich Appenzeller, Hans Wigger, Martin Stöckling, Hansjörg Goldener
Der Stadtrat von Rapperswil-Jona hat sich gegenüber der Stiftung Balm schriftlich verpflichtet, die Gleichstellung von Behinderten zu realisieren. Das Versprechen soll nicht nur für geistig Beeinträchtigte gelten.

Im relativ kühlen Stadthaus trat Stadtpräsident Martin Stöckling vor den Medien mit salbungsvollen Worten für die gute Sache ein: «Es ist eine noble Rolle des Gemeinwesens, auch einzelne Teile der Bevölkerung mitzunehmen». Die vorliegende Charta für die Gleichstellung von Behinderten sei «mehr als nur eine schöne Geste, mehr als eine Absichtserklärung». Für Stöckling geht es «um Menschenwürde und Teilhabe».

Ähnliche Worte fand Hans Wigger, Präsident der Stiftung Balm: «Der heutige Tag ist ein guter Tag». Zuerst für die Menschen mit einer geistigen Behinderung, welche in der Stiftung Balm seit über 50 Jahren betreut werden. Es sei aber auch ein guter Tag für die Stadt, die sich heute stark für Bildung, Kultur, Sport und Familien einsetze, aber noch mehr für die Behinderten tun könne. Mit der Charta werde ein starkes Zeichen gesetzt. «Wir sind froh und dankbar» sagte Wigger.

Zufriedene Gesichter nach der Unterzeichnung. Von Links: Ulrich Appenzeller, Hans Wigger, Martin Stöckling, Hansjörg Goldener

Vorreiterrolle der Stiftung Balm

Die Idee für die Charta und dass die Stadt das unterzeichnet, kam von der Stiftung Balm. «Wir wollen uns da nicht mit falschen Federn schmücken», sagten der Stadtpräsident und der ihn begleitende Stadtschreiber Hansjörg Goldener.

Gemäss Ulrich Appenzeller, CEO der Balm Stiftung, ist Rapperswil-Jona die erste Stadt im Kanton, die sich so stark verpflichtet. Basis dafür ist die UNO Charta für Menschen mit Behinderungen aus dem Jahr 2006.

Nicht alle Behinderten sind dabei

Nicht Teil der Rapperswiler Charta sind die Verbände für Blinde, Höhr- oder Gehbehinderte. Ob es denn nicht heikel sei, dass nicht alle Behindertenorganisationen teilnehmen, fragte ein Journalist bei der Medienpräsentation.

Hansjörg Wigger sagte dazu kurz: «Wir mussten mal mit etwas anfangen». Martin Stöckling witterte die politische Komponente und antwortete: «Vieles was in der Übereinkunft steht, ist generisch, gilt für alle Arten Behinderungen, nicht nur für geistige.»

Nach der Unterschrift der Handschlag: Hans Wiger, Stiftungspräsident Balm (links Mitte) und Martin Stöckling, Stadtpräsident Rapperswil Jona (rechts Mitte)

Die Originale

Viel Arbeit für die nächsten Regierungsjahre

Im Stadtrat habe man realisiert, dass es noch viel zu tun gibt im Bereich Behinderten. Gut sei man schon beim Thema «Mobilität». Da würden zum Beispiel für viel Geld, zusammen mit den SBB, die Bahnsteige Rollstuhlgängig gemacht.

Aber der Stadtrat habe realisiert, dass die bisherige Sichtweise zu eng war. Es müssten vor allem auf der Kommunikationsebene ganz andere Wege benutzt werden. «Komplizierte Texte oder Social Media sind für geistig Behinderte nicht die richtigen Kanäle», sagte Stöckling.

Gleichzeitig dämpfte der Stadtpräsident von Rapperswil-Jona die Erwartungen: «Wir werden jetzt nicht Millionen sprechen können für dieses Thema». Man wolle Schritt für Schritt vorangehen. Und der erste Schritt sei das Bewusstsein des Problems.

Die beiden Vertreter der Stiftung Balm nahmen das lächelnd zur Kenntnis.

Mario Aldrovandi